Von Kiosken und Trinkhallen
Eine gemischte Tüte

Ludwigshafen. Als Beitrag des Stadtmuseums im Rathaus-Center zum OFF//FOTO 2020, Festival für künstlerische Fotografie in Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und der Metropolregion Rhein-Neckar ist seit dem 2. April bis Ende Juni 2020 die Foto-Ausstellung „Eine gemischte Tüte - von Kiosken und Trinkhallen in Ludwigshafen“ zu sehen - wegen der Schließung des Stadtmuseums allerdings nicht vor Ort, sondern im Internet auf der Homepage der Stadt, unter www.ludwigshafen.de/stadtmuseum/kioske.
Damit will das Stadtmuseum, unterstützt durch den Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, Interessierten die Möglichkeit bieten, das Ausstellungsprojekt online zu verfolgen. Die sogenannten Trinkhallen entstanden in Zeiten der fortschreitenden Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Zunächst dienten sie als Wasserhäuschen, die Mineralwasser anboten, sei es, um den Alkoholkonsum der Arbeiter einzudämmen oder um allgemein etwas für die „Volksgesundheit“ zu tun, da Leitungswasser noch nicht gut trinkbar war. Bald erweiterten die Trinkhallen jedoch ihr Warenangebot und breiteten sich aus. Immer noch gibt es in Deutschland geschätzt über 20.000 von ihnen. Ob man dort Süßigkeiten, Bier, Zigaretten, Zeitschriften oder anderes schnell, unkompliziert und oftmals auch außerhalb gängiger Ladenöffnungszeiten kaufen möchte, der Umsatz dieser Kleinstgeschäfte ist bis heute ein nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor.
Auch die soziale Komponente von Kiosken und Trinkhallen als wichtige Treffpunkte für Menschen einer gemeinsamen Nachbarschaft ist nicht zu unterschätzen. Einige haben sogar eine richtig emotionale Bindung an „ihr“ Kiosk. Etwas, das kaum ein Supermarkt heutzutage zu leisten vermag. Teilweise wird der Aufenthalt am Kiosk als Teil eines persönlichen Heimatgefühls empfunden.
Kerngebiete für Kioske und Trinkhallen sind das Ruhrgebiet, Berlin sowie der Frankfurter Raum, doch auch andere Großstädte mit einem Schwerpunkt auf Industrie wie beispielsweise Ludwigshafen. Heute gibt es zwar längst nicht mehr so viele Kioske oder Trinkhallen wie vor allem zur Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders ab den späten 1950er Jahren. Dafür zeugen spannende und berührende Fotografien von ihrer „Glanzzeit“. Diese Fotografien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bildete die Idee zu dieser Ausstellung.
Die gezeigten Fotografien aus unterschiedlichen Jahrzehnten und ganz verschiedenen Standorten im gesamten Stadtgebiet des heutigen Ludwigshafens präsentieren und dokumentieren ohne den Anspruch auf Vollständigkeit und ohne einen Schwerpunkt auf ihre künstlerische Qualität und Bedeutung, einen berührenden Rück- und Einblick in einen Teil der städtischen Geschichte und des urbanen Alltagslebens.
Die Idee zur Ausstellung hatte der Ludwigshafener Roland Koch. Er ist passionierter Sammler alter Stadtansichten und langjähriger treuer Besucher des Stadtmuseums.
Für das aktuelle Projekt hat er im Stadtarchiv recherchiert und auch neue Fotos aus dem heutigen Stadtbild beigesteuert. Hauptquelle der hier gezeigten Bilder ist das Stadtarchiv Ludwigshafen. Weitere Ergänzungen aktueller Ansichten stammen von Roland Koch, dem Initiator der Ausstellung, und Prof. Dr. Michael Fingerle sowie den Leihgeber* innen Bernd Detroy, Matthias Thomas Fanck und Sandra Abel. Kuratiert wurde die Ausstellung von der Leiterin des Stadtmuseums, Dr. Regina Heilmann. kim/ps

Autor:

Kim Rileit aus Ludwigshafen

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