Restlose Aufklärung von Missbrauchsfällen
Wie der Germersheimer Alain Troubat gegen die Vertuschungsmechanismen der Kirche ankämpft

Alain Troubat hat sich dem Kampf gegen den Missbrauch in der katholischen Kirche verschrieben | Foto: Heike Schwitalla
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Germersheim/Sondernheim. Seinen Aktionen auf Facebook ist es zu verdanken, dass der Missbrauchsskandal um einen Priester, der in den 1970er und 1980er Jahren Germersheim und Sondernheim tätig war, überhaupt ans Tageslicht gekommen ist. Doch damit gibt sich Alain Troubat nicht zufrieden, er will weiter gegen das Schweigen und die Verschleppungs- und Vertuschungsmechanismen der katholischen Kirche ankämpfen.
Er ist sich bewusst darüber, dass er sich damit nicht nur Freunde macht, will aber weiter aufdecken und aufklären - auch um sexuellen Missbrauch im Umfeld der Kirche in Zukunft zu vermeiden.  Er selbst gehöre nicht zu den Opfern, wie Troubat betont, habe aber  im Bekanntenkreis Betroffene, die sich ihm offenbart haben. Auf die Frage, warum er, obwohl er selbst nicht betroffen ist, so energisch für Gerechtigkeit kämpft, hat er eine klare Antwort: "Ich finde, dass jeder, der über die Vorgänge damals Bescheid weiß und schweigt, sich automatisch zum Mittäter macht und eine Mitschuld trägt." Er selbst kenne Betroffene und deren Geschichte, verstehe aber auch, warum sich die mitten im Leben stehenden, berufstätigen Familienväter oft nicht outen wollen. "Die Scham ist groß, zu lange hat man ihnen vorgegaukelt, sie trügen eine Mitschuld. Und natürlich ist da auch die Angst,  Familie, Ehefrau oder gar die eigenen Kinder und Enkelkinder zu traumatisieren. Viele Opfer haben nie über den Missbrauch gesprochen und haben jetzt nicht die Kraft, das alles öffentlich zu machen. Aber ich als Wissender und nicht Betroffener habe die Kraft und kann deshalb für Aufklärung kämpfen."

Mit diesen Anzeigen in Facebook-Gruppen hat Alain Troubat den Germersheimer Missbrauchsskandal ans Licht der Öffentlichkeit geholt | Foto: Heike Schwitalla
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Troubats Ehefrau ergänzt: "Es ist auch für meine Enkel und alle anderen Kinder heute. Wir möchten nicht, dass Eltern und Großeltern ein schlechtes Gefühl haben müssen, wenn sie ihre Kinder in die Obhut Fremder geben." Deswegen ist Troubat auch an einer Zusammenarbeit mit dem Pastoralteam der Pfarrei Germersheim interessiert. "Es gab ein Treffen", berichtet er. "Und das habe ich als sehr konstruktiv und ermutigend wahrgenommen. Die Leute dort scheinen wirklich daran interessiert, die Vorgänge von damals aufzudecken und daraus Lehren für ein Präventionskonzept in der Zukunft zu ziehen." Er habe  auch gemerkt, wie geschockt die Pfarrei-Mitarbeiter über die Geschichten von damals waren. "Diese Menschen waren damals ja noch gar nicht in Germersheim, daher ist es verständlich, wie erschrocken sie über die Details des Missbrauchs waren", sagt Troubat. Er fürchte aber auch, dass das Bistum Speyer es den Germersheimern in Sachen Aufklärung und Aufarbeitung nicht so einfach machen wird. "Es gibt immer noch viele Kräfte im Bistum, die das Thema Missbrauch herunterspielen und möglichst klein halten wollen", ist er sich sicher. Es mache auch wenig Sinn, die Abschaffung des Zölibats für ein Allheilmittel zu halten, meint der Germersheimer. "Das wäre natürlich gut. Aber ein Priester, der sich eine Beziehung wünscht, wird diese mit einem Erwachsenen eingehen und nicht ein Kind oder einen Jugendlichen missbrauchen. Das ist ein anderes Thema." 
Und weil er nicht an die "Selbstheilung" der katholischen Kirche glaubt, hat er auch an die Politik klare Forderungen. "Die Verjährung von Missbrauchstaten muss fallen", sagt er. Dafür möchte er demnächst eine Petition starten und hofft dabei auch auf Unterstützung aus der Germersheimer Pfarrei. Außerdem möchte er, dass die Strafen für Kindesmissbrauch sich ändern. "Die Strafen sind derzeit ein Witz. Eine Geldstrafe, eine kleine Spende und eine Entschädigungszahlung ist alles, was die Täter fürchten müssen. Die Strafen müssen härter werden und es müssen alle Täter nach dem gleichen Gesetz bestraft werden", fordert Troubat. Es reiche nicht, wenn sich die Kirche allein um ihre Missbrauchsfälle kümmere. "Denn die Strukturen innerhalb der Kirche sind nicht moralisch und bieten Perversen immer noch zu viel Spielraum", ist Alain Troubat sich sicher. 

Info: Wer über einen Missbrauch in der katholischen Kirche sprechen oder einen Missbrauchsfall melden möchte, kann sich an den Betroffenenbeirat im Bistum Speyer wenden. Dieser ist zu erreichen postalisch an das Postfach 1122, 66558 Ottweiler, per E-Mail an betroffenenbeirat-speyer@gmx.de oder über das Hilfetelefon 0151 144668058 (Montag bis Freitag 17 bis 19 Uhr).

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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