Mann hält Bad Dürkheimer Stadtkater Tarcin mehr als eine Woche gefangen
Bad Dürkheim. Eine ganze Stadt in Aufruhr: Ein junger Mann hat das inoffizielle Stadtmaskottchen von Bad Dürkheim, Kater Tarcin, zwölf Tage lang bei sich zu Hause eingesperrt. Besitzerin Dilek Gülay hat sogar die Polizei eingeschaltet, als ihr in einer ominösen Nachricht eine Übergabe des Stadtkaters vorgeschlagen wurde. Schließlich hat sie selbst herausgefunden, wer Tarcin "gecatnapped" hat - und sie hat ihn zurückgeholt. Doch die traumatischen Erfahrungen haben bei dem Vierbeiner Spuren hinterlassen.
Von Cynthia Schröer
Kater Tarcin ist in ganz Bad Dürkheim für seine Streifzüge bekannt. Er fühlt sich in Geschäften und in der Kreisverwaltung zuhause. Der zutrauliche Kater läuft auch mal Fremden hinterher. Das wurde ihm kürzlich zum Verhängnis. Um ein Haar hätte der charmante Freigeist sein Leben lang in Gefangenschaft verbringen müssen.
Aber von vorne: Anfang vergangener Woche hat eine Frau bei Facebook in einer Bad Dürkheimer Gruppe gepostet, dass eine Katze ihrem Bruder nachgelaufen sei und sich jetzt in seiner Wohnung befindet. Auf dem Bild bei der Nachricht war Tarcin klar zu erkennen. "Ich habe geschrieben, dass das mein Kater ist und sie ihn bitte freilassen soll", berichtet Gülay.
Kater angeblich freigelassen
Die Frau habe ihr geantwortet, dass ihr Bruder Tarcin wieder auf dem Edeka-Parkplatz in Bad Dürkheim ausgesetzt habe. "Das war gelogen. Dann wäre Tarcin zuhause oder in der Kreisverwaltung aufgetaucht", sagt Gülay. Doch von Tarcin fehlte weiter jede Spur. Zehn Tage lang. Gülay startete am Montag erneut einen Aufruf in der Facebook-Gruppe. Daraufhin schrieb ihr die Schwester des Mannes, Tarcin sei diesem erneut zugelaufen. Mehr schrieb sie nicht. Kein Name. Keine Adresse. Keine Telefonnummer.
Glücklicherweise stieß Gülays Vermisstenaufruf bei Facebook auf riesige Resonanz. "Ich habe viele Nachrichten bekommen, mehr als zehn Anrufe in meinem Friseursalon und Nachrichten über WhatsApp." Manche nannten ihr den Namen des Mannes, der den Vierbeiner gefangen hielt. Am Dienstagmorgen kam plötzlich eine Nachricht von dessen Schwester. Sie wollte sich mit Gülay treffen und ihr Tarcin übergeben. Am späten Abend. Um 22 Uhr. Den Ort werde sie ihr noch mitteilen.
Ominöse Nachricht: Übergabe um 22 Uhr
"Das war mir zu viel. Also habe ich bei der Polizei angerufen und alles gemeldet. Sie sagten, sie melden sich", erzählt Gülay. Dann brachte ein ganz anderer Anruf in ihrem Friseurladen die Wende: Ein besorgter Bürger teilte Gülay mit, wo der junge Mann wohnt und wo er arbeitet. "Ich habe direkt an seinem Arbeitsplatz angerufen und ihm gesagt, dass ich weiß, wo er wohnt, dass ich jetzt dahin fahre und dass ich nicht weggehe, bevor ich meinen Kater wieder habe", berichtet Gülay.
Als sie dort eintraf, sah sie Tarcin bereits am Fenster sitzen. Sie klingelte. Niemand öffnete. Sie wartete.
Nach 20 Minuten kam die Mutter des Mannes vorbei. "Sie öffnete die Haustür und Tarcin kam direkt raus und sprang in sein Transport-Körbchen vor mir auf dem Boden", erzählt Gülay erleichtert. Sie vermutet, dass der junge Mann Tarcin nie hatte freilassen wollen, denn: "Da standen schon Schüsselchen für Wasser und Futter auf dem Boden. Und ein volles Katzenklo."
Tarcin ist nun wieder wohlbehalten zuhause. Aber die Zeit in Gefangenschaft hat Spuren bei dem sonst so neugierigen und aufgeweckten Kater hinterlassen: "Er ist aggressiv und ängstlich. Man merkt: Das hat ihn mitgenommen. Auch den Kunden im Salon ist schon aufgefallen, dass er scheu ist", sagt Gülay. Damit Tarcin die Erlebnisse in aller Ruhe verarbeiten kann, hat er jetzt zwei bis drei Wochen Hausarrest. Er darf nur in den Wohnräumen der Familie Gülay, im Friseurgeschäft im selben Haus und auf der Terrasse herumstreunen. Mental geht es mit mit Tarcin schon wieder bergauf: Am Mittwochabend hat er sich zum ersten Mal wieder von Gülay streicheln lassen.
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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