Drei Gemeinden beim Gebietswettbewerb
„Unser Dorf hat Zukunft“ im Kreis Bad Dürkhiem
Bad Dürkheim. Bei der diesjährigen Siegerehrung im Kreisentscheid von „Unser Dorf hat Zukunft“ (Landeswettbewerb 2024/2025) konnten alle sieben teilnehmenden Gemeinden einen Preis holen: Bronze gab es für Gerolsheim, Bockenheim und Wattenheim, Silber für Kallstadt, Kirchheim, Leistadt und Gold für Lindenberg. Lindenberg, Kallstadt und Leistadt haben sich zudem qualifiziert, am Gebietsentscheid teilzunehmen. Bei der Siegerehrung am Donnerstag hob Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld das besondere Engagement in den Gemeinden hervor.
Früher hieß es: Unser Dorf soll schöner werden
Der Wettbewerb existiert seit 1961, damals noch unter dem Titel „Unser Dorf soll schöner werden“. Tatsächlich sah er sich in seinen Anfängen schwerpunktmäßig der Ortsbildverschönerung verpflichtet. Im Zuge der bundesweiten Programme zu Dorferneuerung und Dorfentwicklung heißt der Wettbewerb seit 2005 „Unser Dorf hat Zukunft“. „Damit wurde in Anbetracht des Strukturwandels im ländlichen Raum und der demografischen Entwicklung der Wettbewerb unmissverständlich zu einem Wettbewerb der vorausschauenden planerischen Perspektiven und Konzepte“, wie Landrat Ihlenfeld ausführte. Zuletzt fand „Unser Dorf hat Zukunft“ 2018 im Landkreis Bad Dürkheim statt. In den Folgejahren wurde aufgrund von Corona-Pandemie und Flut im Ahrtal im Land Rheinland-Pfalz kein Wettbewerb durchgeführt.
Kreisentscheid: Sieben Gemeinden beteiligt
Sieben Gemeinden beteiligten sich in diesem Jahr beim Kreisentscheid, die besten konkurrieren weiter auf Gebietsebene und können von dort noch zur Landesebene und Bundesebene weitergeleitet werden. „Dass sich die Gemeinden dieser Aufgabe gestellt haben, trotz anstehender Kommunalwahl und Generationenwechsel in vielen Orten, möchte ich besonders hervorheben“, sagte Ihlenfeld anerkennend. An insgesamt drei Tagen im September hat die Bewertungsjury, bestehend aus Mitarbeitenden der Kreisverwaltung sowie weiteren Experten der Dorfentwicklung, die Teilnehmergemeinden besucht. Jeder Ort hatte 90 Minuten Zeit, sich zu präsentieren. Die Bewertung erfolgte entsprechend den landesweit geltenden Richtlinien in den Bereichen Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen, bürgerschaftliches Engagement, soziale und kulturelle Aktivitäten, Baugestaltung und -entwicklung sowie Grüngestaltung / Das Dorf in der Landschaft.
„Wir wurden in den Gemeinden freundlich aufgenommen, umfassend informiert und konnten auf unseren Rundgängen repräsentative Eindrücke sammeln“, sagte Raimund Rinder, Landesplaner bei der Kreisverwaltung und Leiter der Jury. Ihlenfeld betonte die bemerkenswerte Vielfalt der teilnehmenden Gemeinden in diesem Jahr, „die auch Ausdruck der Vielfalt des Landkreises ist“. Die Entscheidung der Jury sei nicht einfach gewesen, so Rinder, da ein Vergleich gezogen werden solle, wo kein Vergleich möglich sei: „Jede Gemeinde hat ihre Stärken für sich dargestellt, diese sind in unserer schönen Region in jeder Gemeinde reichhaltig.“
Bei der Vorstellung der einzelnen Gemeinden im Rahmen der Siegerehrung betonte Raimund Rinder, dass alle Ortschaften viele positive Eigenschaften teilten. So gäbe es beispielsweise überall ein ausgeprägtes Vereinsleben, die sozialen Kontakte hätten einen hohen Stellenwert und es werde auf die Gestaltung des öffentlichen Raums geachtet, um eine hohe Aufenthaltsqualität zu schaffen. Auch die Grüngestaltung spiele überall eine wichtige Rolle.
Bockenheim an der Weinstraße: Bronze
Bockenheim ist seit 1988 Dorferneuerungsgemeinde. Das Dorferneuerungskonzept befindet sich in der Fortschreibung. In der touristischen Vermarktung kann Bockenheim mit seiner Lage als Tor der Deutschen Weinstraße und damit zwischen der Pfalz und Rheinhessen punkten. Die kulturellen Aktivitäten in Bockenheim umfassen ein weitreichendes überregional bekanntes Programm mit beispielsweise Marathon Deutsche Weinstraße, Weinmesse, Mundarttage oder Winzerfest. Durch die Neubesetzungen im Gemeinderat und der Gemeindespitze ist vieles im Wandel und im Entstehen. Bockenheim setzt auf Innenentwicklung und ist dabei, vorhandene Potenziale zu nutzen. In der Grüngestaltung des Ortes sticht die geplante Mehrgenerationenfläche am Haus der deutschen Weinstraße heraus. Die Jury entscheidet sich für die Vergabe von Bronze, da Bockenheim viel zu bieten und bereits die Weichen für eine weiterhin gute Entwicklung gestellt hat. Es gilt den „roten Faden“ zu definieren und die knappen vorhandenen Mittel zielgerichtet einzusetzen.
