OB Steinruck: Stadtteile und Generationen miteinander verbinden
Ludwigshafen. Durch den Bau der Helmut-Kohl-Allee als Ersatz für die Hochstraße Nord wird eine innerstädtische Gesamtfläche von rund 39 Hektar frei, die die Stadtteile Mitte und Nord miteinander verbindet und vom Rhein im Osten bis zum Hauptbahnhof im Westen reicht. Bevor Planungsbüros im Rahmen eines Werkstattverfahrens erste Ideen entwickeln, möchte die Stadtverwaltung von den Bürgern wissen, was ihnen bei der Planung besonders wichtig ist. Dafür startete am Montag, 19. August, ein rund dreiwöchiger Online-Dialog auf www.ludwigshafen-diskutiert.de.
Der Abriss der Hochstraße Nord ist die Voraussetzung für den Bau der Helmut-Kohl-Allee als normale, innerstädtische Straße, wie es sie auch in anderen Städten gibt. Die Helmut-Kohl-Allee schafft den Raum für ein neues innerstädtisches Quartier. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat die LCE LU-City Entwicklungs-GmbH für die Stadt Ludwigshafen erste Grundlagen für die Planungen ermittelt und so genannte Quartiersbausteine sowie Querschnittsthemen festgelegt. Neben der Schaffung von zeitgemäßen Wohnangeboten spielen die Themen Kitas und Schulen, Arbeitsplätze und die Erreichbarkeit des neuen Quartiers eine wesentliche Rolle, genauso wie die Gestaltung des öffentlichen Raums mit Grünflächen und Frischluftschneisen. Mit dem neuen Stadtquartier soll eine lebenswerte und zukunftsorientierte städtische Umgebung geschaffen werden, die den Bedürfnissen und Wünschen der Stadtgesellschaft entspricht und gleichzeitig die Anforderungen an eine moderne, soziale, innovative und nachhaltige Stadtentwicklung erfüllt. In einem Werkstattverfahren werden ab September ausgewählte Planungsteams Ideen entwickeln. Begleitet und unterstützt wird das mehrstufige Werkstattverfahren durch eine kontinuierliche Information der Öffentlichkeit sowie Bürgerbeteiligung. Die LCE koordiniert die Entwicklung des neuen Stadtquartiers im Auftrag der Stadt Ludwigshafen.
OB Steinruck: Frühzeitige Bürgerbeteiligung
„Das neue Stadtquartier wird die Stadtteile Nord und Mitte miteinander verknüpfen. Es verbindet aber auch Generationen miteinander, denn wir planen und diskutieren heute über ein Stadtquartier von morgen. Das ist eine riesige Chance, die nicht viele Städte haben, und es ist eine Chance, ähnlich wie beim Rheinufer Süd, der Stadt und der Stadtgesellschaft etwas zurückzugeben. Es ist mir ein großes Anliegen, diesen Prozess von Beginn an transparent und nachvollziehbar zu gestalten, unterschiedliche Perspektiven und Expertisen zusammenzuführen und im Dialog von Fachplaner*innen, Politik, Verwaltung und Bürgerschaft gemeinsam die Weichen für das Ludwigshafen von morgen zu stellen. Um ein möglichst breites fachliches Spektrum an Ideen zu erhalten, haben wir uns dafür entschieden, ein Werkstattverfahren durchzuführen. Ein Werkstattverfahren ist ein geordneter und auch rechtlich definierter Prozess, bei dem sich Planungsgemeinschaften der Aufgabe stellen, Ideen für das neue Stadtquartier zu entwickeln.
Diesen Planungsstrang verbinden wir mit einer mehrstufigen Bürgerbeteiligung. Auch wenn wir uns planungstechnisch noch auf einem sehr abstrakten Niveau befinden, ist es mir wichtig, dass wir uns frühzeitig auf gemeinsame Grundsätze und Schwerpunkte für die Entwicklung des neuen Stadtquartiers verständigen und ihm dadurch eine erste Kontur geben“, betont Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck.
„Unsere Aufgabe als LCE ist es, auf Basis der planfestgestellten Helmut-Kohl-Allee und weiterer Voruntersuchungen zwischen September 2024 und Januar 2025 ein städtebauliches und freiraumplanerisches Werkstattverfahren durchzuführen, um in insgesamt vier Werkstattterminen, so genannten Kolloquien, die bereits bestehenden Überlegungen im Sinne eines lebenswerten, umweltgerechten, innovativen und resilienten Stadtquartiers weiterzuentwickeln und zu vertiefen“, erläuterte Sonja Müller-Zaman, Geschäftsführerin der LCE, das fachliche Verfahren.
