Fahrradtour wirbt für Entscheidungsfreiheit bei Brustoperation
Von Charlotte Basaric-Steinhübl
Ludwigshafen/Mannheim. Antje Proft fährt für ihr Leben gern Rad. Im August und September ist sie wieder unterwegs, ihre Tour führt diesmal von Freiburg nach Köln. Mit im Gepäck hat die Leipzigerin „Mutmach-Post“ für Brustkrebspatientinnen. Denn seit 2012 lebt Antje mit Brustkrebs und seit Oktober 2021 ohne rechte Brust. Als die Brust entfernt wurde, hat sie sich entschieden, den Verlust nicht durch eine Epithese oder einen Brustaufbau zu kaschieren, daher ist dies für alle sichtbar.
Ziel ihrer Radtour ist es, mit Patientinnen, Ärzt*innen und Pfleger*innen über das Thema „brustlos leben“ ins Gespräch zu kommen. Dafür besucht sie Brustzentren entlang ihrer Strecke.
Am Samstag, 3. September 2022, wird sie das Brustzentrum des Diakonissen-Krankenhauses in Mannheim besuchen, am Sonntag, 4. September 2022, ist sie im Klinikum Ludwigshafen bei Dr. med. Martina Dauscher-Zohlnhöfer zu Gast. Danach geht es für sie weiter Richtung Gernsheim, dabei wird sie voraussichtlich von einigen Teilnehmerinnen der Frauenselbsthilfe Krebs Ludwigshafen begleitet, die das Anliegen unterstützen möchten.
Unsere Wochenblatt-Redakteurin Charlotte Basaric-Steinhübl hat Antje Proft im Vorfeld interviewt.
???: Wie leicht ist Ihnen die Entscheidung gefallen, Ihre Brust nach der Entfernung nicht mit Silikon wieder aufbauen zu lassen oder eine Brustprothese zu tragen?
Antje Proft: Ich habe von 2013 bis zur OP 2021 ein Silikonimplantat in der betroffenen rechten Brust gehabt. Beim vierten Auftreten des Brustkrebses auf dieser Seite gab es gar keine andere Alternative als die Entfernung dieses Implantats. Der Abschied ist mir nicht schwer gefallen, da das für mich ohnehin nicht mehr „meine“ Brust war, sondern nur eine optische Hülle. Nach der OP im letzten Oktober bin ich mit dem Gefühl aufgewacht, dass nun endlich wieder das innere Körperbild mit dem äußeren übereinstimmt. Daher gab es seitdem nicht einen einzigen Moment, wo ich dies mit einer Epithese kaschieren wollte.
???: Wer hat Ihnen bei der Entscheidung geholfen?
Antje Proft: Die Frauen von AMSOB haben mir durch ihre sehr persönliche und passgenaue Beratung auf dem Weg zur Entscheidung unterstützt. Natürlich gab es auch viele Gespräche in meinem Familien - und Freundeskreis, der mich bestärkt hat, meinem Bauchgefühl zu folgen.
???: Wie haben die Ärzte auf Ihre Entscheidung reagiert?
Antje Proft: Ich bin mir gar nicht sicher, ob „mein“ Professor weiß, dass ich komplett ohne Epithese lebe. Den Anspruch eine OP mit optisch ansprechender Narbe durchzuführen hatte er natürlich ohnehin und das ist ihm auch bestens gelungen.
???: Wie sind Sie auf der Idee mit der Fahrradtour gekommen?
Antje Proft: Ich bin bereits in den letzten drei Jahren im Sommerurlaub mit viel Freude auf Radtour gewesen. Da lag die Idee, dies jetzt mit dem Besuch der Brustzentren zu verbinden, praktisch auf der Hand.
???: Was möchten Sie damit erreichen?
Antje Proft: Ich möchte den von Brustkrebs betroffenen Frauen Mut machen ihren ganz eigenen Weg und Umgang mit der Erkrankung und ihren Folgen zu finden. Dabei soll eben auch die Entscheidung, ohne Rekonstruktion der Brust weiter leben zu wollen, eine in der Gesellschaft akzeptierte und von den Ärzten als Alternative zum Brustaufbau in die Beratung einbezogene Variante sein.
???: Und wie waren die bisherigen Besuche auf Ihrer Tour?
Antje Proft: In den Brustzentren wurde ich vom dort tätigen Personal äußerst freundlich empfangen. Ich habe eine große Offenheit gegenüber dem Thema wahrgenommen und unser Informationsmaterial von AMSOB wurde auch begeistert entgegen genommen. Alle besuchten Zentren sind wahre „Mutmachstationen“, in denen das dort tätige Personal alles dafür tut, die betroffenen Frauen mit der für sie individuell passenden Therapie zu heilen.
Danke für das Interview und viel Freude und Erfolg bei der Tour!
Weitere Informationen:
Tour-Blog: https://brustlosnichtradtlos.wordpress.com
Verein „Selbstbewusst ohne Brust“: https://amsob.de/
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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