Im Gespräch mit SWFV-Schiedsrichter Dorian Schurer: Es fehlt das respektvolle Miteinander

Dorian Schurer ist seit 2007 Schiedsrichter beim SWFV | Foto: SWFV
  • Dorian Schurer ist seit 2007 Schiedsrichter beim SWFV
  • Foto: SWFV
  • hochgeladen von Katharina Wirth

Landau. Gewalt und Respektlosigkeit im Fußball gegenüber Schiedsrichtern häufen sich und gleichzeitig wird von einem Schiedsrichter-Mangel im Amateurbereich berichtet. Dorian Schurer, selbst in seinem 15. Schiedsrichterjahr, schildert im Gespräch seine Sicht auf die Dinge und wie es im Südpfalz-Kreis aussieht.

von Katharina Schmitt

Dorian Schurer aus Frankweiler hat bald Jubiläum, demnächst hat er 900 Fußballspiele gepfiffen. Seit 2012 ist er in der Leistungsklasse tätig und pfeift bis in die Verbandsliga. Schurer sieht das Problem des Schiedsrichtermangels in den unteren Ligen als sehr komplex an. „Es ist vielmehr ein Problembündel.“, erklärt der Schiedsrichter.

Dorian Schurer ist seit 2007 Schiedsrichter beim SWFV | Foto: SWFV
  • Dorian Schurer ist seit 2007 Schiedsrichter beim SWFV
  • Foto: SWFV
  • hochgeladen von Katharina Wirth

Ehrgeiz des Nachwuchses

Das Alter ist häufig ein Problem für Schiedsrichter. „Ganz viele junge Schiedsrichter wissen, dass sie ganz früh ganz hoch müssen.“, begründet der hauptberufliche Bankkaufmann den Ehrgeiz vieler Jungschiris, „Mit 23 musst du quasi in der Oberliga sein, ansonsten bist du zu alt. Wer das nicht packt, hört meistens direkt auf.“ Vielen fehle, ähnlich wie in der Vereinsarbeit im Generellen, das Zugehörigkeitsgefühl. So bleibt den unteren Amateurligen wenig Nachwuchs.

Das habe sich gewandelt. Früher habe es viele Schiedsrichter gegeben, die nicht über die unteren Amateurligen hinauskamen und damit dennoch vollends zufrieden waren. „Ich habe vor jedem Schiri Respekt, der das schon so lange macht und zufrieden ist, mit dem, was er hat.“

Schurer selbst pfeift viel außerhalb seiner Heimatregion. „Ich genieße es dann schon, wenn ich hier ein Spiel in der B-Klasse pfeifen darf.“, lächelt Schurer, der aufgrund seiner Vereinszugehörigkeit zu Frankweiler keine A-Klasse pfeifen darf. „Dennoch ist es ein anderer Fußball in den oberen Ligen. In den unteren Ligen sind die Spieler teilweise untereinander total verkantet und aggressiver.“, erzählt Schurer von seiner Erfahrung.

Verändertes Miteinander

Das Miteinander habe sich verändert. Schurer macht das auch an Kleinigkeiten fest: „Spieler helfen dem gefoulten Gegenspieler nicht mehr hoch, es fehlt der Handschlag.“ Doch für Schurer zieht sich das auch auf die Kommunikation vor und nach den Spielen. „Ich bleibe gerne länger und unterhalte mich über das Spiel, dabei erkläre ich auch gerne die eine oder andere Situation und genieße ein Kaltgetränk.“, grinst Schurer mit einem Augenzwinkern.

Aber das sei weniger geworden. Viele Zuschauer, die während des Spiels einen aggressiven Umgangston pflegen, seien nicht an seiner Sicht der Dinge interessiert. „Die Beleidigungen während des Spiels höre ich schon, aber ich ignoriere das einfach.“, meint Schurer abgeklärt, „aber nach dem Spiel mir ins Gesicht schauen und über die vermeintlich strittigen Situationen diskutieren, will keiner.“

Wie die Profis

Als Grund für das Verhalten mancher Spieler macht der 31-Jährige das Verhalten der Profispieler und Verantwortlichen in den Profiligen. „Man sieht es im Fernsehen, wie sich die Leute da benehmen. Fast jede Woche ist irgendwas“, begründet Schurer seinen Verdacht „Doch dass immer nur die Fehlentscheidungen in den Schlagzeilen stehen ist ein gesellschaftliches Problem: Wir orientieren uns immer nur am schlechten.“, geht Schurer noch weiter.

Auch der Videobeweis und die ständige Anpassung von Regeln wie der Handspielregelung helfe nicht dabei, das gegenseitige Vertrauen zu stärken. Auf die Schiedsrichter im Amateurbereich wird seines Erachtens der „Hass“, den manche Fußballfans von ihrem Herzensclub durch Erfahrungen mit Aufregern davontragen, übertragen. Doch diese können bekanntlich wenig für etwaige Regeländerungen und sind auch nur am Ende der Entscheidungskette des DFB. Und doch sind sie es, die diese Änderungen umsetzen müssen und direkt mit den Emotionen der Freizeitsportler konfrontiert werden.

