Familie spendet acht Stolpersteine
Stolpersteine: Ein Weg, nicht zu vergessen
Frankenthal. Die in Frankenthal bei vielen Menschen noch bekannte Familie Albrecht spendet 960 Euro für die Verlegung von acht Stolpersteinen für jüdische Opfer. Anlässlich des 99. Geburtstags der Mutter, die in einem Frankenthaler Altersheim wohnt, verabredeten sich die noch lebenden Familienmitglieder zu diesem Zeichen des Dankes für ihre Heimatstadt. „Wir haben im vergangenen Jahr von der Verlegung der Stolpersteine gelesen“, informierte Christoph Albrecht bei seinem Besuch in Frankenthal: „Wir sind 1962 in die Carl-Bosch-Siedlung gezogen. Aufgrund der vielen positiven Möglichkeiten konnte unsere Familie hier ein gutes und zufriedenes Leben führen.“ Drei der Brüder leben „am Rande der Republik“ - Christoph Albrecht mit seiner Frau seit 1974 in Berlin-Kreuzberg; ein Bruder betreibt mit seiner Frau in Grünstadt den Bioladen „herrlisch“. Das verstorbene „Familienoberhaupt Walther Albrecht, Jahrgang 1917, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz, war lange Jahre Vorsitzender des Kunstvereins „Die Treidler“. Er engagierte sich in der Haftentlassenen-Hilfe, für die Musikschule und in anderen kommunalen und besonders kulturellen Bereichen. Auch das seit vielen Jahren bestehende Engagement von Christoph Albrecht hat seinen Ursprung in Frankenthal. In Berlin arbeitete er jahrzehntelang als Forschungsmanager im Wissenschaftszentrum für Sozialforschung. Er initiierte zusammen mit seiner Frau in seiner Nachbarschaft mehrere Anwohnerinitiativen, unter anderem zum Bau eines Spielplatzes, zum Erhalt einer alten Markthalle und zur Veranstaltung regelmäßiger Blues-Konzerte. Derzeit bereitet er mit einer kleinen Anwohnerinitiative die Anbringung einer Erinnerungstafel an eine Nachbarin vor, die in Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt wurde. In Deutschland gibt es nur 640 Menschen, denen diese Auszeichnung zugesprochen wurde. Für den Förderverein für jüdisches Gedenken hält Werner Schäfer Kontakt zu den Spendern. Aufgrund seines politischen und kulturellen Engagements ist er Walther Albrecht oft begegnet und war von dessen Engagement beeindruckt. „Das ist die bisher größte Spende, die wir im Verlauf der sieben Stolperstein-Verlegungen erhalten haben“, freut er sich. Eine wichtige Grundlage der europaweiten Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig ist die Einsicht, dass Gedenk- und Erinnerungsarbeit dann am besten gelingt und wirkt, wenn Bürger sich beteiligen. Fast alle 108 Stolpersteine, die bisher verlegt wurden, wurden durch Einzelspenden finanziert. „Wir wollen bei der nächsten Verlegeaktion vor allem an die jüdischen Familien rund um den Rathausplatz erinnern“, informiert Werner Schäfer. „Hier war in fast jedem zweiten Haus ein jüdisches Geschäft". Er rechnet mit einem Termin für die Verlegung der Stolpersteine nach den Sommerferien 2022. ps
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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