Projekt-Team gestaltet insektenfreundlichen Garten
Spielplatz für Wildbienen
Annweiler. Im Frühsommer 2020 erfuhr Kerstin Reddig von Seiten des Stadtrates Joaquim dos Santos, dass für den ehemaligen Kinderspielplatz an der Berufsschule eine neue Bestimmung gesucht wird. Da sie in der direkten Nachbarschaft dieses Grundstücks wohnt, hatte sie hierzu auch eine persönliche Beziehung. Schon seit Jahren überlegte sie ohnehin schon, wie man diesen Platz in irgend einer Weise sinnvoll zu nutzen könnte.
„So war dann auch gleich dieser Gedanke für einen Wildbienengarten parat,“ sagt Kerstin Reddig. Simone Hoppelshäuser, der sie dann davon erzählte, war auch gleich von die dieser Idee begeistert. Nach der ersten Bekanntmachung im Trifelskurier schloss sich dann noch Elisabeth Freudenmacher an, gefolgt von Astrid Köhler. Ein tolles Team fand sich zusammen, das mit viel Herzblut dabei ist.
Im Juli fand ein Ortstermin mit dem Ersten Beigeordneten der Stadt Dirk Müller-Erdle und Stadtbürgermeister Benjamin Seyfried statt. „Mit ersten Skizzen und Entwürfen der Außenanlageplan konnten wir sofort die Herren begeistern“, freut sich Kerstin Reddig.
Die Idee war also geboren, und so startete man mit einer genaueren Bestandsaufnahme der 420 Quadratmeter großen städtischen Fläche.
Neben zwei wundervollen stattlichen Winterlinden (die hauptsächlich Honigbienen anlocken, also keine Wildbienen) gab es eine Fallschutzgrube der ehemaligen Schaukelanlage und eine kleine Sandkiste, beides von Betonpalisaden eingefasst.
Das, was zuerst als einfache Wiesenfläche erschien, erwies sich beim genaueren hinsehen als sehr artenreich: wertvolle Futterpflanzen wie z.B. Weißklee, der 42 Insektenarten ernährt, Hornklee 57 Arten und der Löwenzahn sogar 71 Arten. Hier sei lediglich eine rücksichtsvolle Pflege notwendig.
Der Anfang war quasi schon gemacht.
Die Sprung -und Sandfläche wurden als Pflanzfläche eingeplant, die mit ihren Füllungen aus Kies und Sand eine besondere Pflanzenauswahl nahelegten. Um Struktur und Material in die beiden Flächen zu bringen, mussten Sand, Steine und Holz angefahren werden.
Pünktlich für den Mitmachtag wollte man Material und Pflanzen vor Ort haben, um gleich mit den Helferinnen und Helfern loslegen zu können und so machte sich das Team vorab auf den Weg zur Wildstaudengärtnerei, um heimische, Stauden, Zwiebeln und Gehölze einzukaufen.
Welches Material wird verwendet?
Totholz bietet Lebensraum für diverse Lebewesen, von der Ameise bis zum Igel. Damit konnten außerdem die unschönen Betonpalisaden kaschiert werden, so sind noch zusätzliche Lücken und Nischen entstanden.
Für die Wildbienen-Nisthilfe wurden aufrecht gestellte Holzstämme entrindet und dort wo die Rinde war (Längsholz) sauber und waagrecht Löcher eingebohrt. Ganz wichtig zu wissen ist hierbei, dass die Harthölzer sauber, ohne Ausfransungen und im richtigen Durchmesser (3 bis 9 Millimeter Durchmesser) und Tiefe (die gesamte Länge des Holzbohrers) ausgeführt werden. Es ist darauf zu achten, nicht ins Stirnholz (Jahresringe) zu bohren.
Des Weiteren fanden die Tiefbauarbeiten für den Käferkeller statt. Dieser muss frostfrei ausgekoffert werden und mit diversen Ästen und Laubholzstücken sowie Laub aufgefüllt werden. Hier freut sich nicht nur der Hirschkäfer.
Die angebrachten Natursteine geben dem Beet Struktur und sind gleichzeitig Rückzugsort für viele Tiere. Der Sand hilft den Stauden, die für den mageren Standort geeignet sind, sich gut einzuwurzeln.
Geeignet sind Pflanzen als Nahrungsquelle und Lebensraum, also Wildstauden und Gehölze die sich auf diesem Spielplatz wohlfühlen. Der Magerstandort bietet Raum für Glockenblümchen, Nelken, Thymian, Königskerzen, Doldenblütler und Mauerpfefferarten, die verschiedene Spezialisten anlocken.
Bei Gehölzen lag das Augenmerk auf einer langen Blütentracht. Als erstes wird die Kornelkirsche blühen, gefolgt von Eberesche, Berberitze und verschiedenen heimischen Rosenarten mit ungefüllten Blüten. Ungefüllte Blüten bieten den Wildbienen freien Zugang zu der Eiweißnahrung, den Pollen, an.
Es ist ganz wichtig, dass nicht nur Nester und Futter angeboten werden, sondern auch Wasser. Hierfür genügt eine kleine Matschgrube als Durstlöscher und für Nistmaterial. Wasser ist natürlich auch zum Gießen erforderlich, denn ungegossene Pflanzen bilden keinen Nektar. Also ist es erforderlich, Wassersammelbehälter aufzustellen.
Durch das Gestalten eines insektenfreundlichen Gartens und der richtigen Pflanzenauswahl ist der Anfang gemacht, den Insekten und Wildbienen den Lebensraum zu bieten, den sie brauchen. (Buchtipp: „Tiere pflanzen“ von Ulrike auf der Heide, erschienen im Pala Verlag 2019).
Bis zu einem Garten, der ein reicher Lebensraum wird, ist viel Geduld erforderlich. Er braucht Zeit, damit er sich entwickeln und formen kann.
Ein kleiner Hinweis noch vom Projekt-Team: „solch ein wertvoller Lebensgarten ist nicht immer ordentlich und einige Menschen müssen sich vielleicht zuerst an diesen Anblick gewöhnen“.
Man wünscht sich auf jeden Fall viel Interesse für dieses neue Plätzchen Natur in Annweiler, seine unscheinbaren Blüten und spektakulären Insekten.
Dieser neu geschaffene Lebensraum steht offen für Interessierte, gerne steht das Projekt-Team auch zur Verfügung für’s „learning by doing“. Denn dieses engagierte Team möchte auch gerne als Ideengeber stehen, um zu zeigen, wie jeder mit wirkungsvollen Pflanzen einen genialen Lebensraum schaffen kann, ganz gleich, ob auf dem kleinen Balkon im Blumentopf oder im weitläufigen Stadtpark. Auch eine insektenfreundliche Grabgestaltung ist machbar.
Der Mitmachtag war ein voller Erfolg, für das Geschaffene und allemal für alle fleißigen Helfer.
Das Projekt-Team dankt auf diesem Wege nochmals allen, die sich mit großzügigen Geld- und Materialspenden, und ihrer Arbeitskraft eingesetzt haben. Man wünscht sich Menschen, die ihm im neuen Gartenjahr mit fleißigem sammeln von Glücksbringern der VR Bank unterstützen. beb
Weitere Informationen
In der Buchhandlung Pyra, sind einige lesenswerte Bücher zu diesem Thema ausgestellt.
Auf http://rotenburg.bund.net/ ist unter dem Titel „Gefährdete Wildbienen“ eine Broschüre veröffentlicht.
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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