Werkstattverfahren als Instrument der Stadtentwicklung
Das Werkstattverfahren ist ein gängiges Verfahren und wichtiges Instrument der Stadtentwicklung, das einen Ideenwettbewerb und Raum für Dialog ermöglicht und nachhaltige Planung absichert.
Gleichwohl unterliegt es gesetzlichen Regelungen und klaren Spielregeln, die auch die Planungsgemeinschaften, die im Wettbewerb zueinander stehen, schützen. Verfahrensschritte und -formate orientieren sich daran. Im Zuge des Werkstattverfahrens werden drei Teams aus Stadtplaner*innen beziehungsweise Architekt*innen zusammen mit Landschaftsarchitekt*innen grundsätzliche Ideen und Konzepte im Sinne eines Strukturkonzepts für das neue Stadtquartier entwickeln und in ausgewählten Teilbereichen vertiefen. Die teilnehmenden Büros sind: Hähnig-Gemmeke Architekten (Tübingen), ADEPT (Kopenhagen) sowie Rheinflügel Severin (Düsseldorf). Dem Werkstattverfahren vorgeschaltet war ein offener Teilnahmewettbewerb. Das Verfahren selbst ist kooperativ: In einem Auftaktkolloquium am Donnerstag, 12. September werden die fachlichen Rahmenbedingungen und Ziele unter Federführung eines Fachgremiums erörtert. Dem Fachgremium unter Vorsitz von Prof. Markus Neppl aus Karlsruhe gehören Architekt*innen, Stadtplaner*innen und Landschaftsarchitekt*innen aus Deutschland und der Region an. Auch die Hinweise aus dem vorgeschalteten Online-Dialog mit der Bürgerschaft fließen dort ein. Die Planungsgemeinschaften stellen einem Beratungsgremium in zwei Schritten Zwischenergebnisse vor und erhalten Anregungen und Hinweise für die weitere Bearbeitung, bevor im Rahmen einer Abschlusswerkstatt ein Zielkonzept ausgewählt wird. Begleitet wird das Verfahren durch ein hochrangig besetztes Fachgremium sowie durch ein Sachgremium. Das stimmberechtigte Sachgremium besteht aus dem Stadtvorstand und dem Vorstand der GAG. Das beratende Sachgremium besteht neben Fachleuten der Stadtverwaltung, aus Geschäftsführung und Aufsichtsräten der LCE, vom Stadtrat entsandten Aufsichtsräten der LCE/GAG und aus den Ortsvorstehern der Nördlichen und Südlichen Innenstadt. Die Ergebnisse der Planungswerkstatt dienen als Grundlage für die weiteren Planungsschritte. Die Stadt Ludwigshafen verbindet das fachplanerische Verfahren der Stadtentwicklung mit einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung.
Online-Dialog und begleitende Bürgerbeteiligung
Am kommenden Montag, 19. August, startet ein erster, rund dreiwöchiger digitaler Bürgerdialog auf www.ludwigshafen-diskutiert.de. Bürger*innen haben die Möglichkeit, Verwaltung, Beiräten und Planungsbüros einfach und unkompliziert mit auf den Planungsweg zu geben, was ihnen wichtig ist, was beachtet und gewichtet werden soll. Der Dialog orientiert sich dabei an den Quartiersbausteinen und Querschnittsthemen. So gibt es beispielsweise Fragen nach den Vorstellungen und Ideen der Bürger*innen zu Wohnraum und Wohnformen, welche Präferenzen es mit Blick auf Mobilität und Erreichbarkeit gibt, was als wichtig bei der Planung von Kitas und Schulen erachtet wird und welche Vorstellungen und Wünsche es mit Blick auf die Gestaltung des öffentlichen Raums mit Grünflächen und für den Klimaschutz gibt. Im Zuge des dann startenden Werkstattverfahrens erhalten die Planungsteams diese Hinweise und Ideen zusammen mit weiteren fachlichen, städte- und landschaftsplanerischen Anforderungen an die Hand, damit diese sich damit auseinandersetzen. Liegen dann während des mehrstufigen Verfahrens erste Entwürfe für das Zielkonzept vor, laden Stadtverwaltung und LCE im Dezember in einem weiteren
Beteiligungsschritt zu einer Bürgerwerkstatt ein, bei der die Ansätze erläutert werden und die Bürger*innen noch einmal Feedback geben können. All das fließt in die abschließenden Planungsentwürfe ein, die Anfang kommenden Jahres wiederum öffentlich vorgestellt und begutachtet werden. Auch das verbinden Stadtverwaltung und LCE wieder mit einem Bürgerdialog. Die aus Jurysicht nachhaltigsten und besten Entwürfe werden dann den stadträtlichen Gremien zur weiteren Entscheidung für die Rahmenplanung des neuen Stadtquartiers vorgelegt. hät/red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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