In Pandemie-Zeiten
Wasgauschule stellt sich den Herausforderungen

Von links: Arlett Hübsch (Schulleiterin und Lehrerin), Maria Schenk (Schülerin), Joshua Nehr (Schüler), Anika Raabe (Lehrerin) im Gespräch mit dem Verfasser. | Foto: W. G. Stähle
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  • Von links: Arlett Hübsch (Schulleiterin und Lehrerin), Maria Schenk (Schülerin), Joshua Nehr (Schüler), Anika Raabe (Lehrerin) im Gespräch mit dem Verfasser.
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Hauenstein (Südwestpfalz). Den enormen Herausforderungen der Corona-Pandemie stellt sich die Wasgauschule Hauenstein bislang erfolgreich. Dieses Fazit ergab sich aus einem Gespräch mit Schulleiterin und Lehrerin Arlett Hübsch, Lehrerin Anika Raabe, der Schülerin Maria Schenk sowie dem Schüler Joshua Nehr. Es scheint an dieser Integrativen Realschule plus weitgehend gelungen zu sein, Nachteile für die Schülerschaft zu minimieren und zu kompensieren.

„Alles ist besser als erneute Schulschließung“, ist sich die Gesprächsrunde einig. Trotz der anfangs empfundenen Belastung hätten die Kinder die Hygienemasken gut akzeptiert. Die Verpflichtung alle 20 Minuten zu lüften werde zuverlässig eingehalten, bei fortlaufendem Unterricht. Ergänzend habe man von der Kreisverwaltung für einen Teil der Klassenräume „Lüftungs-Ampeln“ erhalten, CO²-Messgeräte die anzeigen wie verbraucht die Luft ist. Die Türen zu den Klassenräumen blieben offen. Der Unterricht werde von diesen Maßnahmen etwas beeinträchtigt. Es werde nicht mehr richtig warm und einige behielten die Jacken an, auch sie selbst, schilderte Maria Schenk. Besonders durch die offenen Türen eindringende Geräusche störten die Konzentration. Joshua Nehr: „Es ist kalt und es bleibt kalt, das nervt.“

„Die Vorgaben sind teilweise kompliziert und schwer umzusetzen. Der Unterricht hat sich durch Corona sehr verändert, ist weniger dynamisch. Schülerinnen und Schüler malen zusammen ein Plakat geht nicht mehr“, berichtete Lehrerin und Schulleiterin Hübsch. Jeden Tag kämen neue Vorschriften. Es sei alleine schon aufwendig, alle zur Kenntnis zu nehmen und nicht jede könne man nachzuvollziehen. Zunächst kämen Verordnungen der Landesregierung, dann Spezifizierungen für zum Beispiel Sport, dann jeweils weitere Feinheiten. „Das ist Arbeit und hat uns dieses Jahr sehr angestrengt“, schilderte sie.

„Die Schulgemeinschaft wird an der Wasgauschule hochgehalten“, betonte Arlett Hübsch. Das sei schwieriger geworden. „Früher haben wir manches zusammen mit der Parallelklasse gemacht, das ist jetzt unmöglich. Auch Events fallen aus, wie zuletzt der Weihnachtsmarkt“, bedauerte Joshua Nehr. „Kein Schwimmbadfest, kein Faschingsfest, kein Halloween, denn wir dürfen die Schulklassen nicht durchmischen“, ergänzte Arlett Hübsch. Solche gemeinschaftlichen Veranstaltungen seien jeweils von der Schülervertretung der Wasgauschule organisiert worden. Maria Schenk bedauerte, es sei Herzlichkeit verloren gegangen, auch auf dem Schulhof. „Das schlägt auf die Stimmung.“ Lehrerin Anika Raabe betonte, dennoch bemühe sich die Schulgemeinschaft die Stimmung hochzuhalten, darunter aktuell durch weihnachtliche Gestaltung der Fenster und den „Online-Adventskalender“. „Der (realisierte) ‚Tag der offenen Türe‘ war sehr sehr aufwendig und hat uns dennoch geeint“, blickte Schulleiterin Hübsch zurück und Schülerin Schenk bestätigte.
   Eigentlich stünde jetzt die Planung der Abschlussfahrten sowie des Abschlussfestes an, aber man habe keine Informationen wie es sich entwickelt, schildern Joshua Nehr und Maria Schenk, die bald die Schule beenden können. „Wir hoffen, dass durch Impfungen wieder Normalität einkehren wird“, fügte die Gesprächsrunde unisono an.

