Mein Corona-Kommentar
Augen auf und Gehirn auf Empfang

Hallo, liebe Leute! Lange nichts gehört voneinander! Nun, das hat einen Grund, der sicherlich nichts mit Ihnen, meinen geneigten Lesern, zu tun hat. Es hat mit mir zu tun.
Sicher, ich verdiene meine festen und flüssigen Nahrungsmittel als Journalist und habe Sie deshalb gefälligst mit allen mir zu Verfügung stehenden Informationen zu versorgen. Das mache ich nun schon mehrere Jahrzehnte. Aber ich bin auch Mensch. Ein Mensch, der in den wilden 60ern geboren wurde, der möglicherweise eine ebenso wilde Biografie aufweisen kann, der aber Eines nie hatte in unserem jungen Nachkriegs-Deutschland, in unserer Nachkriegs-Welt: Angst! Ich meine dabei nicht die Angst davor, dass ich meine Miete, meine Schorle und mein generelles Auskommen finanziell nicht mehr stemmen kann – dieses fatale Spiel mit den Nerven habe ich glücklicherweise hinter mir. Auch ein leichter Infarkt ging dank intensiver Behandlung im Ludwigshafener Klinikum mit einem kleinen Närbchen an der Pumpe relativ gut aus. Die Handvoll Medikamente, die ich nunmehr seit 2008 zum Frühstück hinunterschlucke, sind neben regelmäßigen Checks Routine geworden. Angst habe ich deshalb nicht mehr – möglicherweise nur Bedenken.
Richtige Angst, die Angst vor dem noch Unbekannten, die Angst vor etwas, das niemand einschätzen kann und die Angst vor jedem, den man bislang herzlich nah begrüßt hat, die Angst vor jedem Handschlag, jedem Küsschen und vor jeder Aubergine im Supermarkt, die vorher möglicherweise jemand in der Hand hatte, der einen Virus in sich trägt, der das Mannheimer Institut für Deutsche Sprache zweifellos zum Wort des Jahres 2020 küren wird: CORONA!
Meine aktuelle Ur-Angst speist sich dabei weniger aus der meist letalen Seuche selbst, sondern aus dem gesellschaftlichen Umgang damit. Man scheint offenbar nicht zu realisieren, dass es sich bei „Corona“ um eine weltweit tödliche Seuche handelt und nicht um eine vorübergehende Erkältungskrankheit! Daher sollte in der Presselandschaft nicht von einer „Krise“ die Rede sein, sondern von einer „weltweit tödlichen Seuche des 21sten Jahrhunderts“.
Dieses Faktum indes scheinen augenscheinlich nicht alle Zeitgenossen verinnerlicht zu haben. Noch immer beharren beispielsweise Pfalzbesucher auf ihre Schorle in der nur für Weinverkauf geöffneten Genossenschaft oder äußern angesichts der Abstandsverordnung an der Kassenschlange im Supermarkt den preisverdächtigen Satz: „Wonn hört denn des endlisch uff mit dem Bleedsinn?“.
Meine Antwort nehme ich nicht mehr zurück: „Für Dich hört das dann uff, wann doi Mudder in de Intensivstation verstiggt is...!“ Sofern überhaupt noch ein Beatmungsgerät verfügbar war...!
Fazit: Wir Pfälzer lassen uns das pralle Leben nicht verbieten! Das ist auch gut so. Aber haben wir denn so wenig Weitblick, dass wir den feierfröhlichen Moment über alles stellen und übersehen, dass dieser möglicherweise ein Totentanz sein könnte?...

... fragt sich Ihr Udo Barth

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Autor:

Udo Barth aus Bad Dürkheim

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