Geplünderte Regale und strahlende Augen
Lesesommer soll Begeisterung fürs Lesen wieder entfachen

600 neue Kinderbücher auf Lager: In der ersten Woche schnappten sich die Kinder die neusten Exemplare  | Foto: Katharina Schmitt
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  • 600 neue Kinderbücher auf Lager: In der ersten Woche schnappten sich die Kinder die neusten Exemplare
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Landau. Prall gefüllte Bücherregale, bunte Monster, der Geruch nach neuen Kinder- und Jugendbüchern, Kinder mit strahlenden Augen stehen Schlange, um das neuste Buch ausleihen zu können: Der 15. Lesesommer hat vergangene Woche begonnen. Mitmachen können Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren bis zum 11. September. Magdalena Schlosser, 29 Jahre alt, und Lena Wirzberger, 28 Jahre alt, berichten über die erste Woche, geplünderte Regale und neue Herausforderungen.

Von Katharina Schmitt

Insgesamt 195 Bibliotheken in ganz Rheinland-Pfalz machten 2021 mit. Neu dieses Jahr ist der Vorlesesommer, der sich an Kitakinder und das heimische Vorlesen richtet. Ziel beider Aktionen ist die Begeisterung der Kinder für das Lesen zu entfachen. Dabei gibt es als Motivation große Preise landesweit, aber auch „bibliotheksintern“ in Landau. Jedes gelesene Buch erhöht die Gewinnchance. Die gelesenen Bücher werden in einer „Club-Karte“ mit Stempeln festgehalten.

Die Gewinner in Landau werden sogar zu einer Abschlussfeier eingeladen. Lesen soll für die Kinder wieder einen größeren Stellenwert bekommen, aber auch das Gemeinschaftliche und der Austausch über gelesene Bücher.

Die Plünderung

„In der ersten Woche wurden die Regale regelrecht geplündert.“, stellt Magdalena Schlosser, Bibliothekarin und Expertin für Kinder- und Jugendbücher in Landau, zusammen mit ihrer Kollegin Lena Wirzberger fest. Zu Beginn haben sich bereits 230 Kinder angemeldet, mit zirka 200 weiteren wird zu Beginn der Sommerferien gerechnet. Für den Lesesommer gibt es extra gekennzeichnete Regale, die mit neu gekauften Büchern befüllt wurden. Die Bücher werden mit einem Eigenanteil, aber auch mit Fördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz, gekauft.

Die meisten Kinder, die am Lesesommer teilnehmen, sind zwischen sechs und zehn Jahren alt. „Einige der Kinder kennen die Bibliothek noch nicht von innen. Eines der Mädchen war das erste Mal bei uns und sagte direkt: ,Ich will gar nicht mehr weg'“, erzählt Schlosser. Solche positiven Erfahrungen im täglichen Austausch mit den Kindern und die strahlenden Kinderaugen bei Ansicht der Regale macht für sie den Job aus. Viele Kinder, die schon einmal am Lesesommer teilgenommen haben, nehmen wieder teil. Darunter sind viele Nicht-Mitglieder, oder auch Kinder mit Migrationshintergrund, die den Lesesommer nutzen, um sich Bücher auszuleihen.

Neue Herausforderungen

Wirzberger sieht die Herausforderung heutzutage darin, „die Kinder für Bücher zu begeistern, die sie nicht kennen“ und die Aufmerksamkeitsspanne zu halten. Geschlechterspezifisch sei es sogar schwieriger, Jungs fürs Lesen zu begeistern. Das liege nicht nur am durchschnittlich geringeren Interesse, sondern auch daran, dass vor allem Bücher für Mädchen veröffentlicht werden. Bei Kinder- und Jugendbüchern herrscht noch das Klischeedenken: Pferde und Einhörner für Mädchen. Es gibt dabei wenig Unisex-Bücher. Im gut funktionierenden Fantasy-Genre sind Ausnahmen wie Percy Jackson dabei. Aber klassische Abenteuergeschichten und Fußball- und Sportbücher funktionieren nicht mehr so gut wie früher. Liebesromane gibt es stattdessen zuhauf, um die Hälfte der Bücher haben Liebesgeschichten zum Inhalt. Doch diese wollen Jungs meistens nicht lesen.

Auffallend sei, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder geringer sei. Nicht umsonst seien Bücher mit weniger Text beliebter. Jungs lesen deshalb gerne Comicromane – mit viel Bildern und wenig Lesestoff. Früher war man oft der Ansicht, dass Comics keine richtigen Bücher seien, diese waren demnach verpönt. Das habe sich heute gewandelt, so Schlosser. Auch beliebter seien Bücher zu Filmen geworden. Kinder greifen heute eher zu Paw Patrol-, Star Wars-, Lego- oder Minecraft-Büchern, da sie diese bereits aus dem Fernsehen oder Werbung kennen.

Die Verbindung mit modernen Medien ist ebenfalls im Kommen: Neben Tonies sind Tiptoi-Bücher begehrt. Hier können Kinder mit einem Stift auf Stellen im Buch tippen, bei denen dann eine Erzählstimme etwas sagt. Spiele sind ebenfalls miteingebaut. Die Tendenz zum Zuhören ist dabei auch bei der Beliebtheit von Hörbüchern zu erkennen: Hörbücher auf CDs seien immer noch das bestfunktionierende Genre in der Bibliothek Landau. Dazu kommen über 100 Tonies, die hier ebenfalls ausgeliehen werden können – ebenfalls die dazugehörige Box.

Weitere Informationen:

Mehr zur Teilnahme gibt es unter www.opac.landau.de/Kinder-Teens/Lesesommer, zum Vorlesesommer unter www.opac.landau.de/Kinder-Teens/Vorlesesommer und allgemeine Informationen unter www.lesesommer.de.

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Autor:

Katharina Wirth aus Herxheim

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