Gerichtsszenen mit dem Publikum als Schöffen
Theater in Germersheim: "Terror" von Ferdinand von Schirach
Germersheim. Ein hochkarätiges Theaterstück ist am Mittwoch, 17. April, um 20 Uhr in der Germersheimer Stadthalle mit "Terror" von Ferdinand von Schirach zu sehen. Bereits um 19 Uhr beginnen die Einführungsgespräch zum Stück mit Peter Donath.
Worum geht es in dem Stück? Major Lars Koch, Kampfjetpilot der Bundeswehr, steht vor Gericht. Angeklagt ist er des 164-fachen Mordes. Was ist passiert? Am 26. Mai 2013 erhält Koch den Befehl, einen vollbesetzten, von Terroristen gekaperten Airbus vom Kurs abzudrängen, was ohne Erfolg bleibt. Ziel der Terroristen ist es, den Airbus in die ausverkaufte Münchner Allianz-Arena stürzen zu lassen, in der 70.000 Zuschauer dem Länderspiel Deutschland-England entgegenfiebern.
Lars Koch entscheidet sich eigenmächtig, das Passagierflugzeug abzuschießen, um die Fußball-Fans zu retten. Alle 164 Airbus-Insassen sterben. Ist Koch schuldig, weil er 164 Menschen zum Objekt gemacht hat und damit deren Rechte und Menschenwürde verletzte?
Darüber muss auch das Publikum nach bestem Wissen und Gewissen, wie es im deutschen Richtergesetz heißt, urteilen. Jeder Zuschauer darf in einer kurzen Pause abstimmen, ob Lars Koch unschuldig ist oder schuldig gesprochen werden soll. Danach entscheidet sich, wie das Theaterstück weitergeht. Plädiert der überwiegende Teil des Publikums für SCHULDIG, wird die Schuldig-Variante gespielt. Hält die Mehrheit Lars Koch für UNSCHULDIG, kommt diese Begründung des Richterspruchs zur Aufführung.
In "Terror", seinem ersten Theaterstück, stellt der ehemalige Strafverteidiger Ferdinand von Schirach, dessen Kriminalerzählungen "Verbrechen" 2009 schlagartig zur literarischen Sensation wurden, die Frage nach der Würde des Menschen und dessen moralischer Verantwortung: Darf ein Mensch töten, um andere zu retten? Ist die Entscheidung von Lars Koch moralisch vertretbar oder nicht? Ferdinand von Schirach gelingt es, die Zuschauer durch seinen suggestiven Gerichts-Thriller gleichzeitig zu emotionalisieren und zum Nachdenken darüber zu bringen, wie sie in einem ähnlichen moralischen Dilemma entschieden hätten. ps
Info
Restkarten gibt es unter Telefon 07274-960-217, -301, - 302, -303, per E-Mail an kultur@germersheim.eu, bei Tickets&More im Real Markt Germersheim 07274-779279 oder unter www.reservix.de.
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
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