Immaterielles Kulturerbe der Bundesrepublik
Bewässerung der Queichwiesen - eine kulturhistorische Besonderheit, die es zu erhalten gilt

IMMATERIELLES KULTURERBE
Die Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim  | Foto: Heike Schwitalla
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    Die Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim
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Ottersheim. Seit 2018 zählt die Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim zum Immateriellen Kulturerbe der Bundesrepublik Deutschland. Es handelt sich dabei um das größte zusammenhängende Wiesenbewässerungssystem Deutschlands. Seit über 500 Jahren ist diese Wiesenbewässerung von großer Bedeutung für die Landwirtschaft und die Natur in der Region. Die Bewässerung der Wiesen treibt beispielsweise Mäuse und andere Tiere aus dem Boden - so werden die großen Grünflächen in der Bewässerungszeit zu einem wahrhaften Buffet für Störche, die sich dort dann in großer Zahl beim Jagen beobachten lassen. Aber auch der Wald profitiert von der Bewässerung - das Wasser, das von den Wiesen in den Wald abläuft, sorgt dafür, dass dieser in der Region viel besser mit den langen, sommerlichen Trockenperioden zurechtkommen kann.

Hoher Besuch

Unlängst besuchte die für das kulturelle Erbe zuständige Innenstaatssekretärin Simone Schneider die Queichwiesen, um sich die aus dem Mittelalter stammende landwirtschaftliche Kulturtechnik der Wiesenbewässerung erklären zu lassen. Gemütlich im Traktor ging es von der Oldtimersscheune in Ottersheim hinaus zum Teilungswehr, wo dessen historischer Ursprung erklärt und seine Nutzung demonstriert wurde.
Das heutige Wehr wurde 1772 erbaut und teilt das Wasser der Queich in 3/5, die weiter nach Germersheim fließen, und 2/5, die den künstlich geschaffenen Spiegelbach bilden. Auf den mächtigen Steinquadern am Wehr finden sich auch heute noch Zahlen (13 - 18). Sie stehen für Schlüssel, mit denen man die Wehre entriegeln und herablassen konnte. Ihre Nummerierung geht auf die 1784 erlassene "Kurpfälzischen Queichbachordnung" zurück, die genau festsetzt, wo wann, wie viel bewässert werden durfte. Die Schlüssel waren  im Germersheimer Oberamt hinterlegt und konnten nur zu den festgelegten Wässertagen dort geholt werden. 

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Die Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim  - Besuch der Staatssekretärin Simone Schneider | Foto: Heike Schwitalla
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    Die Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim - Besuch der Staatssekretärin Simone Schneider
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Lange Tradition - wiederentdeckt

Das Wissen um die Techniken der Wiesenbewässerung wird seit dem Mittelalter in den Orten überliefert. Diese traditionelle Wiesenbewässerung wird heute als Frühjahrs- und Sommerbewässerung durchgeführt. Dazu wird der Wasserspiegel der Queich mit Hilfe von Stauwehren angehoben. Danach wird das Wasser innerhalb von ein bis drei Tagen aus der Queich durch Auslass-Schleusen in die Bewässerungsgräben auf den Wiesen geleitet. Mit Hilfe von Schließen tritt das dort gestaute Wasser in die Wiesenflächen und zieht in  den Boden.  Das kurzzeitige Überfluten verbessert Qualität und Quantität des Wiesenschnitts und lässt so gleichzeitig für viele seltene, vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere einen einzigarten Lebensraum entstehen. 

Der Beginn der Wiesenbewässerung an der Queich geht nach heutigem Wissen mindestens bis ins Mittelalter zurück. Der erste urkundliche Beleg stammt aus dem Jahr 1428. In den 1980er und 1990er Jahren ließ das Interesse nach, es begann der Verfall der Wehre und Bewässerungsanlagen in den Queichwiesen. Um den endgültigen Verlust der historischen Kulturtechnik zu stoppen, wurde 1996 die „Interessengemeinschaft Queichwiesen“ gegründet. In der Gruppe finden sich interessierte Privatpersonen, Naturschützer, Kommunen und Landwirte zusammen, um die Bewässerungssysteme und deren Nutzung zu bewahren. In ehrenamtlichen Einsätzen wurden seither immer wieder Teilbereiche des Bewässerungssystems instand gesetzt. Und weil es auch in der Südpfalz heißer und trockener wird, gilt bei den Landwirten die Bewässerung der Wiesen inzwischen wieder als Garant für deren wirtschaftliche Nutzung. Die Bewässerung dient in der relativ niederschlagsarmen pfälzischen Rheinebene vor allem der besseren Wasserversorgung der Grünlandpflanzen. Damit sichert sie den Vieh haltenden landwirtschaftlichen Betrieben die Grundversorgung mit Grünfutter und Heu, auch in trockenen Jahren.

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Immaterielles Kulturerbe der Menschheit?

Heute sind die Queichwiesen nicht nur immaterielles Kulturerbe der Bundesrepublik, sie sind auch Bestandteil eines europaweiten Netzwerkes, das einen  Antrag zur Aufnahme in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO gestellt hat. Diese Liste ergänzt die Kategorien Weltkultur- und Naturerbe um das Immaterielle Kulturerbe der Menschheit. Der Antrag wurde im März 2022 bei der UNESCO eingereicht, im Dezember soll die Entscheidung darüber verkündet werden.

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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