Laufsteg frei in Bellheim: Erste Modenschau für Seniorinnen begeistert
Bellheim. Mode ist keine Frage des Alters, da sind sich Publikum und Veranstalter der ersten Modenschau für Seniorinnen in Bellheim eigentlich einig. Allein die Fashion-Industrie scheint diese Tatsache noch weitgehend zu ignorieren. Dass es dabei aber auch löbliche Ausnahmen gibt, zeigte das Team von "Mode-Bequem" gemeinsam mit Models der AWO Waldsee am Samstagnachmittag in Bellheim.
Der Andrang war riesig, viel größer, als es Marion Adam, die Leiterin des AWO Quartiersbüros in Bellheim, erwartet hätte. "Gerechnet habe ich mit vielleicht zehn Besucherinnen, dass es jetzt über 40 geworden sind, freut mich natürlich sehr. Und es zeigt, dass wir mit der Idee dieser Modenschau absolut richtig liegen". So soll es - wenn alles nach Plan läuft - auch im Herbst in Bellheim wieder eine Modenschau geben, auf der dann die aktuellen Wintertrends präsentiert werden.
Auch im höheren Alter kann und will Frau sich modisch kleiden
Kurzerhand wurde der Flur vor dem Quartiersbüro im Bellheimer Ärztehaus in einen Laufsteg umfunktioniert, an dem bei Sekt und Häppchen die neuste Mode bestaunt werden konnte. Das Quartiersbüro verwandelte sich am Samstag in eine Modeboutique, denn natürlich konnte die präsentierte Mode auch gleich vor Ort gekauft werden. "Die Besucherinnen können etwas kaufen", das betont die Boutique-Inhaberin Renate Hildebrandt aus Karlsruhe. "Hier wird keiner zum Kaufen gezwungen", sagt sie, die seit fast 20 Jahren überall in der Region Modenschauen in Pflege- und Altersheimen veranstaltet. "Aber so etwas Öffentliches wie hier in Bellheim ist auch für mich etwas Besonderes", erklärt sie.
Wichtig sei es, dass die Models in der gleichen Altersklasse sind, wie die Besucherinnen, meint Marion Adam. Es muss gar nicht immer Heidi Klum sein, denn wenn sich die Besucherinnen mit den Models identifizieren können, ihre Körperformen, ihr Alter wiederfinden, kann man sich auch viel besser vorstellen, wie die Kleidung an einem selbst aussieht.
Praktisch muss die Kleidung sein, aber gefallen muss sie auch
Neben dem gemeinsamen Erlebnis, dem Zusammenkommen und Reden hatte die Bellheimer Senioren-Modenschau aber auch ein ganz praktisches Anliegen. "Viele Modegeschäfte in den kleineren Orten führen nichts Passendes für Senioren, da muss man schon in die Stadt, wenn man Auswahl haben möchte, oder ins Internet", sagt Marion Adam. Und beides sei für die älteren Menschen häufig schwierig. Deshalb geht es auch darum, ein wohnortnahes Angebot zu schaffen, Mode zu angemessenen Preisen aber auch mit guter Qualität und mit den Merkmalen, die für die älteren Menschen wichtig sind. Sie habe auch bei den in Bellheim ansässigen Modehäusern nachgefragt, dort habe kein Interesse an der Modenschau bestanden. "Es war mir wichtig, das zu klären, denn wir wollen nicht als Konkurrenz zu den Geschäften im Ort auftreten", betont Marion Adam.
Bequemer Tragekomfort, gute Schnitte, haltbare Qualität und Materialien, die einfach zu pflegen sind - das ist es, was für die älteren Menschen wichtig ist. Gerade, wenn sie in Einrichtungen leben und die Wäsche in der Wäscherei gereinigt wird, ist es wichtig, dass die Bekleidung langlebig und von guter Qualität sei.
Paris, Mailand, London - auch Bellheim hat Glam und einen Catwalk
Aber - und das ist den Organisatorinnen und den Gästen gleichermaßen wichtig: Es muss auch modisch, fröhlich und farbenfroh sein. "Vorbei sind Gott sei Dank die Zeiten der Kittelschürze und des Grau-in-Grau", sind sie sich einig. Denn Mode ist keine Frage des Alters. Und Mut zur Farbe ist es auch nicht. Und so waren am Samstag auch besonders die bunten, gemusterten Oberteile beliebt bei den Besucherinne, die nach der Modenschau begeistert waren, gerne in der improvisierten Boutique bummelten und bei einem Gläschen Sekt auch das eine oder andere Teil anprobierten.
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Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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