Den Garten klimafreundlich gestalten
Französischer Ahorn & Mönchspfeffer
Klima konkret. Gefühlt war der Sommer 2023 viel zu nass und zu kalt. Grundsätzlich mag das stimmen, doch man darf nicht vergessen, dass es in den vergangenen Jahren sehr lange Trockenzeiten gegeben hat und damit die vielen Niederschläge dringend für den Boden gebraucht wurden. Der in unserer Region zu kalte Sommer war in anderen Regionen zu heiß und im langjährigen Mittel ein Tropfen auf den heißen Stein.
Konkret bedeutet das für jeden Gartenbesitzer, man muss sich zukünftig darüber Gedanken machen, dass es im Sommer länger trocken bleibt. Daraus folgen zwei Konsequenzen: Entweder man muss viel mehr Wasser in den Garten gießen oder eine Neugestaltung des Gartens in Betracht ziehen. Denn mit diesen sich verändernden Bedingungen kommen am besten Pflanzen aus sommertrockenen Gebieten, wie der Mittelmeerregion, zurecht, weiß Michael Plomer, Landschaftsgestalter aus Frankenthal. Auch das Grünflächenamt der Stadt Frankenthal bestätigt dies.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz können konkret im eigenen Garten beziehungsweise auf dem Balkon anfangen, wenn man das möchte!
Wer Wasser sparen will und gleichzeitig seinen Garten schön und auch für Insekten nutzbar halten möchte, der kann bereits jetzt die Weichen stellen, sodass auch in den kommenden Jahren Bäume und Pflanzen den extremen Wetterbedingungen besser standhalten. Denn auch die neu gesetzten Pflanzen brauchen eine Anwachsphase, wo sie zusätzlich bewässert und gepflegt werden müssen. Im Anschluss, so nach zwei oder drei Jahren, kommen sie ohne zusätzliche Bewässerung zu recht.
Mediterrane Vorderpfalz?
Grundsätzlich haben unterschiedliche Pflanzen unterschiedliche Strategien um sich gegen die Austrocknung und Hitze zu schützen. Beispielsweise gibt es Pflanzen, die mit einer schützenden Behaarung und Farbgebung (Silberlinde, Wolliger Ziest), sich schützen, andere dagegen haben schmale und ledrige Blätter; manch eine hat Blätter, die Wasser speichern können, wie beispielsweise bei den Sukkulenten, informiert der EWF. Die in der Region beheimatete Weinrebe entwickelt verdickte Knollen oder Pfahlwurzeln, in denen Wasser gespeichert wird.
Mit den sich verändernden Bedingungen werden sicherlich Pflanzen aus sommertrockenen Gebieten, wie der Mittelmeerregion zurecht kommen. „Hier wären zu nennen neben dem Klassiker Lavendel, auch andere aromatische Kräuter wie Salbei, Ysop Thymian oder Rosmarin. Flächig zur Bodendeckung lassen sich Edelgamander (Teucrium x lucidrys), Bergminze (Calamintha nepeta) oder die Katzenminze (Nepeta faassenii) nutzen. Als Gehölze eignen sich die Bartblume (Caryopteris) oder der Mönchspfeffer (Vitex).
Gibt es eine Alternative für den Rasen?
Michael Plomer weiß, Rasen benötigt im Sommer rund 25 Liter Wasser pro Woche und Quadratmeter, je nach Gartengröße eine hohe Summe. Als Spielfläche für Kinder und Familie ist sie aber ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Gartengestaltung und deshalb nicht wegzudenken. Eine Möglichkeit wäre, die Rasenfläche grundsätzlich auf ein Minimum zu reduzieren, die neu entstandene Fläche dafür als Wiese zu nutzen. Bienenweidepflanzen könnten hier genutzt werden.
Wer nicht explizit auf den typischen Rasen setzt, der könnte Bodendecker wie Johanniskraut (Hypericum), Storchschnabel (Geranium) oder flächig gepflanzte Gräser wie Japan-Berggras (Hakonechloa) setzen.
