Energiewende: Lohnende Umstellung
100 Prozent Ökostrom
Energiewende. Die Energiewende bringt sogar neuen Wohlstand. Das ergibt eine Meta-Studie des Vereins Initiative Südpfalz-Energie. Allerdings müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden.
Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach speist einen Akku und das Elektro-Auto in der Garage, die elektrische Wärmepumpe deckt den geringen Wärmebedarf und der übrige Strom wird ins Netz eingespeist. In Zukunft sind die Häuser energetisch weitgehend autark. Um die weitere Erwärmung der Erde zu stoppen, sind vielfältige Herausforderungen zu bewältigen. Die gute Nachricht ist: das ist möglich und lohnt sich auch für jeden einzelnen, davon ist der Elektro-Ingenieur und Vorsitzende des Vereins Initiative Südpfalz-Energie (ISE) Wolfgang Thiel überzeugt. Er und seine Mitstreiter haben eine sogenannte Meta-Studie, eine Zusammenfassung der vorhandenen Studien, erstellt, um zu erforschen, wie die Energiewende zu schaffen ist.
Energiebedarf aus erneuerbaren Energien decken
„Unser Ziel muss sein, das 1,5 Grad-Ziel von Paris einzuhalten“, sagt der 73-jährige Thiel, der vor seinem Ruhestand in der Kraftwerkssparte von Siemens gearbeitet hat. Dafür rät er zunächst bei den „dicken Brocken“ anzufangen. Energieerzeugung, Verkehr, Industrie und Wohnen machen zusammen fast 90 Prozent der Emissionen aus. Die ISE-Meta-Studie geht von einem Primärenergiebedarf im Jahr 2040 von 2.000 Terawattstunden pro Jahr (TWh/a) aus. Heute beträgt der Primärenergiebedarf 3500 TWh/a, von denen lediglich 500 TWh/a elektrische Energie sind. „Wir sparen die meiste Energie dadurch, dass wir mit regenerativ erzeugtem Strom wesentlich höhere Wirkungsgrade erzielen als bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas“, erklärt Thiel. Trotzdem sind gewaltige Anstrengungen nötig, um diesen Energiebedarf aus erneuerbaren Energien zu decken. Durch die dezentralen Strukturen ist auch die Versorgungssicherheit gewährleistet.
Riesling wächst unter Agri-PV-Anlagen
Windenergie, Biomasse, Solarthermie und vor allem die Photovoltaik (PV) bergen aber noch große Reserven. So sollen PV-Anlagen nicht nur auf allen Dächern, die Sonnenenergie in Strom umwandeln sondern beispielsweise auch im Wingert. Anders als bei heutigen Freiflächen, wo nichts mehr wächst, werden bei der sogenannten Agri-PV die Anlagen in etwa fünf Meter Höhe errichtet und darunter wächst beispielsweise der Riesling. Studien haben ergeben, dass der Ertrag der Flächen unter diesen Anlagen in sonnenarmen Jahren zwar um weniger als 20 Prozent geringer ausfällt, doch in sonnenreichen Jahren ist der Ertrag um etwa den gleichen Betrag höher und es ist trotz der Erwärmung des Klimas in der Pfalz möglich, weiterhin Riesling anzubauen.
Die Kosten sind mit 72,2 Milliarden Euro pro Jahr gewaltig, gibt Thiel zu. Aber wenn man bedenkt, dass wir heute alleine rund 75 Milliarden Euro jedes Jahr für Kohle, Öl und Gas ausgeben, relativiert sich diese Summe. Außerdem zahlen wir jährlich 57 Milliarden Euro umweltschädliche Subventionen und 164 Milliarden Euro für Umweltschäden.
Voraussetzungen für die Energiewende
Damit dies alles gelingt, müssen aber auch die Voraussetzungen geschaffen werden, so Thiel. Vor allem die bürokratischen Hürden sind noch ein großes Hemmnis. Außerdem ist es notwendig, die nötigen Arbeitskräfte auszubilden, beziehungsweise umzuschulen. Alleine für den Aufbau der PV-Anlagen sind 100.000 Arbeitskräfte nötig, so die Meta-Studie. Und Thiel empfiehlt auch den Aufbau der Fertigungsanlagen für PV-Module in Deutschland und Europa, um hier die Wertschöpfung zu erzielen und Arbeitsplätze zu schaffen. Und bei all dem darf die Umstellung nicht zu Lasten der ärmeren Menschen gehen. Die Energiewende sei eine sozial-ökonomische Transformation, die nicht nur eine technische Umstellung ist, sondern alle Lebensbereiche betrifft. [rko]
Informationen
Weitere Informationen und die Metastudie des Vereins Initiative Südpfalz-Energie findet man unter www.i-suedpfalz-energie.de
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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