Reaktivierung der Bahnstrecke Germersheim - Landau
Germersheim ab 12.36 ... Luus-tadt an 12.47
Mit diesem "Zitat" aus dem Kursbuch der Deutschen Bahn hat der Humorist Loriot in seinem Sketch Literaturkritik Youtube einst die Bahnstrecke Germersheim - Landau bundesweit bekannt gemacht, was sie aber trotzdem nicht vor der Stilllegung bewahren konnte.
Nun hat sich Germersheims Bürgermeister Schaile als derjenige zu erkennen gegeben, der die Reaktivierung dieser Strecke gezielt vorantreibt. Seit über einem Jahr setze er sich dafür ein und habe auch die Landräte der Kreise Germersheim und Südliche Weinstraße, Dr. Brechtel und Seefeldt, sowie den Landauer Oberbürgermeister Hirsch für sein Anliegen interessieren können.
Alle Nutzerinnen und Nutzer freuen sich grundsätzlich über jeden Amtsträger, der ein ÖPNV-Projekt unterstützt. Ist sein Engagement aber wirklich echt und mehr als der Versuch, noch auf einen 'abfahrenden Zug' aufzuspringen?
Der Faktencheck:
1. Schaile ist nicht der erste, der die Reaktivierung vorschlug. Sie findet sich z.B. bereits in dem 2011? von Herbert Jäger, Jockgrim, vorgestellten Verkehrskonzept der BI Bienwald.
2. In der gemeinsamen Pressemitteilung vom 10.01.2019 befürworteten Dr. Brechtel, Hirsch und Seefeldt dieses Projekt. Bereits vor Weihnachten 2018 hatte der ZSPNV Süd (Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, Verbandsvorsteher ist Dr. Brechtel), mit dem zuständigen Ministerium in Mainz vereinbart, baldmöglichst eine neue Nutzen-Kosten-Untersuchung für diese Strecke zu erstellen.
Der Ausbau des Personennahverkehrs auf der Schiene und der Straße ist außerdem aus anderen, viel gewichtigeren und konkreteren Gründen als den von Schaile genannten dringend notwendig. Als Beispiele seien hier die Vermeidung gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch Lärm, Stickoxide und Feinstaub und ein wirkungsvoller Beitrag zum Klimaschutz genannt.
Aktiv an der Entscheidung, ob wieder Züge – S-Bahn-Züge, keine Stadtbahnen! – über "Luus-tadt" fahren (am besten, wie in der 'guten, alten Zeit', von Bruchsal kommend weiter bis Zweibrücken), ist Bürgermeister Schaile nicht beteiligt, weil er nicht den dafür zuständigen Gremien angehört. Er kann aber in dem Bereich, wo er das Sagen hat, endlich tätig werden und die Vorschläge zur Einführung eines den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden innerstädtischen Personennahverkehrs umsetzen, die ihm die BI Verkehrsforum Südpfalz vor genau zwei Jahren vorgelegt hat. Es sollte ihm doch auch ein zweites Mal gelingen, den als Aufgabenträger zuständigen Landrat Dr. Brechtel für dieses weitere ÖPNV-Projekt zu interessieren.
Erst dann, wenn man im gesamten Stadtgebiet von Germersheim
· eine Haltestelle in etwa 300 m Entfernung von der Wohnung oder dem Arbeitsplatz erreichen,
· dort ohne Voranmeldung in ein barrierefreies Fahrzeug einsteigen,
· eine Verbundfahrkarte kaufen,
· an einer anderen Haltestelle in der Stadt aussteigen oder am Bahnhof in die Verbundgebiete weiterfahren kann,
hat Schaile bewiesen, dass er es tatsächlich ernst meint mit dem Ausbau des Nahverkehrs.
Und er hätte damit die Attraktivität der Stadt Germersheim, die bekanntlich unter einem Image-Problem leidet, erheblich und gleichzeitig nachhaltig erhöht – nicht nur für die Einheimischen, sondern gerade auch für die erwünschten Zuzügler.
Autor:Hermann Völkel aus Germersheim |
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