Eine weitere Möglichkeit ist es, Wildblumenwiesen zu setzen! Klar ist: Diese dürfen dann natürlich nicht mit dem Rasenmäher bearbeitet werden. Mit einer Sense oder einem Freischneider kann man die Mahd zweimal im Jahr vollziehen.
Vonseiten des EWF kommt ein weiterer Tipp: „Wenn für das Kinderspiel oder das Spiel mit dem Haustier eine ständig begehbare Fläche, eben der Rasen, vorhanden sein soll, kann man auf eine spezielle Trockenrasenmischung setzen. Mit 70 Prozent Festuca arundinacea, für minimierten Pflege- und Wasseranspruch des Trockenrasens, 20 Prozent Poa pratensis, für eine hohe Belastbarkeit und Toleranz gegenüber Trockenheit und 10 Prozent Loium perenne, für eine schnelle Keimung und eine gute Regeneration durch Ausläuferbildung.
Schöne Bäume – standortangepasste Gartengestaltung
Wer einen Umbau seines Gartens plant, der sollte bereits jetzt Pflanzen setzen, die mit den verändernden Bedingungen besser klar kommen. Tipp vom Fachmann: „Bei einer Neu- oder Umgestaltung des Gartens ist es wichtig, die Boden- und Lichtverhältnisse richtig einzuschätzen und die an den Standort angepassten Pflanzen zu verwenden“. Hortensien brauchen beispielsweise eher schattige Plätze, mediterrane Pflanzen lieben die Sonne.
Und wer jetzt an die Neugestaltung denkt, der sollte die Zeit nutzen und bereits heute Bäume pflanzen, die in ein paar Jahren groß genug sind, um mit den klimatischen Veränderungen klar zu kommen. Gut mit Hitze und Trockenheit zurecht kommen beispielsweise die Blasenesche (Koelreuteria paniculata), der Französische Ahorn (Acer monspessanum), aber auch die gut schnittverträgliche und auch als Hecke verwendbare Hainbuche (Carpinus betulus), informiert Michael Plomer.
Erforderlich ist jedoch auch hier eine gute Vorbereitung des Standorts, damit die Baumwurzeln sich schnell den Bodenraum erschließen können und nicht zum Beispiel an einer vom Hausbau resultierenden Bodenverdichtung entlang wachsen muss, das kann sogar nach Jahren dazu führen, das Bäume das Wachstum einstellen und absterben.
Vonseiten des EWFs aus Frankenthal kommt noch ein Tipp: Die Baumschulen bieten eine Liste mit sogenannten Klimabäumen an. Kleine Bäume wie die Blumenesche, der Eisenholzbaum oder der Schlafbaum gehören hier dazu.
Schmuddelecke im Garten!
Das typisch deutsche Gartenbild besteht aus Steinen, Rollrasen und Kirschlorbeer. Das Bild des aufgeräumten Gartens eben. Doch das ist alles andere als nützlich für die Tierwelt und hilft leider auch wenig dem Klima. Besser ist es vor die immergrüne Sichtschutzhecke noch Vogelnährpflanzen wie Kornelkirsche oder Weißdorn zu setzen und da davor einen Bereich mit niedrigen Kleingehölzen und Blütenstauden, eine Schmuddelecke mit Ästen, Laub und Kompost ist ein wahres Paradies für alle Gartenbewohner! Stauden sollten im Winter stehen bleiben und erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden. Allgemein sollte man darauf achten, dass man auch im Spätsommer und Herbst blühende Pflanzen im Garten hat – so haben Insekten die Möglichkeit, bis ins Spätjahr an Nahrung zu kommen.
