Jetzt treten die Zugvögel den Weg nach Süden an
Spätsommer ist Reisezeit

Im September machen sich die letzten Störche auf den Weg Richtung Süden | Foto: Hannelore Schäfer
  • Im September machen sich die letzten Störche auf den Weg Richtung Süden
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Rhein-Neckar. Der Spätsommer naht und damit beginnt die Reisezeit für Zugvögel. Die Jungstörche haben schon weitestgehend die Flatter Richtung Süden gemacht. Im September folgen jetzt die Altvögel.

Trotz des Starkregens im Frühjahr hatte die Storchen-Population nicht mit allzu großen Verlusten zu kämpfen. „Es war ein durchschnittliches Storchenjahr", stellt der ehrenamtliche Storchenberinger der Vogelwarte Radolfzell, Helmut Stein, fest. Er ist im gesamten nordbadischen Raum unterwegs.
Rund 300 Storchenpaare hatte der Edinger dieses Mal im Visier, aber nicht überall konnten die Jungstörche beringt werden. Nicht jeder Storchen-Horst ist nämlich mit Leiter oder per Hubsteiger gut erreichbar und im Gegensatz zu den Adebaren sind Stein trotz seines langjährigen Einsatzes in luftiger Höh’ bislang noch keine Flügel gewachsen. Außerdem bekommt er von der Vogelwarte Radolfzell ein festes Kontingent an Ringen zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr hat er rund 120 Störche markiert, der restliche Nachwuchs blieb ohne Code am Bein. Das Beringen stelle nicht die Hauptarbeit dar, vielmehr kostet das wiederkehrende Abklappern der Nester eine Menge Zeit – und Benzin, gesteht Stein. Für Letzteres steht ihm zwar eine Aufwandsentschädigung vom Land zu, aber die Dokumentation der Fahrten ist so aufwendig, dass er lieber darauf verzichtet.
Auf dem achteckigen Chip, gewissermaßen dem Personalausweis der Störche, ist neben einer Buchstaben-Zahlen-Kombination und der Kennzeichnung „DER“ für Deutschland und Radolfzell noch ein weiteres Feld mit der Adresse der Vogelwarte eingraviert. Wird ein Storch tot oder verletzt aufgefunden, wird der Finder gebeten, dies der Vogelwarte mitzuteilen. Aufgrund dieser Angaben entsteht eine solide Grundlage für die wissenschaftliche Erforschung der Zugwege, der Gefahren, sowie der Bestandsentwicklung in den Brutgebieten. Noch besser gelinge dies mit Sendern, die die Störche wie kleine Rucksäcke auf dem Rücken tragen. „Aber das ist nicht mein Metier“, räumt Stein ein. Als ehemaliger Tierpfleger im Luisenpark gehörte die Beringung des dortigen Storchenvölkchens praktisch zu Steins Job. „So bin ich in die Aufgabe hineingewachsen und jetzt als Rentner toure ich während der Storchen-Saison durch die Gegend und bin echt am Rödeln“, gesteht der Edinger. Er würde sich sehr freuen, wenn er bei der Dokumentation Unterstützung erhalten könnte. „Es ist eine interessante Beschäftigung, wer an Störchen interessiert ist, der hat sicher Spaß an der Sache“, ist Stein überzeugt und fügt hinzu: „Wenn man bedenkt, dass es 1975 in ganz Baden-Württemberg nur noch 15 Brutpaare gegeben hat, dann ist die Wiederansiedlung der Störche eine richtige Erfolgsgeschichte.“
Zum Glück ist der Weißstorch bei seiner Nahrungssuche nicht wählerisch, er bevorzugt dabei ausschließlich „tierisches“ und frisst so ziemlich alles, was kreucht, fleucht und in seinen Schnabel passt. Als staksiger „Schreitjäger“ fängt er die Beute mit seinem langen Schnabel gewissermaßen im Vorübergehen. Was die Fütterung des Nachwuchses betraf, sah es in diesem Jahr gut aus. „Durch die Regenfälle während der Aufzuchtzeit wurden immer wieder Regenwürmer und Schnecken hervorlockte, die für das Jungvolk eine optimale Nahrungsquelle darstellen“, weiß Stein. Während in den ungeschützten, freistehenden, Storchenhorsten die Jungen aufgrund von Regen und Kälte mitunter nicht überlebten, hatten die Baum-Bewohner bessere Überlebenschancen. Aufgrund der guten Futterlage kamen in den, mit einem Blätterdach geschützten Nestern, mehr Junge durch und glichen damit zahlenmäßig den Totalausfall anderswo aus.
„Verluste gibt es halt immer mal wieder, das gilt auch für den Flug ins Winterquartier“, konstatiert der Experte und ergänzte: „Die Störche, die hier im Ländle ihre Jungen aufziehen, zählen zu den ’Westziehern’ Richtung Spanien und Gibraltar, sie sind damit weniger gefährdet als die ’Ostzieher’, die den Bosporus und damit den arabischen Raum überqueren bevor sie dann in Afrika landen.“ Etliche der Adebare peilen allerdings nicht mehr die weite und gefahrvolle Reise in die afrikanischen Länder an. Ein Teil von ihnen bleibt bereits in Spanien „hängen“, wo sie laut Stein „beliebte und akzeptierte Vögel“ sind.ha

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Autor:

Jessica Bader aus Mannheim

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