Druck auf das Land Rheinland-Pfalz wächst
Kreisausschuss bereitet Öffnung des Impfzentrums Wörth vor
Landkreis Germersheim. Am Montag, 15. November, liegt die Corona-Inzidenz im Landkreis Germersheim über 400, aufgrund der Dringlichkeit der Situation kam der Kreisausschuss in Germersheim zu einer Sondersitzung zusammen. Grund dafür waren die dramatisch steigenden Corona-Inzidenzen im Kreis und die gleichzeitige Ankündigung des Landes, das Impfzentrum Wörth nicht wieder öffnen zu wollen.
Es gebe viele Menschen, die jetzt zur Impfung bereit wären, auch zur Booster-Impfung, aber derzeit keine Möglichkeit haben. Und man könne gerade von älteren Menschen nicht erwarten, dass sie stundenlang in der Kälte Schlange stehen, um dann an einem Impfbus abgewiesen zu werden, weil am Ende des Tages kein Impfstoff mehr vorhanden ist. Besonders weil bekannt ist, dass das Impfzentrum im Stand-By-Modus ist, sei es der Bevölkerung schwer klar zu machen, warum in dieser Situation die Reaktivierung nicht kommt.
Auch auf ein Schreiben der Landräte und Oberbürgermeister der Südpfalz hat die Landesregierung bisher nicht mit der gewünschten Öffnung des Impfzentrums reagiert, obwohl die Verträge für Personal und Räumlichkeiten auf jeden Fall bis Jahresende weiterlaufen. "Wir hätten in Wörth quasi eine 'Impffabrik', wir müssten nur den Schlüssel umdrehen und könnten loslegen", sagte Landrat Dr. Fritz Brechtel, der auf eine positive Entscheidung aus Mainz möglicherweise noch im Laufe dieser Woche hofft. Es gebe positive Signale, sagte er. Auch Hinweise darauf, dass eventuell alle Landesimpfzentren in Rheinland-Pfalz wieder geöffnet werden können, gebe es.
Wörth will Landesimpfzentrum in der vierten Welle werden - zur Not auch ohne Go aus Mainz
Man beschloss daher mit Partei-übergreifender Zustimmung bei 10 Ja-Stimmen und einer Enthaltung am Montag im Kreisausschuss, vom Gesundheitsministerium die rasche Reaktivierung des Landesimpfzentrums Südpfalz/Wörth, vergleichbar den Landesimpfzentren Koblenz, Trier, Mainz-Bingen und Neustadt/W. zu fordern. Konkret bedeutet das: Weiterführung der vielfach bewährten Verfahrensabläufe, statt die ursprünglich angedachte Bereitstellung von Räumlichkeiten für Ärzte vor Ort. Die Reaktivierung soll nach Forderung des Kreisausschusses zu den im Wesentlichen gleichen Rahmenbedingungen wie beim vorhergegangenen Betrieb erfolgen - also gleiche Räumlichkeiten, vergleichbarer Personaleinsatz, vergleichbare zentrale Terminzuteilung, vergleichbare Finanzierung. Auch der ergänzende Einsatz eines oder mehrerer mobiler Impfteams soll durch das Land geprüft und angestrebt werden.
Bewährte Strukturen nutzen
Der Landrat Dr. Fritz Brechtel wurde angesichts der Dringlichkeit ebenso bevollmächtigt, unverzüglich, ohne auf die ausdrückliche Zustimmung aus Mainz zu warten, die hierfür erforderlichen Schritte und Maßnahmen einzuleiten und umzusetzen. Hierzu zählen insbesondere die Verlängerung der Mietvereinbarung, das Rekrutieren von Personal, das Abschließen entsprechender Verträge nach bisherigem Muster sowie der Betrieb des Impfzentrums Wörth entsprechend der bisherigen, vielfach bewährten Verfahrensweise. Weiterhin sollen die mobilen Impfteams in Alten- und Pflegeheimen verstärkt werden, auch Einsätze an Schulen seien dann möglich. Impfstoff sei nach Angaben des Landes ausreichend vorhanden, wenn die Impfzentren am 24. November wieder öffnen.
Viele laufende Kosten müssten ohnehin derzeit auch im Stand-By-Betrieb geleistet werden, Personalkosten müssten jetzt geleistet werden, diese würden aber zu 50 Prozent vom Bund und zu weiteren 50 Prozent vom Land weiterhin bezahlt, so dass langfristig keine zusätzliche Kosten entstehen würden. "Wenn wir Ende November starten wollen, müssen wir jetzt in Vorleistung gehen, ohne auf die ausdrückliche Zustimmung aus Mainz zu warten", so der Landrat. Man werde zur Not auch ohne Zustimmung aus Mainz alles für die Öffnung in Wörth vorbereiten und diese auch durchführen. "Ich gehe aber davon aus, dass die Finanzierung weiter gesichert ist, bis Jahresende ist das auf jeden Fall gesichert. Würde sich daran 2022 etwas ändern, müssten wir dann natürlich neu Gelder für den Eigenbetrieb in den Kreishaushalt einstellen."
Der Amtsarzt berichtet: "Existenzielle Abwehrschlacht"
Dr. Christian Jestrabek, der Amtsarzt im Kreis Germersheim, erklärte, dass derzeit 21 Menschen mit Corona im Krankenhaus liegen zwei davon müssen auf einer Intensivstation behandelt und beatmet werden, beide sind ungeimpft. Allerdings sei der Anteil bei den Krankenhauseinweisungen derzeit ungefähr gleichmäßig zwischen Geimpften und Ungeimpften aufgeteilt. Die Impfung sei dennoch neben der Quarantäne das wichtigste Mittel gegen die vierte Welle. Auch das Maske-Tragen und die generelle Hygiene seien weiterhin immens wichtig - nur mit allen drei Säulen könne die vierte Welle adäquat bekämpft werden. "Wir befinden uns in einer existenziellen Abwehrschlacht gegen die Pandemie", so der Mediziner abschließend. Er betonte, dass das reine Fixieren auf die Belegung der Intensivstationen gefährlich sei. "Wenn die Intensivstationen dicht sind, ist es zu spät. Außerdem muss man beachten, dass je mehr Infektionen es gibt, desto höher die Zahl der Kontakte, Ansteckungen und Impfdurchbrüche." Er plädierte für den Einsatz von Impfteams vor Ort, gerade um Booster- und Riegelimpfungen in Alten- und Pflegeheimen durchzuführen. "Wir haben gemerkt, dass Impfungen direkt nach einem Ausbruch in einem Pflegeheim - also so genannte Riegelimpfungen - durchaus wirksam sind." Er hob hervor, dass die gesamte Bevölkerung dazu beitragen kann, den Riegel - also den wirksamen Impfschutz - dauerhaft auf hohem Niveau aufrecht zu halten - aber nur, wenn die Impfzentren öffnen und die Impfteams wieder unterwegs sind.
Corona-Fallzahlen im Kreis GermersheimImpfzentrum Wörth wird reaktiviert193 Infektionen, Inzidenz über 400
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
Heike Schwitalla auf Facebook |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.