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Nicht jeder Vogel braucht Hilfe – Besuch in der Greifvogelauffangstation

Vivien Traxel und Maik Heublein mit Waldohreulen-Küken | Foto: Brigitte Melder
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Haßloch. Am 23. Juni hatte ich die Greifvogelauffangstation nahe dem Vogelpark in Haßloch besucht. Stationsleiter und Falkner Maik Heublein und seine Helferin Vivien Traxel waren vor Ort, um nach den verschiedenen Vögeln zu schauen. Heublein ist seit 2,5 Jahren Herr über ein ca. 3000 m² umfassendes Areal mit 19 Volieren, zwei Flugvolieren und einer Quarantänestation. Es ist ein Halbtagsjob, den er hier bei der NABU umfassend zu 90 % alleine bewältigen muss – von montags bis freitags. Traxel (eigentlich Tätowiererin in Ludwigshafen) unterstützt ihn besonders jetzt in der Jungvogelzeit und päppelt schon ab und zu mal in ihrem Zuhause kleine gefiederte Gesellen auf, indem sie sie von Hand füttert. Sind sie aus dem gröbsten heraus, kommen sie hier in eine Voliere mit anderen zusammen und zum Fliegen und Jagen lernen in die Flugvoliere. Mit Mäusen lockt man sie dann zum Jagdtraining.

Momentan sitzen rund 25 Waldohreulen und fünf Waldkäuze im Babyalter auf ihren Ästen, beobachten das Geschehen, fressen und flattern noch etwas unkoordiniert in ihren Volieren. Aufgezogen hat sie eine am Boden sitzende blinde Eulen-Amme. Die Küken sind entweder aus dem Nest gefallen, von Krähen aus dem Nest geholt oder von Menschen eingesammelt und gerettet worden. Es gibt aber auch den ein oder anderen Fall, dass Eltern oder Geschwister in ihrem Nest Platz schaffen wollen und mal unversehens einem einen Schubs geben.

In der Jungvogelzeit ist Heublein von 9.00 bis 19.00 Uhr hier. Sein Tagesablauf sieht ungefähr so aus:
1. Rundgang, ob alles in Ordnung ist
2. Erste Fütterung mit Küken
3. Säuberung aller Volieren inklusive der Badewannen und Befüllung mit Frischwasser
4. Nochmals Fütterung vorwiegend mit Küken und Mäusen, die im Großhandel gekauft wurden.

Außerdem muss er noch den täglichen Alltag hier meistern wie Mails beantworten, Telefonate führen, Vögel annehmen, zum Tierarzt fahren, Futter besorgen, auswildern und den ganzen Betrieb in Ordnung halten. Er hat zwei bis drei Ehrenamtliche, die ihm am Wochenende aushelfen, wenn er nicht da ist.

Zuerst erhalten die Jungvögel Küken und später werden dann als Leckerlis Mäuse hinzugefüttert. Wenn Heublein und Helfer es richtig machen wollten, müssten sie nur Mäuse verfüttern, das wäre aber viel zu teuer. Zum Vergleich: 6 Kilogramm Mäuse sind so teuer wie 100 kg Küken.

Seine Bitte wäre, dass Menschen nicht immer gleich alle anscheinend allein gelassenen Vögel einsammeln sollen, sondern erst beobachten und ihn anrufen, um abzusprechen, was zu tun ist: Maik Heublein 0171/28 58 257 (rund um die Uhr) – Es handelt sich um viele Jungvögel, die zu Fuß unterwegs sind und eventuell ihre ersten Flugversuche machen. Da kommt es schon einmal vor, dass sie am Boden nur kurz ausruhen, um sich dann wieder in die Lüfte zu schwingen. Von 80 „eingesammelten“ Turmfalken im Jahr kann man ¼ sitzen lassen. Man kann Fotos von dem Vogel machen und ihm schicken. Vielleicht erkennt man, ob ein Vogel apathisch wirkt oder verletzt ist. Nicht jeder Vogel braucht Hilfe!

Bei der Fütterung entdecke ich in einer Voliere 20 zusammengekuschelte Turmfalken, die ein Alter von vier bis 10 Wochen haben. Fünf kleine Mäusebussarde und ein Wanderfalke werden von Vivien Traxel gefüttert, da Maik Heubleins Einsatz am Telefon gefragt ist. Dieses Jahr befanden sich bereits 170 Vögel hier!!! Da ist auch ein wenig Corona dran schuld, da die Leute vermehrt in die Natur ausgeströmt sind und alles eingesammelt haben, was bei drei nicht auf den Bäumen war. Einen Turmfalken beheimaten sie auch hier. Dieses Jahr haben sie viele Uhus, nämlich acht Stück, davon vier Junge, normalerweise haben sie alle paar Jahre mal ein Uhuküken. Ich entdecke zwei junge Uhus und ihre Ziehmutter auf dem Ast.

In der einen Flugvoliere befand sich der schnellste Vogel der Welt, ein Wanderfalke und eine Taube. Warum? Der Wanderfalke muss lernen, sein Fressen selber zu erbeuten bevor er ausgewildert wird. Und so nähern sich Taube und Falke nach und nach an, je nachdem wie groß der Hunger ist. Hat der Wanderfalke seine erste Beute geschlagen bekommt er noch eine zweite Chance. Erst wenn er wilderungsfähig ist kann man ihn beruhigt in die Natur frei lassen. Der Wanderfalke kann über 300 km/h schnell sein, deshalb muss er seine Geschwindigkeit etwas drosseln, damit er nicht auf dem Boden aufschlägt, auf dem er die herumflatternde Taube schlägt. Wanderfalken jagen ausschließlich aus der Luft, deshalb müssen sie sehr wendig sein.

In der daneben liegenden Flugvoliere befinden sich 12 Krähen, die Flugtraining machen und wenn sie groß sind ausgewildert werden. Man arbeitet hier mit der Wildvogelrettung in Bad Dürkheim zusammen. Frau Susa Dorne hat hier einen Verein gegründet für Singvögel, Rabenvögel und Kleinvögel. Man arbeitet mit ihr viel und eng zusammen und sie helfen sich gegenseitig. Sie hat keine Flugvoliere, deshalb bot man an, die Krähen hier groß werden zu lassen.

Bei den beiden Volieren gibt es sozusagen „Warteschlangen“, denn etliche Vögel scharren schon mit ihren Krallen, um endlich fliegen zu dürfen. Die Station könnten also sehr gerne noch mehrere Flugvolieren gebrauchen.

Falls Sie die Ausgewöhnungsstation für Greifvögel und Eulen gerne unterstützen möchten gibt es hier die entsprechenden Angaben:
NABU Hassloch
Grund: Futterspende
Spendenkonto 0638791
Deutsche Bank Filiale Neustadt a.d. Weinstraße
BLZ 54670024
IBAN: DE27 5467 0024 0063 8791 00
BIC: DEUTDEDB546

(mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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