Weiteres Mahnmal in Gräfenhausen errichtet
Volkstrauertag
von Britta Bender
Gräfenhausen. Auf Initiative von Gustav Kühner wurde vor einigen Jahren nach einer Spendenaktion eine Gedenktafel für die Kriegstoten in Godramstein, zu denen auch sein Großvater zählt, errichtet. Es war ihm ein Anliegen dem Mädchen Paroska Koterlyn, die in Gräfenhausen ums Leben kam, ebenfalls ein Denkmal zu setzen.
Das Mädchen wurde seinerzeit verschleppt und war als Zwangsarbeiterin auf dem Gut Rothenhof, das zur damaligen Zeit staatlich geführt wurde mit der Zielsetzung, die damalige Tuberkuloseklinik in Eußerthal zu versorgen. Geboren wurde Paroska Koterlyn am 11. Mai 1928 in Nyzimio, Kreis Stanislaw, Galizien.
Am 22. Juni 1941 annektierte die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Mit dem „Unternehmen Barbarossa“ begann ein machtpolitisch, wirtschaftlich und rassenideologisch motivierter Vernichtungskrieg. Unzählige Zivilisten wurden verschleppt und ermordet.
Dieses Mahnmal soll an alle Menschen erinnern, die nie wieder in ihre Heimat zurückkehrten und in fremder Erde ruhen.
Das Mädchen Paroska Koterlyn verstarb im Alter von nur 14 Jahren, am 18. Dezember 1942 in Gräfenhausen auf dem Gut Rothenhof. Angegebene Todesursache Herzschwäche.
Bereits im Jahr 2020 hatte die Stadt Annweiler sich mit der damalig zuständigen Sachbearbeiterin der Verbandsgemeinde Frau Schwarz und Herrn Schneider von der für die Kriegsgräberfürsorge landesweit zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) am Grab in Gräfenhausen getroffen und über eine Sanierung gesprochen.
Vor einigen Wochen wurde ein Sandstein-Kreuz gesetzt. Gustav Kühner nahm dies zum Anlass, seinen seit längerem gehegten Wunsch zu verwirklichen, dem Mädchen Paroska Koterlyn eine ganz persönliche Gedenktafel erstellen zu lassen. Aufgrund des örtlichen Engagements im Ortsteil Gräfenhausen, bewilligte die ADD die Sanierung beziehungsweise die Neufassung des Grabkreuzes. „Mit der nun ebenfalls gespendeten Erinnerungstafel wird dieses Schicksal nicht mehr am Rand der Wahrnehmung stehen sondern in unserer Mitte. Ich, sowie der Ortsbeirat sind dankbar für die Hilfe und das Engagement, ein besonderer Dank gilt Frau Schwarz für die Unterstützung und den Anstoß“, zeigt sich Stadtbürgermeister Benjamin Seyfried dankbar.
In den Akten ist zum Geburtsort von Paroska immer die Ukraine angegeben. Als sie geboren wurde, gehörte Ost-Galizien allerdings zu Polen, wurde 1939 bis 1941 russisch, gehörte von Juni 1941 bis Oktober 1944 zum Deutschen General Gouvernement, von November 1944 bis Ende 1945 wieder russisch, seit 1946 SSR Ukraine, seit 1991 ukrainisch. So haben sich die Ländergrenzen in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder geändert. Heute herrscht wieder Krieg an dem Ort, an dem Paroska Koterlyn vor 104 Jahren geboren wurde. Aus der Vergangenheit wurde nichts gelernt. Angst, Leid, Elend, Tod und Flucht finden wieder statt im heutigen Europa. Wieder werden Menschen aus ihrer Heimat vertrieben.
Mögen die Gedenktafeln, die Gedenkstätten, wie auch die Veranstaltungen und Gottesdienste zum Volkstrauertag nicht nur an vergangenes Leid erinnern sondern auch zu wachsender Solidarität und Hilfsbereitschaft für die Ukrainerinnen und Ukrainer beitragen.
Ein gemeinsames Gedenken findet am Sonntag, 13. November, um 13.30 Uhr am Ehrenmal auf dem Bergfriedhof in Annweiler statt. Eine Gedenkfeier am Ehrenmal im Ortsteil Bindersbach beginnt bereits um 11 Uhr.
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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