Handwerkskammer der Pfalz berichtet über die Lage des Handwerks
Wie geht´s dem Handwerk?
Pfalz. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Lockdowns prägen auch die aktuelle konjunkturelle Lage des pfälzischen Handwerks, so die Handwerkskammer der Pfalz. So sei es nicht verwunderlich, dass vor allem das Nahrungsmittelhandwerk und die personenbezogenen Dienstleister mit starken Einbrüchen zu kämpfen haben.
Eine Befragung der Betriebe hat ergeben, dass 48 Prozent des Kfz-Handwerks einen unterdurchschnittlichen Auftragsbestand haben, im Gesundheitshandwerk beklagten dies 43 Prozent und im personenbezogenen Dienstleistungsbereich wie beispielsweise Friseure und Fotografen 44 Prozent der Betriebe. Es ist davon auszugehen, dass bei den aktuell steigenden Corona-Fallzahlen mit Ausweisung von Risikogebieten und die damit einhergehenden Einschränkungen die vorliegenden Werte weiter steigen werden.
Auch der Umsatz hat sich insgesamt verschlechtert, auch wenn 73 Prozent der Handwerker aktuell höhere oder gleiche Einnahmen vermelden. Der Vorjahreswert lag bei 80 Prozent. Am stärksten betroffen sind die Kfz-Betriebe, bei denen die Einbrüche jedoch nicht nur auf die Corona-Pandemie zurückzuführen sind. Auch die persönlichen Dienstleister kämpfen mit starken Umsatzeinbußen. Hier sind die direkten Auswirkungen der Corona-Pandemie spürbar. Geschlossene Betriebe im Lockdown und abgesagte Festlichkeiten wirkten sich unmittelbar und nachhaltig auf die wirtschaftliche Lage der Betriebe aus.
Der ungewisse Verlauf der Corona-Pandemie hat unter Umständen auch zu einer Reduzierung der Investitionsvorhaben geführt. Gegenwärtig gaben 32 Prozent (Vorjahreswert: 23 Prozent) der Betriebe an, ihre Investitionen reduziert zu haben. Auch in der Zukunft möchten 35 Prozent (Vorjahreswert: 25 Prozent) der Befragten ihre Investitionsaufwendungen herunterfahren.
Der Personalbestand konnte weitestgehend konstant gehalten werden. 86 Prozent der Betriebe gaben an, kein Personal abgebaut zu haben. Neun Prozent der Betriebe rechnen damit, im kommenden Quartal Personal freisetzen zu müssen.
23 Prozent der befragten Gesundheitshandwerker sahen sich gegenwärtig gezwungen, Personal abzubauen. Die Bau- und Ausbaubranche hat die Krise dagegen gut gemeistert und weiterhin eine starke Nachfrage zu verzeichnen. Deren größte Herausforderung liegt eher in der Akquise von Fachkräften, sagt Betriebsberaterin der Handwerkskammer Caroline Roth. Diese Betriebe sind nach wie vor gut ausgelastet.
Getrübte Stimmung herrscht im Kfz-Handwerk und dem Nahrungsmittelhandwerk und bei den personenbezogenen Dienstleistern wie Friseuren, Kosmetikern, Fotografen, Damen- und Herren-‐sowie Maßschneidern. Alle Branchen blicken erwartungsvoll in die Zukunft. Somit erwarten 85 Prozent der Betriebe eine gut bis zufriedenstellende Geschäftsentwicklung. Branchenübergreifend sehnen die befragten Betriebe das Ende der Pandemie herbei und erwarten damit einhergehend wieder eine Stabilisierung der Auftragslage.
Das pfälzische Handwerk weist eine sehr heterogene Struktur auf, sagt Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Till Mischler. Deshalb ist die Krise je nach Branche unterschiedlich stark spürbar. Einzelne Bereiche waren und bleiben noch längerfristig von den Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens stark betroffen. Für die Gesamtheit der pfälzischen Handwerksbetriebe ist keine generelle Aussage zu treffen. Die überwiegende Mehrheit der befragten Betriebe ist zwar mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage zufrieden, so Mischler, doch ist zu befürchten, dass die Folgen der Pandemie viele Betriebe noch zeitverzögert treffen. rk/ps
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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