Immer noch ein Ehrenamt

Schiedsrichter sind jedoch auch nur Menschen. Viele vergessen, dass die Schiedsrichter dass ehrenamtlich machen. „In den unteren Klassen hat man eher Angst vor einem Regelverstoß, wenn irgendwelche Zuschauer meinen, einen filmen zu müssen, als dass man Bock hat, zu pfeifen.“, ärgert sich Schurer. In den oberen Amateurligen hingegen, werden junge Schiedsrichter beobachtet und bewertet. Manche werden früh abgeschreckt und sind gefrustet.

Aktuell sind beim SWFV die Neulingslehrgänge voll. „Die Kunst ist nicht junge Schiedsrichter zu gewinnen, sondern diese auch zu halten.“, meint Schurer zur aktuellen Thematik. Dabei sei es wichtig, junge Schiedsrichter auch innerhalb von Schiedsrichterkreisen besser zu unterstützen. Der regelmäßige Austausch und auch bessere Betreuung könne dabei helfen.

Härtere Strafen

Im Kreis Südpfalz ist für Schurer der Trend zu mehr Gewalt nicht zu erkennen. „Es sind oft Einzelfälle und die gleichen Vereine, die sich nicht benehmen können.“, stellt Schurer fest. Sportgerichtsurteile zu Fehlverhalten in Amateurligen seien überschaubar und zu mild. „Diese Vergehen müssten viel härter bestraft werden. Am besten die Betroffenen lange sperren und zu einer Schiriausbildung verpflichten; am besten mit fünf Spielen pfeifen“, nennt Schurer einen möglichen Ansatz und ergänzt: „Wenn die Vereine mehr Schiedsrichter in den eigenen Reihen hätten, wäre das Verständnis größer.“ Außerdem würde es den Frust bei den Schiedsrichtern senken, denn diese seien verärgert über die geringen Strafen.

Das sorge für ein hitziges Miteinander auf dem Sportplatz. „Prinzipiell brauchen wir ein besseres Miteinander. Wir gehören doch alle zum Spiel dazu und es ist unser aller gemeinsamer Sport.“, fordert Schurer mehr Respekt und ein besseres Miteinander. Dafür müsse jeder an sich arbeiten, „auch jeder Schiri“, ergänzt Schurer.

Weitere Informationen:

Informationen zur Schiedsrichterausbildung erhalten Interessierte auf der Homepage des SWFV online unter www.swfv.de/Spielbetrieb/Schiedsrichter/Schiedsrichter-Ausbildung.

Zurück zur Normalität
Ausgehen & Genießen
Alles neu: Der Weihnachtsmarkt Ludwigshafen überrascht mit neuer Weihnachtspyramide und neuem Riesenrad | Foto: Lukom / Martina Wörz
36 Bilder

Volle City: Die schönsten Fotos vom Weihnachtsmarkt Ludwigshafen

Ludwigshafen. Dass der Weihnachtsmarkt Ludwigshafen bei den Stadtbewohnern und Menschen aus dem Umland gut ankommt, war schon am ersten Samstagabend zu erleben: Um 18 Uhr füllte sich das Adventsdorf langsam, um 19 Uhr kamen die großen Besucherströme. Und ab 20 Uhr gab es den bisherigen Höchstwert mit rund 4000 Gästen im Jahr 2024, der bis 21.30 Uhr anhielt. Egal, wen man an diesem Abend fragte, von Ausstellern und Publikum erhielt man immer die dieselbe Antwort. Die Besucher zählen den...

Autor:

Katharina Wirth aus Herxheim

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Ausgehen & GenießenAnzeige
Ein echter Familienbetrieb: Im pfälzischen Weingut Mohr-Gutting in Duttweiler bei Neustadt an der Weinstraße gibt es einen sanften Generationenwechsel im Einklang mit Natur und Mensch | Foto: Bioweingut Mohr-Gutting/frei
3 Bilder

"Ökoweinbau ist eine Grundeinstellung - im wahrsten Sinne des Wortes"

Duttweiler. Seit 70 Jahren liegt das Bio-Weingut Mohr-Gutting im malerischen Duttweiler (Neustadt an der Weinstraße). Mit einem sanften Generationenwechsel geht das Familienunternehmen einen wichtigen Schritt in die Zukunft. Die langjährige Tradition des Weinguts wird dabei harmonisch mit innovativen Ideen verbunden. Sanfter Übergang im Einklang mit der Natur Franz Mohr gründete das Weingut 1954, seine Tochter Regina war nicht nur Pfälzische Weinprinzessin, sondern auch die erste...

LokalesAnzeige
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten benötigen deutlich weniger Pflanzenschutzmittel und passen sich besser an die veränderten Klimabedingungen an. | Foto: Mohr-Gutting
5 Bilder

Pfälzer Weinbau im Klimawandel - Zukunftsweine

Umgang Weinbau Klimawandel. Laut Studien wird der Klimawandel im Vergleich zum deutschen Mittel in Rheinland-Pfalz besonders stark zu spüren sein. Ein Los mit dem wir uns hier anfreunden müssen, schließlich wird die Pfalz nicht ohne Grund Toskana Deutschlands genannt. Gerade im Weinbau kann dies aber auch positive Auswirkungen haben, sofern die Landwirtschaft mit dem Klima an einem Strang zieht. Bereits heute können in unseren Graden Rebsorten angepflanzt werden, die hier in der Vergangenheit...

Online-Prospekte aus Landau und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.