E-Learning-Koordinator Marcus Clauer
"Nutzung der Plattformen phasenweise um Faktor 30 vervielfacht"
Hauenstein. „Moodle“ – dieses Wort taucht in den für viele Schülerinnen und Schüler nach wie vor andauernden Tagen des „Homeschooling“ immer wieder auf. Es bezeichnet eine digitale Lernplattform, die hilft, das Lernen zuhause zu organisieren. Dass Moodle in den vergangenen Wochen immer besser funktionierte und immer breiter eingesetzt werden konnte, dafür zeichnet mit anderen der Hauensteiner Marcus Lauer verantwortlich.
Zusammen mit seinem Team, das unter dem Dach des Pädagogischen Landesinstituts (PL) zuhause ist, ist er unter anderem für die pädagogische Ausrichtung von „Moodle“ zuständig. Lauer, ausgebildeter Grund- und Hauptschullehrer und nach dem Referendariat zehn Jahre lang an einer Schule in Landau tätig, arbeitet seit 2005 mit den Dienstorten Pirmasens und Speyer beim PL. Dort entstand im Zuge der zunehmenden Digitalisierung das neue Referat „E-Learning“, an dem Lauer nun als Koordinator tätig ist. In dieser Funktion entwickelte und leitete er Weiterbildungslehrgänge für Lehrkräfte – ebenfalls mit Unterstützung von Lernplattformen.
Und damit war er seit der Schließung der Schulen Mitte März mittendrin in dem Prozess, der gemeinhin als „Homeschooling“ bezeichnet wird. Wobei: „Der englische Begriff Homeschooling passt nicht auf die aktuelle Situation. Wir sprechen in der Regel von Fernunterricht, onlinegestütztem Unterricht oder Lernen zuhause“, sagt Lauer, der aus Annweiler stammt und am dortigen TGA sein Abitur baute.
Und seine frühere Schule sei eine der Schulen, die „Moodle“ sehr intensiv für den Fernunterricht nutzt - wie rund 350 andere Schulen in Rheinland-Pfalz auch. Und die Schulen haben seit ihrem Lockdown exponentiell häufig auf die Lernplattform zugegriffen: „Gab es Anfang März noch deutlich unter 10.000 Logins von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern, so gab’s zuletzt pro Tag fast 100.000 Zugriffe.“ In Spitzenzeiten habe sich die Intensität der Nutzung unter anderem durch das Einstellen von Aufgaben und die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden um den Faktor 30 vervielfacht, berichtet Lauer, der sich als „Teil eines hoch motivierten Teams“ sieht.
Hohe Motivation war denn auch gefordert, als mit der Schließung der Schulen das Lernen zuhause plötzlich den Unterricht in der Schule ersetzen musste. „Moodle stellt dabei die wohl umfangreichste Lösung dar, erfordert aber für Lehrende und Lernende ein gewisses Maß an Einarbeitung“, stellt Lauer fest. Vor diesem Hintergrund habe sein Team die Fortbildungsangebote, die bisher in Präsenzform durchgeführt wurden, „sozusagen über Nacht“ in Online-Angebote überführt und nach Lösungen gesucht, die den Schulen sofort helfen können, den Fernunterricht zu organisieren.
„In den ersten drei Wochen nach der Schulschließung haben wir bis spät abends und an allen Wochenenden durchgearbeitet“, berichtet er. Und das sei auch der Tatsache geschuldet, dass „quasi rund um die Uhr“ Anfragen von Lehrkräften eingingen und beantwortet werden sollten. Besonders die Aspekte „Differenzierung“ und „Feedback geben“ stellten dabei eine besondere Herausforderung dar.
Er beschreibt die Lernplattform so: „Über Moodle können die Lehrkräfte ihren Lerngruppen nicht nur Materialien wie Arbeitsblätter oder Erklärfilme bereitstellen, sondern auch Aufgaben für ihre Lerngruppen formulieren. Die Schülerinnen und Schüler können ihre Ergebnisse abgeben und erhalten ein Feedback der Lehrkraft. Zudem können dort auch Fragen gestellt werden, wenn etwas nicht verstanden wurde.“
Manche Beobachter gehen davon aus, dass die derzeitige Phase, in der der Fernunterricht der Normalfall ist, die Digitalisierung der Schulen beschleunigen wird. Indes: Marcus Lauer ist sich der Grenzen des digitalen Lernens bewusst. „Es kann nicht darum gehen, dass Schulen komplett digitalisiert werden. Alle Beteiligten können die Grenzen des Fernunterrichts bzw. des E-Learnings in der aktuellen Situation erkennen“, stellt der Hauensteiner, der in seiner Freizeit gerne mit dem Mountainbike und mit der Familie im Wasgau unterwegs ist, fest.
Er betont: „Die Schülerinnen und Schüler benötigen den direkten Kontakt zu ihren Lehrerinnen und Lehrern. Ein Lernen ohne persönliche Beziehungen ist nicht möglich.“ Andererseits sei aber auch zu erkennen, „wie wir durch digitale Werkzeuge oder auch mobile Endgeräte wie Tablets den Unterricht effizienter gestalten können“. Insofern erweitere deren Nutzung den Handlungsspielraum für die Lehrkräfte. ps
Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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