Ist der Volkstrauertag noch zeitgemäß?
Nichts am Hut mit dem Volkstrauertag
Germersheim Während in vielen Orten Chöre und Besucher bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag stimmhaft die drei Strophen von dem Lied „Ich hatt´ einen Kameraden“ mitsingen, schweigt man in Germersheim. Schweigen durch Abwesenheit tun auch Vereine, Volksgruppen, Parteien, Projektgruppen in Schulen und Menschen, die aus Kriegsgebieten zu uns gekommen sind. Liegt die mangelnde Teilnahme an der Gleichgültigkeit der Menschen, an der Form der Feierstunde oder an der geringen Darstellung in den Medien?
Der Volkstrauertag, ein Gedenktag, an dem das Volk aber nicht trauert. Unkenntnis und Gleichgültigkeit prägen weitgehend die Meinungen. Oft wird auch der „Heldengedenktag“, der am 16.März gefeiert wurde, mit dem Volkstrauertag gleichgesetzt und daher von vielen Menschen abgelehnt. Seit 1945 wird auf Betreiben des "Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge" zwei Wochen vor dem ersten Advent nicht nur der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Zugleich ist das ein Tag der Mahnung zur Versöhnung und zum Frieden.
Das brachte auch Joachim Gauck als Bundespräsident in einer Rede zum Volkstrauertag zum Ausdruck.
„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Män-ner aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten/innen und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“
In diesem Jahr soll die Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Germersheim neu ausgerichtet werden. Wir brauchen in Germersheim aber keine populistische Demonstration auf den Straßen um ein Zeichen für Friede und gegen Gewalt zu setzen. Wer ein Zeichen für Friede und gegen Gewalt setzen will, kann dies durch seine Teilnahme an der Gedenkfeier zum Ausdruck bringen.
Autor:Klaus Becker aus Germersheim |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.