Gleich nach und mit den ersten Erfahrungen hätte sich die Schule in Konferenzen auf Weiteres vorbereitet. Beispielsweise wären mit Unterstützung eines IT-Fachmannes die „Nextcloud“ (Online-Plattform der Schule) sowie die Voraussetzungen für Videokonferenzen geschaffen worden. Diesbezüglich sei das Soforthilfepaket der Landesregierung vorteilhaft. Allerdings gäbe es Lieferzeiten für Geräte und Engpässe bei Dienstleistern. Der Landkreis Südwestpfalz als Schulträger habe frühzeitig reagiert und beispielsweise schon im Mai abgefragt, ob die Fester geöffnet werden können. Zusammengefasst könne man sagen, man fühle sich von dieser Seite gut betreut. „Die kümmern sich, können aber selbstverständlich nicht zaubern“, so der Eindruck der Schulleiterin.

Busse und Bahn seien nicht zu voll, konnte Joshua Nehr mitteilen. Der Schulträger (Landkreis) habe sich im Mai dieses Jahres erkundigt, aus welchen Orten die jungen Leute kommen, offensichtlich im Bestreben Ballungen zu vermeiden, merkte Arlett Hübsch an.

Schulschließung brachte Nachteile
Die zeitweilige Schließung der Schule und der Heimunterricht sei für Schülerinnen und Schülern nachteilig gewesen, schilderte Arlett Hübsch. „Hauptmangel beim Lockdown war nicht der Lernstoff, es war die Sozialisation. Menschen brauchen Menschen. Die Entwicklung innerhalb der Gruppe ist so wichtig. Ich hätte das vorher nicht gedacht. Manche Kinder waren psychisch stark belastet.“ Schülerinnen und Schüler hätten nach der Wiederöffnung Freude und Begeisterung gezeigt, wieder in der Schule sein zu können. „Das war so schön - und es war so schlimm, eine Schule ohne Schüler erleben zu müssen.“
   „Heimunterricht war kompliziert“, berichtete Maria Schenk. Zudem sei die Tagesstruktur verloren gegangen. Nach der Wiedereröffnung habe sie miterlebt, wie Mitschülerinnen und -schüler Schwierigkeiten hatten, sich wieder reinzufinden.

Hybridunterricht kaum zu realisieren
Der jetzt wieder ins Gespräch gekommene Hybridunterricht, das habe die gemachte Erfahrung gezeigt, sei sehr aufwendig, schilderten die beiden Pädagoginnen. „Die Hälfte der Schüler im Klassenraum und gleichzeitig die andere Hälfte daheim zu unterrichten ist nicht machbar. Lehrkräfte können sich nicht teilen.“ Sowohl während der Schließung als auch dem Hybridunterricht seien alle Kanäle genutzt worden, E-Mail, Video, Telefon sowie Post. Aus Mangel an Möglichkeiten sei niemand durch den Rost gefallen. „Erreicht wurde jeder.“ Manche hätten sich aber „ausgeklinkt“. Durch die Nutzung der verschiedenen Medien seien die Anforderungen zu unterschiedlichen Zeiten gekommen, auch nachts. Man hätte sich dann verpflichtet gefühlt. „Wir hatten plötzlich rund um die Uhr Schule.“ Den Lernprozess zu strukturieren sei schwierig gewesen. „Es war für alle Teile sehr anstrengend. Uns ist am Ende fast die Luft ausgegangen.“ Von den Eltern sei das Engagement anerkannt worden.
   „Auch für die Schüler war es schwierig“, erinnert sich Maria Schenk. Mathe beispielsweise sei ein Erklärungsfach. Die festen Abgabetermine einzuhalten sei oft nicht einfach gewesen. „Es war anstrengend für beide Seiten.“

Zuversichtlicher Ausblick
Sie hätten wenig Zukunftssorgen wegen der gegenwärtigen Pandemie-Situation und deren langfristigen Folgen äußerten beide Jugendliche abschließend. Ausbildungs- und Praktikaplätze zu finden sei allerdings schwieriger geworden. „Betriebe wollen derzeit keine von außen“, vermuten sie. Die sich anhäufende Schuldenlast müsse zwar getragen werden werden, aber es werde wohl zu keiner Katastrophe kommen. „Ich denke, dass wir härter arbeiten und den Staat unterstützen müssen“, erwartet Maria Schenk. Dazu sei sie bereit. „Ich möchte später Familie haben und will nicht, dass meine Kinder das abtragen müssen.“

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Autor:

Werner G. Stähle aus Hauenstein

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