Wissenswertes rund um die Nordmann-Tanne: Auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum

Frisches, sattes Grün - So kennen und lieben wir unseren Weihnachtsbaum | Foto: Forstamt Pfälzer Rheinauen
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Südpfalz. "Oh Tannenbaum, Oh Tannenbaum - wie grün sind Deine Blätter" - hinter dem schönen Baum fürs friedliche Weihnachtsfest steht ein knallhartes und nicht selten auch ein gefährliches Geschäft. Der typische Weihnachtsaum in deutschen Wohnzimmern ist die Nordmannstanne oder Nordmanntanne. Der Name Nordmannstanne ist dabei allerdings irreführend. Die Nordmannstanne kommt nämlich nicht aus "Ländern im  Norden" sondern aus dem Kaukasus und wird daher auch manchmal Kaukasus-Tanne genannt. Der Name  geht auf den „Entdecker“ Andreas von Nordmann, ein finnischer Botaniker zurück, der diese 1838 im Kaukasus entdeckte. Und weil die Nordmann-Tanne der Familie von Edeltannen (Abies) angehört, lautet die komplette lateinische Bezeichnung deshalb: Abies nordmanniana

Woher kommt unsere Nordmanntanne?

Tannensamen lassen sich nur auf dem Baum in der Höhe ernten, da Tannenzapfen sich in luftiger Höhe Schuppen für Schuppen auflösen. Daher findet man auf dem Waldboden keine Tannenzapfen. Was häufig als Tannenzapfen bezeichnet wird, sind Zapfen anderer Bäume: zum Beispiel Fichten, Kiefern und Lärchen
Die Samen unserer Weihnachtsbäume, der Abies nordmanniana, werden ganz überwiegend in einer Region in Georgien am Südabfall des Kaukasus geerntet. Erntemonat ist der September. Dazu klettern mutige Männer in die Kronen der bis zu 60 Meter hohen Bäume und pflücken die Samen, die sie zu Boden werfen und unten von Kollegen aufgesammelt werden. In jedem Zapfen sind bis zu 200 Samen, aus einem Kilo Zapfen können bis zu 4.000 Weihnachtsbäume erwachsen. Die Haupterntegegend heißt Racha, sie liegt nördlich des Städtchens Ambrolauri und ist nicht einfach erreichbar. Und wie alle Dörfer im Kaukasus, mit Ausnahme von ein paar Touristendörfer, bettelarm. Die Wälder dafür umso unberührter und unglaublich artenreich. Die Samenernte ist in dieser Region die wichtigste Einnahmequelle. Dafür riskieren die Männer ihr Leben. Unfälle passieren regelmäßig und viele Männer haben bei Stürzen ihr Leben gelassen. Das Klettern, Pflücken und Einsammeln ist zudem eine sehr harzige Angelegenheit. Aber die Männer klettern in der Regel auch ohne Handschuhe, da hat man mehr Gefühl.

Das harte und gefährliche Geschäft mit dem Tannen-Samen

Geerntet wird quasi im Akkord. Bei guter Ernte werden die Preise je Kilo gedrückt, bei schlechten Erntebedingungen jedoch selten angehoben. Die Preise liegen bei unter einem Euro je Kilo für die Sammler vor Ort. Das ist nur ein Bruchteil des Preises, der für die getrocknete Ware schließlich in Europa für das Saatgut bezahlt wird. Die Sammelgebiete in Georgien werden in Planquadrate eingeteilt und die Lizenzen bei Auktionen versteigert. Die Vergabe soll allerdings eher typischen kaukasischen Sitten entsprechen. Es ist von viel Korruption die Rede. Die dänischen und deutschen Baumschulen, die die Lizenzen ersteigern, stellen den Sammlern sichere Ausrüstung wie Sicherheitsgurte zu Verfügung. Nur wer sich gut absichert, braucht länger zum Ernten – und gilt nicht als echter georgischer Mann. Die echten Cracks steigen übrigens nicht bei jedem Baum hoch und wieder herunter. Mancher bringt die Baumkrone nach dem Abernten derart in Schwingung, dass er den Sprung zum nächsten Baum wagen kann. Eine Berühmtheit in Georgien, ein gewisser Valiko, soll auf diese Weise erst beim 18. Baum wieder zur Erde zurück geklettert sein. Sagt man im Kaukasus. Oft kommen die regulären Samenpflücker zu spät und illegale Trupps haben sich an den Samen bereits bedient. Wenn das im nicht ganz reifen Zustand passiert ist die Ware viel weniger keimfähig. Auch diese illegal geerntete Ware landet in unseren Baumschulen. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland schon erntereife Nordmannstannen. Die Menge ist aber eher unbedeutend. Bei uns wird der Samen aus den Blütenzapfen in der Regel von der Gondel des Hubsteigers aus geerntet. 

