Der „Riese am Schloßberg“ steht voll im Saft
Ein Überlebenskünstler

Der riesige Kastanienbaum am Weg zur Ramburg   | Foto: Heinz Lambert
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  • Der riesige Kastanienbaum am Weg zur Ramburg
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Ramberg. In den letzten Jahren mussten viele Bäume den Folgen der Hitze, aber auch dem Befall durch Ungeziefer Tribut zollen und starben ab. Doch es gibt Exemplare, die sich den Unbilden der Natur oder den Angriffen der Menschen erfolgreich erwehren, und dies teilweise seit Jahrhunderten. Ein solches Prachtexemplar findet sich im Wald nordwestlich von Ramberg, im Gewann „Am großen Garten“.
Die unterhalb der Burgruine Ramburg stehende Edelkastanie weißt einen Umfang von nahezu sieben Metern auf, ihre Höhe dürfte bei annähernd 30 Metern liegen.
Im Verzeichnis der Naturdenkmäler des Kreises Südliche Weinstraße wird sie unter der Nummer 7337-228 geführt. Sie ist das einzige Naturdenkmal dass dort unter „Ramberg“ gelistet ist.
Der wohlklingende wissenschaftliche Name des Baumes, der auch als Esskastanie und Echte Kastanie bekannt ist und zur Gattung der Buchengewächse gehört, lautet „Castanea sativa.“
Gerne sprechen die Ramberger über den Baum, dessen Stamm sich schon nach knapp über zwei Metern Höhe über dem Boden in zwei Stämme teil, als „Riese am Schloßberg“, da er auf dem Berg dieses Namens steht. Die Burgruine Ramburg ist ja auch als Schloß Ramberg bekannt.
Gegenüber des Baumes, der insbesondere durch die Besonderheit seines Stammes beeindruckt, hat man vor 30 Jahren am Waldweg einen großen Steinfindling niedergelegt. Darauf, heute umrahmt vom immer mehr wuchernden Moos, steht: „Am Keschdebusch, 300 Jahre.“
Als der Findling gelegt wurde, um den Baum und den daran vorbeiführenden Waldweg auch touristisch interessant zu machen, waren die 300 Jahre nur eine Schätzung. Nicht zuletzt ausgehend vom heutigen Stammumfang und ihrer Höhe, hat die Kastanie wohl noch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel.
Folgt man der Berechnung des Interntportals www.baumportal.de und legt 700 Zentimeter Stammumfang zu Gründe, bekommt man 407 Jahre als Alter angezeigt. So stand der Baum wohl schon vor Beginn des dreißigjährigen Krieges im Jahr 1618.
Einen besonderen Anlaß warum er gepflanzt wurde, dürfte es kaum gegeben haben. Sein Dasein beruht mit Sicherheit auf Naturverjüngung, also dem alleinigen Entstehen von Bäumen ohne Zutun des Menschen.
Trotz seines bibschlischen Alters steht der Baum voll im Saft. Davon zeugen Äste, die neu gewachsen und nur wenige Jahre alt sind, ebenso wie junge Austriebe aus den letzten Monaten. In unmittelbarer Nähe des Baumes zeugt eine Holzsitzgruppe davon, dass diese zusammen mit dem Baum und dem Steinfindling, auch als Ort der Erholung und Ruhe dienen sollte.
Leider ist die Sitzgruppe sehr morsch und es fehlt seit offensichtlich längerer Zeit auch an Holzteilen, wodurch sie nicht mehr nutzbar ist. Auch das ganze Drumherum, wenige Meter unerhalb des Baumes, würde sich über eine Pflege freuen. In den Wäldern rund um Ramburg stehen sehr viele Kastanien, was der Tatsache geschuldet ist, dass vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts in vielen Walddörfen der Pfalz, die Edelkastanie als eines der Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung genutzt wurde.
Auch mit Krankheiten sahen sich die Kastanien, besonders in der Neuzeit konfrontiert. So mit dem Kastanienrindenkrebs der 1938 aus Amerika eingeschleppt wurde und mit der Tintenkrankheit, einem Pilz der insbesondere die Feinwurzeln der Bäume befällt, wenn diese auf feuchteren Böden stehen. Weniger anfällig ist die Esskastanie auf das seit den 1950er-Jahren auftretende Kastanienmosaikvirus, das zum Absterben des Blattgewebes führen kann.
Zu den Insekten, die sich von der Edelkastanie ernähren, gehören der Esskastanienbohrer und die frühen und späten Kastanienwickler, deren Larven sich im Innern der Kastanienigel entwickeln und die Früchte fressen. Seit 2002 ist auch die aus Süd-China kommende Kastaniengallwespe in Europa nachgewiesen. Die Larven der weltweit als bedeutendstem Kastanien-Schädling geltenden Wespe, überwintern in den Knospen der Bäume und verursachen sogenannte Gallen. Dies sind abnormale Wucherungen von Pflanzengewebe an den neuen Trieben, woraus die Larven fressen und so Blätter und Baum schädigen.
Besonders in den Jahren 2018 und 2019 trat diese Wespe auch in der Pfalz vermehrt zu Tage, erklärt der für das Forstrevier Modenbach zuständige Förster Thomas Kaber. 2020 hat Jörg Siegmund, Förster im Revier Scharfeneck, zu dem auch der Ramberger Wald gehört, ebenfalls dieses Ungeziefer ausgemacht. In den letzten beiden Jahren seien die Wespen erfreulicherweise nur noch wenig bis gar nicht in Erscheinung getreten. Doch ob Krankheiten oder Insektenbefall, all das hat der „Oldie“ im Ramberger Wald bis dato schadlos überstanden. Vor Jahren rückte sogar ein menschlicher Baumfeind dem Haudegen zu Leibe. Mit einer Axt oder einer Säge, das war im Nachhinein nicht mehr feststellbar, wollte er den Baum wohl zerstören. Bis heute ist am Stamm, kurz über dem Boden, ein Loch in fast dreieckiger Form erkennbar. Doch dieses ist vernarbt und tut dem Baum schon lange nicht mehr weh.
Wenn es ganz still im Wald ist, glaubt man den Riesen vom Schloßberg hören zu können, als ob er sagen würde: „Ich stehe hier, ich kann nicht anders.“
Wer sie sich einmal aus der Nähe betrachten will, braucht nur dem Weg zur Ramburg folgen. Der „Ramburgweg“ ist in Ramberg ebenso ausgeschildert, wie der „Pälzer Keschdeweg“, der in seiner Variante Nummer 3, am „Naturdenkmal Edelkastanie“ vorbeiführt. (Heinz Lambert)

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Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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