Globalisierung auf Pfälzisch
Von Nubbe zu Dubbe
Aus der Pfalz sind „Dubbegläser“ partout nicht mehr wegzudenken. Sie sind Kult, gehören zu jedem Fest und sind die ultimativen Darreichungsformen hiesiger Weinkultur - selbstredend neben den weinprobengemäßen Stilgläsern für den exklusiveren Genuss.
Doch eines ist klar: Wein kann man aus fast allen Behältnissen in allen Größen und Formen zu sich nehmen – Hauptsache, es ist kein Loch drin! Verfolgt man die lange Geschichte des Wein-Genusses, so wird man heftig erstaunt sein, aus welchen Gefäßen die Bacchus-Jünger aus aller Welt ihren vergorenen Rebensaft zu trinken pflegten. Angefangen bei den findigen Vorfahren vor etwa 6000 Jahre vor unserer Zeit, die sich den Wein – oder was sie dafür hielten – aus einfachen Schalen und Bechern unterschiedlicher Materialien schmecken ließen, mauserte sich das Trinkvergnügen bis heute zu einem kulturell und gesellschaftlich prominenten Faktor: Keine Form ohne wertvollen Inhalt – kein Inhalt ohne wertvolle Form.
So entstanden im Verlauf der Jahrhunderte mit der Glaskunst höchst artifizielle Trinkgefäße, aus denen sich die - meist aus höheren Gesellschaftsschichten stammenden - Weinliebhaber ihre Säftchen ordentlich schmecken ließen. Angelehnt an römische Trinksitten, taucht hierzulande erstmals der sogenannte Neusser „Berkemeyer-Becher“ im Jahre 1501 auf, der aus grünem „Waldglas“ mit einem Fuß aus aufgesetzten gläsernen Elementen, den „Nuppen“, schon von der Optik her den Inhalt zum fraglosen Schmuckstück machen konnte. Die Qualität des Inhalts indes ist jedoch naturgemäß nicht mehr verifizierbar.
Dennoch lieferten sich die Glaskünstler seither einen wahren Wettkampf und modifizierten den „Römer“ immer wieder neu, wechselten die Glasfarben, kombinierten verschiedene historische Stile, bemalten sie und ließen letztlich auch Schaft und Fuß zu einer Einheit zusammenwachsen – mit schmuckem Dekor und den historisierenden „Nuppen“.
Und hier kommen die modernen Pfälzer ins Spiel: Lange Zeit von den „Römer-Gläsern“ geplagt, die zwar exklusiv aussahen, doch deren Fassungsvermögen maximal ein „mehrdurstförderndes“ Viertelchen betragen hatte, verzichteten sie einst gerne auf die historisch-schmucken Darreichungsformen und wandten sich dem urwüchsigen Schoppen zu, der mit einem halben Liter auch den größten Durst erst mal ohne Nachbestellung zu stillen vermochte. Eine gute Idee: Denn bis heute ist dieses Pfälzer Maß bundesweit einzigartig – auch in den anderen 12 Weinbaugebieten der Republik: Wer dort nämlich einen „Schoppen“ ordert, erhält noch immer die schmale Ration eines Viertels...!
Mit der Einführung des „Schoppenmaßes“ war es den „Palatinern“ übrigens erst mal „wurschtegal“, wie das Glas aussieht: Es gab glatte Glasstangen für Pures und Schorle und der Durst war erst mal gestillt. Die historisch-römischen „Nuppen“ wurden in Pfälzer Landen erst dann zu den mittlerweile legendären „Duppen“ – so die Legende – als den Bad Dürkheimer Metzgern die einst üblichen glatten Stangengläser durch die trief-fetten Hände rutschten. Innovative Fabrikanten schufen Abhilfe: Man produzierte nach oben breiter zulaufende Schoppengläser, versah sie mit „Dellen“ statt mit „Nuppen“ und schuf damit ein Schoppenglas, das aus der Weinkultur der Pfalz nicht mehr wegzudenken ist.
Die geniale Idee der „Dubbe“ im Schorleglas hat nun anscheinend auch Nachahmer in aller Welt gefunden: Denn wer hätte gedacht, dass der Redakteur von „Bad Dürkheim aktuell“ einmal in einem Supermarkt im südafrikanischen Kapstadt auf DUBBEGLÄSER trifft? Zwar waren dort die „Dubbe“ zahlreicher und kleiner – wie im obigen Bild ersichtlich – doch lässt diese kulturelle Begegnung hoffen und macht auch ein bisschen stolz: Bei der Globalisierung hat auch die Pfalz ein erhebliches Wörtchen mitzureden! Lediglich über das Fassungsvermögen besteht noch südafrikanischer Diskussionsbedarf – denn die dortigen Dubbegläser fassen leider nur 0,4 Liter... ! Doch der Anfang ist gemacht!
uba
Autor:Udo Barth aus Bad Dürkheim |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.