Erstes "Tiny House" auf "Camping Durlach"
Leben auf kleinstem Raum
Durlach. Leben auf kleinstem Raum: Davon träumen viele Menschen, sei es als Altersitz, als mobiler Aussteiger-Ort, als Studenten-Bude oder gar als Mini-Feriendomizil. Ein "Tiny House" ist jedenfalls aktuell im Trend. Kein Wunder, dass viele das auch gerne mal ausprobieren würden, ermöglicht es doch ein minimalistisch angehauchtes Leben, denn viel Platz hat man nicht, muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Dazu spart man auf alle Fälle Platz, ob im Inneren oder auf dem Grundstück - und man spart dazu auch Geld und Ressourcen. Kein Wunder, dass sich der Idee Stadt Karlsruhe und Karlsruher Institut für Technologie (KIT) annahmen, unterstützt von der "Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft" (FWG) in Freiburg und "KOMZET Bau" in Bühl. Mit einem Architektur-Wettbewerb für Studenten im Wintersemester 2019/20 wurde das Thema für den modernisierten Campingplatz in Durlach angegangen. Bei „ttt – tiny timber tourism“ ging es um eine studentische Konzeption eines „Tiny House“-Prototyps, der von den Studenten mit praktischer Unterstützung auf dem Campingplatz entsteht - direkt neben dem Turmbergbad Durlach.
Das Haus hat alles
Als Sieger ging der Entwurf von Mena Ghaly und Merve Simsek hervor: Eine Art moderne Interpretation einer archaischen Urhütte, zugleich ausgestattet mit allen Annehmlichkeiten einer idealen Ferienunterkunft; und zwar mit rund sieben mal drei Metern auf kleinstem Raum. "Die Bedürfnisse der Nutzer auf ein Minimum zu beschränken, ohne dabei die räumliche Qualität zu
mindern", reizte Simsek besonders an der Aufgabe. Gelöst wurde das unter anderem durch die spezielle Ausrichtung der nach Westen komplett geschlossenen Hausseite, die im Inneren für eine intime Atmosphäre sorgt, zum anderen durch einen hohen Wohn- und Kochbereich, der sich schwellenlos nach Süden hin zu einer Terrasse öffnet. Nasszelle, Sanitärbereich und insgesamt vier Schlafplätze komplettieren das komfortable Mini-Häuschen, das in diesen Tagen komplett entsteht.
Wochenlang ging es intensiv um Planung, Details und Machbarkeiten zwischen den Partnern, dann ging es an die Umsetzung: Dabei griffen die "Theoretiker" vom KIT auf die Hilfe der "Praktiker" vom Bau zurück: Im "KOMZET Bau" in Bühl wurden die Teilevormontiert, vor Ort in Durlach dann von den Zimmerermeistern zum "Tiny House" zusammengefügt. Eine Fachwerk-Holzständerkonstruktion übernimmt die tragende Funktion. Die Innenbekleidung besteht aus einer Nut-und-Feder-Schalung. Diese gewährleistet neben weiteren Maßnahmen eine sortenreine Konstruktion: das heißt ohne Kleber oder umweltunverträgliche Baustoffe, somit vollständig rückbaubar. „Vorteil ist, dass alle Fenster den Standardmaßen entsprechen, das macht es zudem wirtschaftlich im Bau“, erklärt Ghaly.
Die Versorgungsleitungen hat die Stadt Karlsruhe gelegt, dieser Tage war klassisches Richtfest, jetzt beginnt der Innenausbau. In den kommenden Jahren sollen fünf weitere "Tiny Houses" auf dem "Camping Durlach" entstehen. Auf der einen Seite werden sie regulär vermietet - der Preis steht aber noch nicht fest - auf der anderen Seite werden sie acht Wochen im Jahr kostenfrei an wohnungssuchende Studierende des KIT zur Verfügung stehen.
Infos: www.ka-camping.de
Autor:Jo Wagner |
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