Nicht nur die richtige Auswahl an Pflanzen und Bäumen sollte getroffen werden, es muss auch im „Gesamtpaket“ stimmen. Möglichst viele entsiegelte Flächen, keine Schottergärten, und eine Neugestaltung von Fassaden und Mauern wäre wünschenswert. Fassaden lassen sich durch ein Ranksystem mit Mauerabstand ohne Schäden für Putz und Mauerweg effektiv begrünen, weiß der Gartenspezialist Michael Plomer. Die Hausbegrünung sieht nicht nur optisch schön aus, es bietet auch eine Möglichkeit das Haus vor Hitze zu schützen und somit angenehmere Temperaturen für die Bewohner zu liefern.
Wer seinen Garten gestaltet, der sollte auch an eine ausreichende und gleichzeitig sparsame Bewässerung denken. Hier wären Tropfsysteme ideal, sie liefern das Wasser gezielt an die Pflanze.
Tipps rund um den Gartenbau
Die Internetseite des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Neustadt gartenbau.rlp.de oder die Seite der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau www.lwg.bayern.de/gartenakademie, geben nützliche Tipps, welche Bäume und Pflanzen geeignet sind.
Die Stadt Frankenthal hat auf der Internetseite www.frankenthal.de/service in der Kategorie „Sommer in FT“ wissenswerte Informationen zusammengestellt.
Auch die Naturschutzverbände haben zahlreiche Tipps, wie man den Garten umgestalten kann! Beispielsweise gibt es auf der Internetseite des BUND (www.bund.rlp.de) viele Tipps für Pflanzen, die der heimischen Tierwelt einen Lebensraum und Nahrung bieten.
Wer die Winterzeit nun aktiv nutzen und sich mit dem Thema Gartengestaltung auseinander setzen möchte, der kann im Buchhandel oder in den Büchereien Fachliteratur rund um das Thema finden. Auch das Gespräch mit einem Fachmann vor Ort kann helfen.
Wie reagieren Städte auf das Thema Klimawandel?
Ob Klimaschutzmanager, Aktionspläne und Tipps für die Bürger – jede Stadt oder Kommune reagiert anders auf das Thema. Ihnen allen gemein ist, dass sie sich aktiv mit dem Thema auseinandersetzen. So werden beispielsweise in Frankenthal widerstandsfähige, robuste Pflanzen ausgewählt. Um Wasser zu sparen, wird in Frankenthal auch die Bewässerung eingeschränkt, nämlich nur noch auf Neupflanzung im Rahmen der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege. Das Grünflächenamt der Stadt Frankenthal wünscht sich mehr Artenreichtum und Biodiversität, daher werden die extensiven Wiesenflächen soweit möglich nur als „2-schüre Wiese“ unterhalten. 2-schürige Mahd heißt, dass das Grünflächenamt zweimal im Jahr mäht, damit es im Frühsommer und Herbst blüht. Einmal mähen würde indes nicht reichen, sonst werden die Kräuter weniger und damit die Diversität.
Pflanzentauschbörse: Idee für alle?
Unendlich viele Tipps gibt es rund um den Garten. Viele Naturfreunde teilen ihr Wissen mit Bekannten und Freunden, auch der Gartenprofi steht parat. Eine Idee des EWF in Frankenthal ist: Wie wäre es mit einer Pflanzentauschbörse oder speziellen Veranstaltungen, sodass man sowohl Pflanzen als auch hilfreiche Informationen verbreiten kann?! Vielleicht ein Ansatz für Klimaschutzmanager, Naturschutzverbände und Gartenfreunde? So wird der Garten zum neuen Gesprächsthema. gib
Klima konkret
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Doch wo betrifft das konkret unsere Alltag? Was können wir tun, um bewusster zu leben und dabei gleichzeitig Ressourcen zu schonen? Und wie kann ein nachhaltiger Lebensstil begeistern, statt eine Last zu sein? Diese und weitere Fragen will die Wochenblatt-Serie Klima konkret beantworten. Alle zum Thema bereits veröffentlichten Beiträge finden Sie auch auf https://www.wochenblatt-reporter.de/tag/klima-konkret
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.