Klimaangepasstes Waldmanagement
Waldentwicklung in Zeiten des Klimawandels
Von Frank Schäfer
Pirmasens. Veränderte Wetterbedingungen wie Hitze, Trockenheit und Stürme setzen dem Wald schwer zu und stellen ihn vor große Herausforderungen. Durch lange Hitze- und Trockenperioden können Bäume geschwächt werden und es steigt das Risiko des Schädlingsbefalls. „Der Borkenkäfer macht uns in diesem Jahr größere Probleme als im Vorjahr“, berichtet auch Florian Kemkes, Leiter im Forstamt Westrich.
"Bäume, die 150 oder 200 Jahre alt sind, kommen aus ganz anderen Zeiten mit kühleren Sommern mit mehr Niederschlägen. Bei alten Buchen stellen wir fest, dass die Bäume sich sehr schwer tun mit den klimatischen Veränderungen: Die Kronen werden trocken, die Bäume haben mehr tote Äste und weniger Feinäste, sie werden geschwächt durch Pilze und Krankheitserreger", erklärt Kemkes.
Viele Baumarten auf der Fläche
In der Fumbach, in der Nähe des Waldfriedhofs, gibt es noch Flächen mit fast reinem etwa 50-jährigem Fichtenbestand. "Hier haben wir uns im letzten Jahr überlegt: Wie können wir für eine Durchmischung sorgen? Wir haben dazu Fichten in kleinen Gruppen geerntet und Laubbäume wie Flatterulmen und Erlen gepflanzt. Hinzu kommen Weiden, Birken und Buchen, die sich selbst aussäen, sodass wir hier fünf bis sechs veschiedene Baumarten auf der Fläche haben", berichtet Florian Kemkes.
So sieht man hier die jungen, gepflanzten Bäume in sogenannten Wuchshüllen, die sie vor dem Verbiss durch Rehe schützen. "Rehe sind Feinschmecker und würden die jungen Triebe fressen. Um die Wildbestände in einem ausgewogenen Maß zu halten, geht es nicht ohne die Jagd", erklärt Kemkes. Welche Baumart mit den klimatischen Veränderungen am besten zurecht kommt, sei allerdings "ein Blick in die Glaskugel".
"Unser Ziel ist es, den Wald breit aufzustellen mit möglichst vielen Baumarten auf der Fläche. Auch wenn hier Fichten aufgrund von Trockenheit und Borkenkäferbefall ausfallen, entstehen trotzdem keine Kahlflächen", erklärt Florian Kemkes.
Kahlflächen, wie man sie etwa aus dem Harz kennt, wieder aufzuforsten, ist sehr schwierig. Die Flächen heizen sich viel stärker auf und werden durch Sonne und Wind ausgetrocknet. Hinzu kommt, dass Starkregen an Hanglagen den Boden wegspült.
Gezielte Waldentwicklung
"Wir gehen nicht in den Wald, um einfach nur Bäume zu fällen, sondern jede Maßnahme verfolgt das Ziel, den Wald zu entwickeln, damit er für die Zukunft bestmöglich aufgestellt ist", erklärt Florian Kemkes. "Es kann beispielsweise sein, dass gezielt einzelne Bäume entnommen werden, damit junge Bäume mehr Licht bekommen. Die Holzernte ist dabei aber immer nur ein Nebenprodukt der Waldentwicklung. Wir folgen dem Nachhaltigkeitsprinzip und entnehmen generell weniger, als das, was nachwächst", betont Kemkes.
Erfreuliche Nachrichten
Auf der Fläche wo im Juni zwischen Pirmasens und Rodalben ein Waldbrand wütete, sind nicht zuletzt durch den regenreichen Juli bereits wieder Anzeichen zu erkennen, dass der Wald sich erholt. "Wir beobachten das natürlich und dort wo es nötig sein wird, werden wir zusätzlich noch aufforsten", so Florian Kemkes.
Klimaangepasstes Waldmanagement
Aus dem Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ des Bundes erhält Pirmasens in diesem Jahr rund 44.000 Euro. Gefördert werden mit dem Programm kommunale und private Waldbesitzer, die sich je nach Größe ihrer Waldfläche dazu verpflichten, elf beziehungsweise zwölf Kriterien über zehn oder 20 Jahre einzuhalten. Zu den Kriterien gehört unter anderem die natürliche Verjüngung des Waldes. Darüber hinaus muss auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel verzichtet werden und es müssen Wasserrückhaltemaßnahmen umgesetzt werden. Außerdem müssen Flächen vorhanden sein, auf denen die Natur sich selbst überlassen wird. Dazu werden fünf Prozent des Stadtwaldes aus der Nutzung herausgenommen.
Eine weitere Vorrausetzung für die Förderung ist die Umsetzung des sogenannten BAT-Konzepts, das sich auf den Umgang mit Biotopbäumen, Altbäumen und Totholz bezieht. Seit 2011 werden in rheinland-pfälzischen Wäldern einzelne Biotopbäume, Biotopbaumgruppen und kleine Flächen als Waldrefugien aus der Bewirtschaftung genommen. Bäume, die aufgrund bestimmter Merkmale wie Höhlen und Kronenbrüche in besonderer Weise eine Biotop-Funktion erfüllen, werden als Biotopbäume bezeichnet. Sie sind wesentliche Lebensräume für zahlreiche Waldarten, weshalb ihr Anteil generell gesichert und weiterentwickelt werden muss.
Bereits seit 2001 trägt die Stadt Pirmasens das PEFC-Siegel, einem weltweit anerkannten Zertifizierungssystem der Wälder.
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.