Straßenumbenennung in Bad Dürkheim
Demokratie statt Nationalsozialismus
Bad Dürkheim. Der Stadtrat von Bad Dürkheim hat in seiner Sitzung vom 28. März beschlossen, drei Straßen der Stadt umzubenennen. Die Entscheidung basiert auf den Ergebnissen historischer Recherche zu den betroffenen Namensgebern in Bezug auf ihre Einstellung und ihr Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Vorschlag zur Umbenennung wurde vom Kulturausschuss erarbeitet und Anfang November 2022 veröffentlicht. Darauf folgte eine intensive öffentliche Debatte, in deren Verlauf der Vorschlag noch einmal überarbeitet wurde.
Mit Johannes Fitz als Mitorganisator des Hambacher Festes von 1832 und Rudolph Christmann als Abgeordneter im Paulskirchenparlament von 1948 werden nun zwei Söhne der Stadt mit einem Straßennamen geehrt, die sich in ihrer Zeit aktiv für Freiheit und Demokratie einsetzten.
Der Beschluss im Wortlaut
„Der Stadtrat beschließt, folgende Straßen umzubenennen:
• Philipp-Fauth-Straße in Johannes-Fitz-Straße
• Karl-Räder-Allee in Lindenallee
• Maler-Ernst-Straße in Rudolph-Christmann-Straße
Dem Vorschlag des Ortsbeirates Seebach entsprechend sollen unter den neuen Straßenschildern Schilder angebracht werden, die auf den früheren Namen hinweisen (z. B.: „ehemals Karl-Räder-Allee“) und über einen QR-Code zu einer städtischen Webseite führen, auf der in knapper Form über die ehemaligen Namensgeber informiert wird.
Rosa Maas und Anna Bergner sollen in Bälde eine Straße oder ein Platz gewidmet werden. Bei der Benennung von Straßen und Plätzen in Neubaugebieten sollen zukünftig verstärkt Frauennamen berücksichtigt werden.
Die Umbenennung der Straßen soll zum 1. Januar 2024 erfolgen. Für eine Übergangszeit von einem Jahr sollen beide Straßenschilder gleichzeitig angebracht werden.
Die Kosten für die Umschreibung von Personalausweisen, Fahrzeugscheinen und Gewerbeummeldungen übernimmt die Stadt. Für den entstehenden Aufwand erhält jeder erwachsene Anwohner einen „Dürkheim-Gutschein“ in Höhe von 25 Euro.
Leitgedanken
Wir leben in einer lebendigen Demokratie, die aus den Trümmern von 1945 hervorgegangen ist. Unsere Verfassung stellt die Würde des Menschen an die erste Stelle. Unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, die Meinungsfreiheit und der Rechtsstaat, unser gesamtes demokratisches Wertesystem ist ein bewusster und erfolgreicher Gegenentwurf zum totalitären System des Nationalsozialismus.
Bad Dürkheim ist eine weltoffene und vielfältig engagierte Stadt. Wir wenden uns entschlossen gegen demokratiefeindliches und menschenverachtendes Gedankengut. Auch deshalb schauen wir genau hin, wenn Straßen nach Menschen benannt sind, die in der Zeit des Nationalsozialismus das faschistische System aus eigener Entscheidung unterstützt haben.
Mit einem Straßennamen erinnern wir dauerhaft an eine Persönlichkeit. Wir verleihen ihr damit eine der denkbar höchsten Ehrungen einer Stadt. Wenn wir heute durch Forschungen und Dokumente wissen, dass sich eine Persönlichkeit diese menschenverachtende und rassistische Ideologie des Nationalsozialismus zu eigen gemacht und den „Führer“ persönlich verehrt hat, kann diese Ehrung keinen Bestand haben. Wir müssen danach streben, Freiheit, Demokratie und die Würde des Menschen unserem Tun und Lassen zugrunde zu legen. Das muss auch für die Ehrung von Personen, wie zum Beispiel durch Benennung von Straßen und Plätzen, gelten.“ ansa/red
Autor:Anne Sahler aus Bad Dürkheim | |
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