Eberhard Gienger ist der 52. Träger der Mannheimer Kochschürze
„Der Doppelsalto am Reck geht noch immer!“
von Peter Engelhardt
Auszeichnung. Der einstige Turnweltmeister Eberhard Gienger erhielt am Montagabend im festlichen gedeckten Casino der MVV die 52. Mannheimer Kochschürze. Damit gehört er nun wie viele namhafte Vorgänger in den illustren Kreis der besten Hobbyköche.
Auch für das Mannheimer Energieunternehmen (MVV) war diese Veranstaltung etwas besonderes, fand die feierliche Verleihung doch bereits zum 50. Mal in dessen Räumlichkeiten statt. Voller Stolz und Freude blickte Bert Schreiber, „spiritus rector“der Rustikalen Feinschmeckerküche auf die Anfänge der „Schaffermahlzeit des Südens“ zurück. Was 1969 bei einer Ausstellung im Hause der MVV mit einem Kochkurs auf einem Elektroherd angefangen hatte, gilt heute als eine gesellschaftlich-hochrangige und äußerst gesellige Zusammenkunft von Männern, die in den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens erfolgreich „rühren“. Somit erklärt sich die symbolische Existenz von Kochschürze und Holzlöffel. Nebst zahlreichen ehemaligen Würdenträgern wie dem Astronauten Dr. Ulf Merbold (Kochschürzenträger 2017), dem früheren Showmaster Max Schautzer (1998) oder dem Publizisten Dr. Hugo Müller-Vogg (2016) erwiesen auch viele Prominente aus Politik, Sport und Wirtschaft der Veranstaltung die Ehre. Und die wahren „Meister der Hobbyköche“ hatten mit einem sehr schmackhaften Vier-Gänge-Menu wieder jede Menge an kulinarischer Kreativität auf die Teller gezaubert. Mehr als eine verbale Kostprobe gab es nach der offiziellen Zeremonie vom frisch geehrten Eberhard Gienger. Am Rednerpult angekommen präsentierte der mehrfache Deutsche Meister, dreifache Europameister und Weltmeister 1974 am Reck, Bronzemedaillengewinner von Montreal 1976 seine „Curriculum Vitae“ der ganz besonderen Art. Mit teilweise unbekannten lebensfrohen und hintersinnigen aber jeweils passenden Gedichten von Eugen Roth, Joachim Ringelnatz und Wilhelm Busch ließ er die Gäste an seinen jeweiligen Lebensabschnitten teilhaben. So erfuhr man, dass er, der ursprünglich Fußballer werden wollte, dem „Fußballwahn“ frühzeitig abschwor und so den Weg zu einem der erfolgreichsten internationalen Turner der Nachkriegszeit wurde. Schon in der Laudatio hatte Bert Schreiber den neuen Kochschürzenträger als schlagfertig und belesen beschrieben. Dies stellte „Ebse“ Gienger nachdrücklich unter Beweis. Mit einem großen Dank an alle, die zu diesem erfolgreichen und kurzweiligen Abend beitragen hatten ging die Veranstaltung zu Ende. pete
Das Wochenblatt sprach mit dem frischgebackenen Mitglied der Mannheimer Kochschürze unmittelbar nach dem „kulinarischen Ritterschlag“.
???: Wie fühlt man sich nach dieser Ehrung?
Eberhard Gienger: Ich bin sehr stolz, vor allem wenn man zwei Aspekte berücksichtigt: zum einen ist das Kochen eher nicht mein Ding und zum andern, wenn man heute hier sieht, wer alles eingeladen war und in welchem illustren Kreis ich mich nun befinde, dann fühle ich mich sehr gut aufgehoben in dieser Gesellschaft. Es ist mir eine Ehre, die Mannheimer Kochschürze zu tragen.
???: Hatten Sie von der Mannheimer Kochschürze im Vorfeld schon mal gehört?
Gienger: Zugegebenermaßen habe ich zuvor davon noch nichts gehört. Es geht wohl um besondere Leistungen beim Kochen, aber dass muss nicht die Bedingung für die Auszeichnung sein. Es geht auch um Leistungen anderer Art.
???: Können Sie kochen? Und was ist ihr Lieblingsgericht?
Gienger: Ich bin ein lausiger Koch, aber ein fantastischer Esser. Ich bevorzuge die schwäbische und die italienische Küche. Rahmschnitzel mit Spätzle und Salat ist mein Lieblingsessen.
???: Verfolgen Sie noch den Deutschen Turnsport? Sind Sie selbst noch aktiv?
Gienger: Ich verfolge nach wie vor alles. Ich war gerade bei der Einsetzung eines Kuratoriums für die Weltmeisterschaft im Oktober in Stuttgart. Bin auch noch sportlich tätig, natürlich nicht ganz so wie früher, aber der Doppelsalto am Reck geht noch...
???: Wie sieht es mit ihrem großen Hobby Fallschirmspringen?
Gienger: Das mache ich noch heute. Bis zu hundert Absprüngen pro Jahr.
???: Was fasziniert Sie am Fallschirmsprung und wann sind Sie das erstemal gesprungen?
Gienger: Man fühlt sich frei wie ein Vogel und das mit menschlichen Mitteln. Erstmals gesprungen bin ich im Sommer 1987. Vormittags mit einem Tandemsprung. Davon war ich so begeistert, dass ich am späten Nachmittag des selben Tages noch den Einzelsprung gewagt habe. Ich hatte natürlich auch Angst, beziehungsweise gehörigen Respekt.
???: In Mannheim sind Sie ja auch schon ein paar Mal abgesprungen?
Gienger: Ja, ein paar Mal bei einer Reitveranstaltung von Peter Hofmann auf dem Maimarktgelände und bei den Baseballern der Mannheim Tornados.
???: Wie steht es um ihr politisches Engagement?
Gienger: Ich bin seit siebzehn Jahren Mitglied im Bundestag und seit 2013 sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion und auch ordentliches Mitglied im Ausschuss für Forschung und Bildung. pete
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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