Harmonischer Festakt
Verbandsgemeinde Hauenstein begeht ihr 50-jähriges
Wilgartswiesen/Hauenstein (Südwestpfalz). „Wir sind stolz auf 50 Jahre Verbandsgemeinde Hauenstein. Gerne möchten wir dieses Jubiläum mit Ihnen gemeinsam feiern“, lautete die Einladung an Bevölkerung und Gäste in die Falkenburghalle Wilgartswiesen. Anlässlich des Jubeljahres richtet diese südwestpfälzische Verbandsgemeinde im Jahresverlauf ein Festprogramm aus, dessen Kern- und Höhepunkt der Festakt am Samstag (15. Juli 2023) bildete. Der Tenor aller Reden und Stellungnahmen sowie in Gesprächen beim anschließenden geselligen Teil lautete: es war nicht einfach und geschah nicht aus eigenem Antrieb, doch man hat zusammengefunden, war und ist gemeinsam erfolgreich und will in dieser Konstellation zusammen bleiben.
Einen großen Anteil am Gelingen dieser aus Gemeinden unterschiedlicher Kreiszugehörigkeit gebildeten Verbandsgemeinde hätten der erste Bürgermeister, der damals 33-jährige Gottfried Dahm, sowie der Hauensteiner Arzt Professor Peter Hoffmann gehabt, wurde mehrfach hervorgehoben. Sie seien seinerzeit in die Ortschaften gegangen und hätten für die neu entstandene Verwaltungseinheit geworben. Beide nahmen an der Veranstaltung teil.
Begrüßung und Einleitung hatte Bürgermeister Patrick Weißler übernommen. Mit „man merkt nie was getan wurde, man merkt nur was getan werden muss“, leitete er über zum vom routinierten Markus Appelmann moderierten Rück- und Ausblick. Als erste bat dieser Angelika Glöckner auf die Bühne, die als direkt gewählte Abgeordnete den Wahlkreis Südwestpfalz im Bundestag vertritt. Es sei (zwar) ein Prozess gewesen, bis die unterschiedlichen Gemeinden zusammengewachsen waren, aber die Verbandsgemeinde habe sich entwickelt, wie einige von ihr angeführte Beispiele zeigten. „Geschafft haben das die vielen Menschen die sich engagiert haben und engagieren“, hob sie hervor.
„Es war keine Liebesheirat. Es waren selbstbewusste Ortsgemeinden. Wie sollte das funktionieren?“, erinnerte auch Arbeitsminister Alexander Schweitzer (Bad Bergzabern) und meinte „gäbe es diese Verbandsgemeinde nicht, man müsste sie erfinden“. Gesamtgemeinde passe nicht zur pfälzischen Struktur, denn wichtig sei, „dass die Dinge vor Ort entschieden werden“. Die Verbandsgemeinde sei die Schreibstube der Ortsgemeinden. Infrastruktur müsse gemeinsam betrieben werden.
„Sie haben allen Grund zu feiern. Sie, die Bürgerinnen und Bürger, haben allen Grund stolz zu sein“, rief Landrätin Dr. Susanne Ganster in die gut gefüllte große Falkenburghalle und zählte einiges auf was seit Bestehen der VG geschaffen wurde oder erhalten werden konnte. Es stünden weiterhin „große Themen“ an, die nur gemeinsam gestemmt werden können, darunter Breitbandkabel, Tourismus und „dieses Jahr noch ein wichtiger Termin“, das Radverkehrskonzept mit dem Lückenschluss in den Landkreis südliche Weinstraße (wir berichteten). „Wir brauchen keine weiteren Bankfusionen, keine Einkreisung von Städten. … Wir brauchen eine finanzielle Ausstattung dass wir gestalten und leisten können", unterstrich sie.
Im als Interview-Runde aufgebauten Teil erinnerte Barbara Schenk für ihre am Abzweig der Bundesstraße 427 von der B10 gelegene Gemeinde Hinterweidenthal „wir wollten nach Dahn“. Noch als zum 20-jährigen beraten worden sei, an welchem Tag das Jubiläum der Verbandsgemeinde begangen werden soll, sei aus ihrer Ortschaft vorgeschlagen worden: „am Volkstrauertag“. Mittlerweile betrachte man eine (von der Landesregierung zeitweilig betriebene) Auflösung der Verbandsgemeinde als Fehler. „Die Verbandsgemeinde hat sich etabliert. Sie macht für uns Verwaltungsarbeit. Ehrenamtlich könnten wir das nicht mehr schaffen. Verbesserungen sind immer möglich.“ Willy Schächter, viele Jahre Ortsbürgermeister von Hauenstein, Journalist und Chronist erinnerte: „Diejenigen, die damals in meinem (heutigen) Alter waren, wurden herausgerissen mit ihren Herzen.“ „Es gab Leute, die mit der Verbandsgemeinde nichts anfangen konnten“, bestätigte Gottfried Dahm. „Und Pfarrer Sommer (Hauenstein) warnte immer, das ‚Sündige Dorf‘ - Hinterweidenthal - nicht zu besuchen, fügte Barbara Schenk schmunzelnd an, dienstälteste Ortsbürgermeisterin in der VG (seit 1999). Die junge Verbandsgemeinde sei gleich einem Wandel der Strukturen ausgesetzt gewesen, erinnerte Willy Schächter. „Niedergang der Schuhindustrie, Beginn des Fremdenverkehrs - es war ja kein Hotel da“, pflichtete Gottfried Dahm bei. „Wir haben gestritten in den Gremien, auch gelacht - und danach gingen wir in den Ochsen“, blickte Willy Schächter zurück. „Wir sind eine Gemeinschaft geworden.“
Per Video wurden dann die Ortschaften vorgestellt, in Bildern sowie in Worten der jeweiligen Ortsbürgermeisterin beziehungsweise -bürgermeister. Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung hatte „Lauten-Peter“ Mansmann inne und „Tanzmariechen“ Emily Seibel (beide Hauenstein) zeigte eine beeindruckende Einlage.
„Wir stehen vor großen Herausforderungen, vor großem Wandel“, betonte Bürgermeister Weißler in seinem Schlusswort. „Wir müssen viel bewegen. Wie können wir das bestehen? Wir müssen zusammenarbeiten mit anderen Verbandsgemeinden. Wir müssen Sie, die Bürgerinnen und Bürger, mitnehmen. Wir müssen ein ‚Wir-Gefühl‘ entwickeln“.
Information
Die Verbandsgemeinde Hauenstein, die zum Jahresbeginn 1973 ihren Sitz in der namengebenden Gemeinde nahm, besteht aus den weiteren Ortschaften Darstein, Dimbach, Hinterweidenthal, Lug, Schwanheim, Spirkelbach und Wilgartswiesen. Hauenstein und Hinterweidenthal lagen wie heute im Landkreis Südwestpfalz (damals „Landkreis Pirmasens“). Darstein, Dimbach, Lug, Schwanheim, Spirkelbach und Wilgartswiesen gehörten bis dahin dem Landkreis Landau - Bad Bergzabern an (der 1978 in „Landkreis Südliche Weinstraße“ umbenannt wurde).
Autor:Werner G. Stähle aus Hauenstein |
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