Gerolsheim: Bronze
Gerolsheim ist seit 1989 Dorferneuerungsgemeinde. In Gerolsheim hat eine Dorfmoderation stattgefunden und das Dorferneuerungskonzept soll fortgeschrieben werden. Der zukünftige Fokus soll stark auf die Innenentwicklung gesetzt werden. Im Dorf gibt es verschiedene Aktionen, wie Senioren-Café, Gestaltung des Weinlehrpfades, Spielenachmittag und mehr. Es sind drei Hofläden vorhanden, damit ist die Nahversorgung gut. Die Baugestaltung war in den Vorjahren zwar stark nach außen gerichtet, der neue Fokus geht aber zur Innenentwicklung. Die zentralen Plätze im Dorf sind durchgrünt, die Natur wird durch das Familienwäldchen eingebunden. Die Jury vergibt Bronze, da Gerolsheim eine gute Nahversorgungsstruktur und eine lebhafte Dorfgemeinschaft hat. Die Dorfmoderation hat vieles angeschoben, was sich auch weiter entwickeln kann.
Wattenheim: Bronze
Wattenheim ist seit 1989 Dorferneuerungsgemeinde, das Erneuerungskonzept wurde 2021 fortgeschrieben, der Ort ist zudem Investitions- und Maßnahmenschwerpunkt in der Dorferneuerung. Die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Dorferneuerungskonzept stockt zwar, aber es sind gute Ansätze, zum Beispiel ein Spielefest, erkennbar. Es gibt ein hohes Maß an Engagement, besonders beeindruckend ist der Neubau eines Bürgers, der sein Untergeschoss als Dorfladen ausgebaut hat und betreiben wird. Schadwaldflächen werden von Ehrenamtlichen aufgeforstet, der Schulhof wurde zum Grünen Klassenzimmer umgestaltet. Die Jury vergibt Bronze, da es in Wattenheim ein hohes Engagement gibt, gerade von einzelnen Akteuren. Eine Aufgabe wird im bevorstehenden Generationenwechsel bestehen.
Kirchheim an der Weinstraße: Silber
Kirchheim ist bereits seit 1986 Dorferneuerungsgemeinde, außerdem ist der Ort aktuell Investitions- und Maßnahmenschwerpunkt in der Dorferneuerung. Die Umgehung der B 271 bedeutet einen Umbruch und große Chancen für den Ort. Allerdings ist Kirchheim dadurch auch in einer Wartehaltung, da es auf Entscheidungen von Bahn und Landesbetrieb Mobilität angewiesen ist. Ein großer Vorteil von Kirchheim ist, dass die Entwicklung großer Gewerbeflächen nördlich der Autobahn umgesetzt werden kann, ohne dass dabei das historische Ortsbild und der Wohnort beeinträchtigt werden. Im Ort selbst dominieren Weingüter, touristische und gastronomische Angebote von insgesamt hoher Qualität. Der Ausbau des Kindergartens, insbesondere des Küchentraktes, ist als vorbildlich herauszustellen. Konzertwinter und Liedersommer sind kulturellere Ereignisse von überregionaler Bedeutung, dazu kommen kleinere Veranstaltungen im Dorf sowie ein herausragendes ehrenamtliches Engagement. Die Jury vergibt für Kirchheim Silber, da der Ort viel Potenzial hat, den bevorstehenden Weg zu bestreiten und sich positiv zu entwickeln. Es gibt eine Struktur, auf die sich aufbauen lässt, insbesondere die hohe Qualität im touristischen und gastronomischen Bereich.
Kallstadt: Silber
Kallstadt ist seit 1992 Dorferneuerungsgemeinde. Das Dorferneuerungskonzept wurde 2022 fortgeschrieben. Ebenfalls ist Kallstadt derzeit Investitions- und Maßnahmenschwerpunkt. Die Arbeit in der Gemeinde ist stark konzeptionell geprägt. Die Themen werden gut durchgeplant, tiefgehend überlegt und intensiv mit der Bürgerschaft diskutiert. Das soziale und kulturelle Leben ist sehr ausgeprägt: Mitmachkalender, Kinderferienwoche, Sportaktivpark, Kleidertauschflohmarkt und ein digitaler Nachmittag für Senioren sind Beispiele. Ein Konzept für die Neugestaltung der Ortsmitte ist in der Entstehung und in intensiver Abstimmung. „Blumenfrauen“ kümmern sich als ehrenamtliche Helferinnen um die Begrünung im Ort, Kallstadt ist außerdem als global nachhaltige Kommune aktiv und hat einen Geo-Naturwanderweg ausgewiesen. Die Jury vergibt an die Gemeinde Silber aufgrund des großen ehrenamtlichen Engagements und der vielen privaten Maßnahmen, gerade bei der Bauerhaltung. Außerdem geht der Ort sehr konzeptioniert an die weitere Entwicklung unter Einbindung der Bevölkerung heran.
