Leider nur eine kleine Atempause für den Pfälzerwald
Die Hitze schlägt erbarmungslos zurück
Von Ralf Vester
Pfälzerwald. Es wäre ja auch zu schön gewesen: Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit ist der Pfälzerwald wieder mit einer ermutigenden Wasserversorgung in den meteorologischen Sommer gestartet. Die teils überdurchschnittlichen Niederschläge zwischen Januar und Mai und die verhältnismäßig kühlen Temperaturen im Vergleich zu den Vorjahren schürten selbst bei den skeptischsten Förstern die leise Hoffnung, dass der durch Hitze und Trockenheit seit geraumer Zeit arg geplagte Wald relativ gut durch den Sommer und das restliche Jahr kommen möge.
Von Entwarnung kann leider keine Rede sein
„Bis Anfang Juni sah das recht gut aus. Der Wald war satt dunkelgrün und lange nicht so fahl und blass wie in den äußerst trockenen Vorjahren. Wir haben wirklich gehofft, dass die Bäume gestärkt aus dem Winter kommen“, sagt Revierförster Klaus Platz. Doch nach der ersten Hitzewelle des Jahres, kann von einer Entwarnung an der Waldfront leider noch keine Rede sein. „Das war letztlich doch nur eine wetter- bzw. regenbedingte Atempause, die jetzt vorüber ist“, bringt es der erfahrene Förster auf den Punkt. Dennoch sei man dankbar für die feuchteren Monate und jeden weiteren Tropfen, der vom Himmel falle. Die Beobachtungen der letzten Tage sind jedoch wieder ernüchternd bis schockierend.
Der Borkenkäfer, dem das nasse und eher kühle Frühjahr nur wenig behagte, schwärmt nach der strammen Wärmeperiode nun umso explosionsartiger aus und macht sich vor allem über die ohnehin schon seit langen Jahren geschwächten Fichten her. Klaus Platz hat zu seinem Leidwesen erst dieser Tage im Bereich Gersweilerkopf weitere 40 absterbende Fichten gefunden, über die sich der Borkenkäfer eifrig hergemacht hat.
Der eiserne Bestand des Borkenkäfers
„Es gibt mittlerweile unfassbar hohe Mengen an Borkenkäfern aus den Vorjahren bei uns. Dieser eiserne Bestand hat im Boden oder in den Baumstämmen überwintert, wird jetzt aktiv und sucht und findet letztlich auch seine Opfer“, bestätigt Klaus Platz, der mit großer Leidenschaft und Akribie über „seinen“ Baumbestand wacht und mit allen Mitteln versucht, das Rennen zwischen Hase und Igel wenigstens ab und zu mal für den eigentlich meist machtlosen Hasen zu entscheiden.
Die Mutter des Waldes ist arg angeschlagen
Nach wie vor höchst alarmierend ist für den Revierförster des Forstamts Kaiserslautern die Situation bei den Buchen, der „Mutter des Waldes“ und ökologisch wichtigsten Baumart. „Bei den älteren Buchen ist die Lage inzwischen absolut besorgniserregend“, betont Platz. Die Kronen stattlicher, älterer Buchen werden lichter und trocknen immer mehr aus, und die Äste werden dürrer. Die extreme Hitze und Trockenheit der Jahre 2018 bis 2020 haben der stolzen Buche arg zugesetzt und sie derart vorgeschädigt, dass vielfach die Rinde abplatzt. Dies öffnet wiederum dem todbringenden Pilzbefall Tor und Tür.
Selbst die eigentlich so trockenheitsresistente Kiefer geht in südexponierten Lagen immer häufiger in die Knie. Die Ursache, dass Schädigungen trotz relativ hoher Frühjahrsniederschläge eintreten, liegt auf der Hand. Der wurzelverfügbare Wasserstand im Boden ist immer noch deutlich zu niedrig. So haben insbesondere die flach wurzelnden Bäume an diesen Reservoirs schlicht nicht mehr andocken können. Das Resultat: Der Wald in Rheinland-Pfalz ist insgesamt geschwächt. 84 Prozent der Bäume sind bedingt durch Luftverunreinigungen aber auch durch den Klimawandel krank.
Der Pfälzerwald steht im Vergleich noch gut da
Weitgehend verschont bleiben lediglich die jungen Wälder. Je jünger und gemischter ein Baumbestand ist, desto besser die Situation. „Nichtsdestotrotz sind wir im Pfälzerwald im Vergleich zu vielen anderen Regionen immer noch privilegiert, da unsere Wälder zu 90 Prozent in Alter und Baumartenzusammensetzung gut gemischt sind, sodass eine ausfallende Baumart auf Dauer durch andere ersetzt wird. Der Wald ist nach wie vor ein kostbarer Wohlfühlraum, der so viel Gutes bewirkt“, vergisst der Forstrevierleiter nicht, auch die positiven Dinge herauszustreichen.
Mittelfristig wird es auch im Pfälzerwald zum Ausfall von Baumarten kommen. Ändert sich wider Erwarten nicht kurzfristig Wesentliches, könnte die Fichte bei uns bereits in gut zehn Jahren Geschichte sein. Der Wald wird sich daher verändern, Eichen oder Kastanien kommen vermutlich vermehrt hinzu. Trotz der unverändert prekären Gesamtsituation für den Wald.
Mehr Dynamik in der Wetterlage wäre hilfreich
In den kommenden Wochen herrscht eine höhere Gefährdungssituation für Waldbesucher durch abbrechende Äste und umstürzende Bäume. „Wir versuchen, die Gefahr zeitnah zu beseitigen. Es gilt, die entsprechenden Absperrungen zu beachten. Auch die Waldbrandgefahr hat sich wieder erhöht. Aber es besteht kein Grund zur Panik“, beruhigt Klaus Platz. Derweil bleibt zu hoffen, dass endlich wieder mehr Dynamik in die zuletzt arg träge Wetterlage kommt und dem Pfälzerwald über den Sommer hinweg in regelmäßigen Abständen auch mal ausgiebige Niederschläge vergönnt sein mögen.
Das geht uns alle an!
„Das geht uns alle an!“ ist eine Initiative des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter. Die im Verband organisierten Blätter nutzen ihre hohe Reichweite, um über aktuelle gesellschaftlich, politisch oder wirtschaftlich relevante Themen zu berichten, die viele Menschen bundesweit umtreiben. In Kooperation mit dem WWF macht der BVDA auf das Thema Klimaschutz aufmerksam. Auch die SÜWE mit ihren Wochenblättern, Stadtanzeigern und dem Trifelskurier möchte das Thema aufgreifen und über die Situation in der Pfalz und im Badischen berichten.
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.