Inklusion und 70 Jahre Sportbund Pfalz standen im Mittelpunkt
Doppelt Grund zum Feiern in Ludwigshafen
Sportabzeichen.Wer draußen Sport treibt, muss mit Überraschungen rechnen, das haben auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim dritten Tourstopp der Sportabzeichen-Tour am 12. Juni in Ludwigshafen erlebt. Die Promi-Staffel fiel wegen Regens aus. Aber auch wenn der Himmel bewölkt und das Wetter wechselhaft war – der guten Laune hat das keinen Abbruch getan. Die Stimmung im frisch sanierten Südweststadion mit seiner großen Leichtathletikhalle und der Sportmeile davor war bestens.
„Sport hat in Rheinland-Pfalz eine überragende Bedeutung: Von vier Millionen Menschen betreiben 3,1 Millionen Vereinssport“, sagte Rudolf Stich, Staatssekretär im Innenministerium Rheinland-Pfalz bei der offiziellen Eröffnung. „Es ist wichtig, dass Kinder Sport treiben, damit sie ein Leben lang fit bleiben,“ meinte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und freute sich über die rund 1.800 Schülerinnen und Schüler, die zur Sportabzeichen-Tour gekommen waren.
„Wir feiern heute die Einweihung des Stadions und 70 Jahre Sportbund Pfalz. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, allen Lehrerinnen und Lehrern, allen Kampfrichterinnen und Kampfrichtern ein dickes Dankeschön dafür zu sagen“, ergänzte Karin Fehres, Vorstand Sportentwicklung im Deutschen Olympischen Sportbund, die selbst jedes Jahr das Deutsche Sportabzeichen ablegt. Im Namen des DOSB bedankte sie sich auch beim Sportbund Pfalz, der Stadt Ludwigshafen und der ADD Außenstelle Neustadt für die Organisation einer rundum gelungenen Veranstaltung.
Im Dauereinsatz waren auch die Sportbotschafter der Nationalen Förderer des Deutschen Sportabzeichens, zu denen auch die Krankenkasse BKK24 gehört. kinder+Sport-Botschafter Frank Busemann, Olympiazweiter im Zehnkampf von Atlanta 1996, ließ sich genauso gern als Tempomacher einspannen, wie der Rekordhalter im Stabhochsprung in der Halle, Danny Ecker, der für die Sparkassen-Finanzgruppe in Ludwigshafen dabei war, und Moderatorin und Speakerin Miriam Höller, die für Ernsting's family mit der Sportabzeichen-Tour unterwegs ist.
Ein Rollstuhlfahrer zum Anfassen
Wie wichtig Sport und Bewegung als Ausgleich für das viele Sitzen in der Schule oder im Büro sind, das ist auch ein wichtiges Anliegen von Jörg Holzem. Der 46-Jährige ist vor über 20 Jahren als Forstarbeiter von einer herabfallenden Baumspitze so schwer verletzt worden, dass er im Rollstuhl landete. „Egal ob behindert oder nicht, man muss sich bewegen. Es ist wichtig, dass das Oberstübchen ausgelüftet wird.“
Er selbst fand den Ausgleich, den er nach seinem Unfall suchte, im Rollstuhl-Rugby bei der RSG Koblenz. Noch heute spielt er in der Bundesliga. Zehn Jahre gehörte er zur Deutschen Nationalmannschaft im Rollstuhl-Rugby, war bei zwei Paralympics und mehreren Weltmeisterschaften dabei und hat so die ganze Welt gesehen. „Ich mochte den Menschen vermitteln, dass ein Leben auch im Rollstuhl schön sein kann“, so Jörg Holzem. Bei der Sportabzeichen-Tour in Ludwigshafen machte er vor, wie er mit ganz alltäglichen Situationen umgeht, wie zum Beispiel einen Ball aufzuheben oder Bordsteine zu überwinden.
Am Rand des Rollstuhl-Parcours beantwortete er aber auch geduldig alle Fragen der Kinder. „Kinder dürfen mich alles fragen. Ich bin ein Rollstuhlfahrer zum Anfassen“, betonte er.
Seit rund zwei Jahren tourt Jörg Holzem mit seinem Projekt „Leben im Rollstuhl“ durch Schulen in Rheinland-Pfalz, das er in Kooperation mit dem Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband Rheinland-Pfalz anbietet. Auf die Idee dazu haben ihn seine beiden eigenen Kinder gebracht. Bei den Workshops in den Schulen erzählt er von seinem Unfall, der Liebe zum Sport und den ganz normalen Herausforderungen im Leben eines „Rollifahrers“. In einem praktischen Teil können die Kinder dann selbst ausprobieren, wie man sich im Rollstuhl bewegt oder sogar Rugby spielt. „Die Kinder sind immer ganz heiß drauf, mal selbst im Rollstuhl zu sitzen und zu erleben, wie das ist“, so Jörg Holzem. Auch den Besucherinnen und Besuchern der Sportabzeichen-Tour wird diese Erfahrung sicher in Erinnerung bleiben. ps
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.