Leistadt: Silber
Leistadt ist seit 1991 Dorferneuerungsgemeinde und aktuell Investitions- und Maßnahmenschwerpunkt in der Dorferneuerung. Das Erneuerungskonzept wird fortgeschrieben. Leistadt ist überwiegend ein Wohndorf, dessen wirtschaftliche Entwicklung auf den Weinbau sowie auf die Stadt ausgerichtet ist. Es besteht ein hohes ehrenamtliches Engagement mit mehreren Festen wie Winterkneipe und Kerwe. Auch die Grünanlagenpflege erfolgt von Ehrenamtlichen, die kleinteilige Wingertparzellierung konnte als Besonderheit in der Grüngestaltung erhalten bleiben. Hervorzuheben ist, dass im Neubaugebiet bereits früh die Entwässerungssituation mitgedacht wurde (Schwammstadt-Prinzip). Die enge Ortsdurchfahrt setzt erhebliche Grenzen, soll aber saniert werden und diese Planung soll unabhängig von einer möglichen Ortsumgehung der B 271 vorangetrieben werden. Leistadt erhält von der Jury Silber, insbesondere aufgrund des großen bürgerschaftlichen Engagements. Trotz der beengten Lage im Ort wurden viele Grünflächen geschaffen und bereits frühzeitig die Entwässerung mitgedacht.
Lindenberg: Gold
Lindenberg hat kein Dorferneuerungskonzept und ist damit auch keine Dorferneuerungskommune. Der Ort möchte sich am Zukunft-Check-Dorf beteiligen. Der Schwerpunkt des Dorfes liegt auf Wohnen. Er hat aber auch touristisches Potenzial, etwa mit Mountainbike-Strecke, Klettern und Wandern. Hier kann die Gemeinde noch Entwicklungskonzepte entwerfen. Die vielen privaten Initiativen in Lindenberg stechen in besonderer Weise heraus. „Es ist besonders erstaunlich, welche positive Entwicklung und welches positive Ortsbild sich ohne Förderung und sonstige öffentliche Mittel eingestellt hat“, urteilt die Jury. Beispiele sind der Förderverein für Nachmittagsbetreuung, die Elterninitiative zur Gestaltung des Spielplatzes oder der Gartenbau- und Verschönerungsverein. Auch kulturelle Veranstaltungen werden organisiert. „Die Vielzahl an Initiativen und Aktivitäten tragen zu einer hervorragenden Dorfgemeinschaft bei“, befindet die Jury. Die Schule ist komplett saniert und um Räume für die Dorfgemeinschaft ergänzt. Lindenberg setzt schwerpunktmäßig auf Innenentwicklung und die Grüngestaltung ist herausragend: Waldspielplatz, Park im Ortszentrum, Rosenrondel und Beweidungsprojekt mit der Anlage von Streuobstwiesen sind zu nennen. Die Jury: „Bemerkenswert ist zudem, dass auf heimische Arten, sowie auf seltene Obstarten gesetzt wird.“ Das bürgerschaftliche ehrenamtliche Engagement in Lindenberg hat die Jury begeistert und bei der Ortsbegehung gefesselt. Lindenberg hat sich dabei nicht nur als Dorf im Grünen, sondern auch als Grünes Dorf gezeigt. Die aufwändige Pflege und Gestaltung der Grünflächen, des Parks, der Spielplätze für Jung und Alt sowie der ökologischen Nutzung der Maßnahmen in Kooperation mit dem Naturpark Pfälzerwald haben überzeugt. Es wird daher Gold vergeben. Verbunden damit ist die Empfehlung, ein Dorfentwicklungskonzept aufzustellen, um Fördermöglichkeiten nutzen zu können.
Weiterleitung zum Gebietsentscheid
Für den Gebietsentscheid konnten drei Teilnehmer gemeldet werden. Die Jury hat sich – aufgrund kleiner Nuancen – für Lindenberg, Kallstadt und Leistadt entschieden. Die Besichtigungstermine finden im Jahr 2025 statt und werden auf der Homepage der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion veröffentlicht. Die Teilnehmer erhalten durch die Kreisverwaltung Unterstützung in der Planung des Gebietsentscheids. schu/red
Autor:Christine Schulz aus Wochenblatt/Stadtanzeiger Landau |
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