Die Ambulante Hospizgruppe informiert
Essen und Trinken am Lebensende

Für viele bedeutet es einen sehr schweren Moment, wenn Angehörige am Lebensende aufhören zu essen und zu trinken. Man kann den lieben Menschen doch nicht verhungern oder verdursten lassen! Man möchte ihm doch Gutes tun, bekanntlich hält Essen Körper und Seele zusammen.
Oftmals wird an diesem Punkt klar: Jetzt verändert sich etwas. Und damit gehen wir Menschen unterschiedlich um. Manche akzeptieren die Situation, manche können oder wollen es nicht wahrhaben. Cicely Saunders, die Begründerin der Hospizbewegung und Palliativmedizin sagte einst: „Der Mensch stirbt nicht, weil er aufhört zu essen und zu trinken – sondern er hört auf zu essen und zu trinken, weil er stirbt.“

Dabei ist natürlich immer zu klären, ob die zurückgehende Nahrungsaufnahme eventuell andere Gründe haben könnte. Manchmal nimmt einem Heimweh den Appetit- Heimweh nach der eigenen Wohnung, die man gerade verlassen musste, nach Selbständigkeit oder lieben Menschen. Vielleicht sitzt die Prothese nicht richtig und das Kauen bereitet Schmerzen, vielleicht stört eine Entzündung im Mund oder Übelkeit lässt einen kaum an Essen denken. Wenn körperliche Gründe vorliegen, kann die Medizin oft Abhilfe schaffen.
Bei manchen Krankheiten vergisst man, wie „das geht“ oder es ist aufgrund von Schluckbeschwerden nicht mehr möglich, etwas über den Mund aufzunehmen. Hier ist es wichtig, dass Betroffene und ihr Umfeld, möglichst noch in gesunden Zeiten, miteinander sprechen, welche Maßnahmen in solch einem Falle gewünscht sind. In einer Patientenverfügung kann festgelegt werden, ob beispielsweise künstliche Ernährung infrage kommt. Solche Entscheidungen, welche die Betroffenen selbst für sich fällen, erleichtern es den Angehörigen ungemein, sollten sie in die Lage kommen, für ihre Liebsten sprechen zu müssen.

Hört ein Mensch allerdings auf zu essen und zu trinken, weil er die letzte Phase seines Lebens erreicht hat, bedeutet dies eine der Situation angepasste Entwicklung. Inzwischen weiß man, dass ein Einstellen der Nahrungsaufnahme (dies gilt auch für Flüssigkeit) am Ende des Lebens das Sterben erleichtert. Der Körper schüttet Endorphine aus, was Schmerzen lindern und die Stimmung aufhellen kann. Außerdem können dadurch Übelkeit, Darmprobleme, Wasseransammlungen, Atemnot und Unruhe verringert werden. Essen am Lebensende bedeutet häufig keinen Genuss mehr, sondern nur noch Anstrengung und Belastung. Bieten Sie ruhig immer wieder Speisen und Getränke in kleinen Portionen an. Wenn der Betroffene es jedoch nicht mehr möchte, zeigt er es durch Zusammenpressen der Lippen, Wegdrehen des Kopfes, Abwehren mit der Hand o.ä., vielleicht kann er es auch noch selbst formulieren. Dann braucht es eine andere Form der Unterstützung und Begleitung durch die Angehörigen. Oft tut es gut, wenn die Anwesenheit spürbar wird- durch Schweigen, Erzählen, Vorlesen geliebter Texte, Singen der Lieblingslieder, ganz persönliche Musik spielen (lassen). Auch eine Handmassage oder sanftes Einreiben mit der Lieblingslotion kann als angenehm empfunden werden. Was für die Menschen sehr wohltuend sein kann, ist eine gute Mundpflege- in Apotheken gibt es Schaumstoffstäbchen, welche mit allem getränkt werden können, was die Person mag- sei es Tee, Kaffee, Sekt, Bier, Wein, Eierlikör, Saft oder was auch immer auf der Wunschliste steht. Dies alles natürlich auch nur dann, wenn es angenommen werden möchte.

Wenn Sie „einfach“ da sind, können Sie viel tun für Ihre Lieben – auch ohne Essen und Trinken.

(Von Claudia Leitloff)

Autor:

Ambulante Hospizgruppe Bruchsal und Umgebung aus Bruchsal

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