Aussichtsplattform auf einer Kahlfläche
Den Waldwandel hautnah beobachten
Klimaschutz.Es ist wahrlich kein Geheimnis mehr, dass der Wald seit einigen Jahren durch den menschgemachten Klimawandel in einem bisher ungekannten Ausmaß leidet. Die Wälder verdursten im wahrsten Sinne des Wortes. Sie vertrocknen, werden durch immer häufiger auftretende Stürme geworfen oder reihenweise von Schädlingen zum Absterben gebracht.
Von Ralf Vester
Die Zahlen sind mehr als alarmierend: Allein in den Jahren 2018 bis 2020 fielen in Rheinland-Pfalz über zwei Millionen Bäume dem gefürchteten Borkenkäfer zum Opfer. Das Ergebnis sind Kahlflächen, die sich wie klaffende Wunden durchs ganze Land ziehen. Forstleute wie der Kaiserslauterer Revierförster Klaus Platz stehen daher nahezu täglich vor der Mammutaufgabe, auf diesen Flächen einen Wald zu generieren, der zukunftsfähig ist und damit nachhaltig dem Menschen weiterhin seine allumfassenden Leistungen zu Verfügung stellt. Die Aufgabenstellung ist aufgrund des mittlerweile hohen Zeitdrucks und seiner komplexen Auswirkungen auf den Naturhaushalt einzigartig und damit ausgesprochen ambitioniert.
Die Wurzel allen Übels beim Namen nennen
„Wir sind davon überzeugt, dass es nicht ausreicht, diese Aufgabe zu lösen und somit jene klassischen forstlichen Hausaufgaben zu erledigen. Ausgehend von der Erkenntnis, dass es nicht genügt, nur die Wunden zu beseitigen, sondern dass es vielmehr erforderlich ist, die Ursachen dieser Fehlentwicklungen zu benennen und ihnen entgegenzuarbeiten, halten wir Förster*innen es auch für unsere Pflicht, die Bevölkerung mitzunehmen. Denn nur wenn der Mensch den Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ändert, ist dem Wald nachhaltig geholfen“, betont Klaus Platz.
Den Versuch, die Menschen mitzunehmen, geht das Forstamt Kaiserslautern mit dem Projekt „Erlebnis Waldwandel“ an, das am vergangenen Freitag in einer kleinen Einweihungszeremonie unter anderem im Beisein von Forstamtsleiterin Ute Fenkner-Gies der Öffentlichkeit übergeben wurde. Mit diesem bislang einzigartigen Konzept sollen anhand einer klimawandelbedingten Schadfläche Waldschäden anschaulich dargestellt, Ursachen benannt, aber auch mögliche Lösungsansätze aufzeigt werden.
Auf einer solchen Kahlfläche in der Nähe der Burgruine Beilstein unmittelbar vor den Toren von Kaiserslautern kann der Waldbesucher künftig von einer eigens errichteten Aussichtsplattform aus wahrnehmen, was der Klimawandel konkret an Schäden am Wald anrichtet.
Beeindruckend und besorgniserregend zugleich
Die entstandene Kahlfläche, auf der im Jahr 2019 noch rund 200 Fichten standen, ist beeindruckend und zutiefst besorgniserregend zugleich. Darüber hinaus kann der Waldbesucher hier allerdings auch verfolgen, wie ein möglicher – hoffentlich klimaresistenter – Wald künftig aussehen wird. Hierzu wurde die etwa 3.000 Quadratmeter große Waldfläche, die nach etwa zwei Kilometern auf dem vom Wertholzlagerplatz in den Wald führenden Teersträßchen linker Hand an einer Weggabelung erreicht wird, eigens geteilt.
Auf dem südlichen Teil des Areals, dem „Naturwald-Plus“, wurden von den Mitarbeitern des Forstamts Kaiserslautern Schwarznussbäume und Edelkastanien gepflanzt. Bei diesen beiden Baumarten gehen die Forstexperten davon aus, dass sie mit den immer häufiger zu erwartenden Hitze- und Trockenheitsperioden verhältnismäßig gut zurechtkommen. Der nördliche Teil der Fläche, der „Naturwald“, soll wiederum der natürlichen Waldverjüngung überlassen werden. Hier kann sich der Wald praktisch selbst aussäen.
Eindringlicher Appell
„Der Ausgang dieses Prozesses ist vollkommen offen. Mit einem Ergebnis, das wir eigentlich heute schon bräuchten, ist angesichts der langen Produktionszeiträume erst in einigen Jahren zu rechnen. Trotzdem wird uns dieses Projekt die Möglichkeit geben, zu lernen und daraus für unsere künftige Waldbehandlung die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dies macht aber nur dann Sinn, wenn es uns gelingt, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen und zu vermitteln, dass auch sie gefordert ist. Jedes forstliche Engagement ist zum Scheitern verurteilt, wenn die Gesellschaft nicht begreift, dass Klimaschutz Waldschutz ist und Klimaschutz etwas mit ihrer Lebensweise zu tun hat“, richtet Klaus Platz einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung. "Unser Sponsor James Francum von der Firma GxP-CC hat uns bei der Realisierung des Projekts finanziell kräftig unter die forstlichen Arme gegriffen. Dafür gilt ihm unser ganz herzlicher Dank", fügt der Revierförster noch hinzu.
WWF-Kooperation
Der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA), dem neben unserem Verlag mit den Wochenblättern, Stadtanzeigern und dem Trifels Kurier rund 200 Verlage mit einer wöchentlichen Auflage von etwa 60 Millionen Zeitungen an gehören, kooperiert mit der Natur- und Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF). Unter anderem hat der BVDA mit dem WWF die Kampagne „#together4forests“ ins Leben gerufen.
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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