Blick auf die Region Racha - von hier kommen unsere Weihnachtsbäume - zumindest der Samen dafür | Foto: Forstamt Pfälzer Rheinauen
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Der perfekte Weihnachtsbaum - ob Tanne, Kiefer oder Fichte - einheitlich und symmetrisch muss er sein

Die Ansprüche an den „guten Weihnachtsbaum“ sind extrem hoch. Die ideale Färbung, schöne Zweige - deshalb ist die Nordmanntanne perfekt als Weihnachtsbaum geeignet. Denn der soll dicht, aber nicht zu dicht gewachsen sein. Die Äste sollen kreisrund um den Baum stehen, alle pro Astquirl etwa gleich lang. Kerzengerader Stamm und sattgrüne Nadeln sowieso. Zehn Astquirle sind ideal. Die Spitze, der so genannte Gipfeltrieb, darf nicht zu lang und nicht zu kurz sein. Das führt dazu, dass auf den Weihnachtsbaum-Plantagen Form- und Korrekturschnitte notwendig werden, und meistens auch Pflanzenschutzmittel und spezielle Düngemittelgaben erfolgen.
Am Ende soll einer so aussehen wie der andere - genormte Perfektion. Oder wie der Baum aus Plastik. Ein bisschen krumm, etwas unsymmetrisch oder gar zwei Spitzen sind Ausschlussgründe. Schade, nicht gerade ein Plädoyer für Individualismus.

Weihnachtsbaum aus der Pfalz

Förster empfehlen übrigens den Kauf eines heimischen Weihnachtsbaumes von rheinland-pfälzischen Waldbesitzern oder lokalen gewerblichen Weihnachtsbaum-Produzenten. Denn das ist in vielerlei Hinsicht gut: ein deutlich kleinerer ökologischer Fußabdruck, da geringere Transportwege, weniger Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und man fördert zusätzlich die lokale, ländliche Wirtschaft. 
Wer zusätzlich noch den Erlebniswert beim Kauf und einen sicher chemiefreien Baum, noch ganz erntefrisch, haben möchte, kann sich bei den pfälzischen Forstämtern erkundigen. Es finden sich im Internet alle Möglichkeiten, wo man während der Weihnachtszeit in der Pfalz die eigene Tanne schlagen oder direkt im Wald kann.

Pflegetipps, damit der Weihnachtsbaum aus dem Wald möglichst lange frisch bleibt

  • um das Austrocknen und frühzeitige Nadeln zu verhindern, den Baum an einen kühlen, sonnen- und windgeschützten Ort, möglichst in einen Eimer Wasser stellen
  • den Baum bis kurz vor dem Aufstellen im Netz belassen. So verdunstet er am wenigsten und bleibt lange frisch.
  • den Baum nicht direkt vor der Heizung aufstellen. 
  • Ideal ist es, den Baum vor dem Aufstellen zwei bis drei Zentimeter frisch anzuschneiden und täglich zu gießen. Ein etwa zwei Meter hoher Weihnachtsbaum benötigt bis zu zwei Liter Wasser am Tag.

*der Text entstand in Zusammenarbeit mit Volker Westermann, Förster für Waldinformation, Umweltbildung und Walderleben im  Forstamt Pfälzer Rheinauen

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Heike Schwitalla aus Germersheim

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