Nahverkehrsplan wenig zukunftsträchtig!
Das Verkehrsforum Südpfalz hat gemeinsam mit dem BUND Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., Kreisgruppe Südpfalz, den Entwurf des Nahverkehrsplanes (NVP) für den Kreis Germersheim begutachtet und eine eigene Stellungnahme dazu verfasst. Lob verdient darin die Zuordnung aller Bahnlinien in ein Grundnetz 1. Ordnung, bei dem ein 30-minütiger Grundtakt die Untergrenze bilden soll. Aus Gründen einer Gleichbehandlung ist es aber erforderlich, den Gemeinden ohne Bahnanschluss eine entsprechende 30-minütige Anbindung an die nächstliegenden Bahnstationen mittels Zubringerbusse zu ermöglichen. Gute Ansätze dazu, wie die Einrichtung von Taktknoten für die Umstiege von den Bussen in die Bahnen, sind im Entwurf enthalten.
Leider wird auf die umweltpolitischen Veränderungen und die gegenwärtige Klimaproblematik kein Bezug genommen. Es wird zu wenig dargelegt, dass Verminderungen der CO2- und Schadstoff-emissionen im Bereich des Verkehrs nur dann erfolgversprechend sind, wenn auch ein Umlenkungsprozess vom motorisierten Individualverkehr hin zum ÖPNV eingeleitet wird. Dies ist schon deshalb dringend notwendig, da gerade die Sparte Verkehr am weitesten von der vorgegeben CO2-Einsparung entfernt ist. Erreichen lässt sich das auf freiwilliger Basis nur, wenn der Komfort im ÖPNV gewaltig gesteigert wird, was aber eine Neuausrichtung der Fördergelder voraussetzt.
Auch auf das zweite große Problem der Bevölkerung wird nicht eingegangen, nämlich die derzeitige Wohnungsknappheit verbunden mit stark gestiegenen Mieten, vor allem in den Ballungsräumen. Häufigere und schnellere Anbindungen der ländlichen Regionen zu den Mittel- und Oberzentren könnten zu einer erheblichen Verbesserung der Wohnungssituation beitragen. Die Lösungen sind im Entwurf vorgegeben und müssten nur realisiert werden. Als Beispiel könnte auf der Strecke Germersheim-Wörth-Karlsruhe der schon 2002 geplanten Halbstundentakt jetzt eingeführt werden. Neue Komfortansprüche wie schnelle und umsteigefreie Verbindungen in die Oberzentren lassen sich allerdings allein durch die Karlsruher Stadtbahn nicht mehr erreichen. Verkehrsforum und BUND sind sich weitgehend mit den regionalen Politikern einig, dass zusätzlich zur Karlsruher Stadtbahn auch die Rhein-Neckar-S-Bahn mit einer stündlichen Leistung auf dieser Strecke verkehren muss.
In Anbetracht der noch nicht abgeschlossenen Klima- und Umweltdiskussionen und der zu erwartenden Klimagesetze im Spätjahr wird geraten, mit der Inkraftsetzung des NVP noch abzuwarten. Die verbleibende Zeit könnte sinnvoll dafür genutzt werden, neue und aktuelle Daten zu erheben, um bessere Informationen über das Mobilitätsverhalten zu erhalten. Leider ist in den Entwurf weitgehend veraltetes und teilweise auch falsches Zahlenmaterial eingegangen. Beispielsweise wurden die Belegzahlen der P&R-Plätze ab Bahnhof Germersheim in Richtung Süden an einigen Stellen viel zu hoch, für den Bahnhof Germersheim zu niedrig angegeben. Die Zahlen der Ein-und Auspendler in den Kreis Germersheim entstammen Statistiken aus dem Jahre 2013 und berücksichtigen nicht die Veränderungen der letzten Jahre, wie neu entstandene Wohn- und Industriegebiete.
Allerdings darf es dadurch nicht zu einem Stillstand in der Angebotserweiterung des ÖPNV kommen. Auf die notwendigen und dringenden Maßnahmen wurde vom Verkehrsforum und BUND hingewiesen, mit Umsetzung zum Fahrplanwechsel 2019/2020. Über die Mailadresse verkehrsforumsuedpfalz@yahoo.com kann die gesamte Stellungnahme des NVP-Entwurfs angefordert werden.
gez.: für die BI Verkehsform Südpfalz
Hans-Jürgen Burckhardt
für den BUND Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., Kreisgruppe Südpfalz
Karin Marsiske
Autor:Hans-Jürgen Burckhardt aus Germersheim |
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