Gezieltes Training für die langen Muskeln
Wenn Sport auf Rückentraining trifft
Ab Mitte 20 nehmen sie ab, pro Lebensjahrzehnt schwinden rund drei Kilo von ihnen dahin: Muskeln sind nicht selbstverständlich, sie brauchen Aufmerksamkeit. Fehlende Muskelfitness kann zu orthopädischen Beschwerden (Rückenschmerzen, Osteoporose, Arthrose) führen. Zahlreiche Studien belegen, dass gezieltes Rumpfkrafttraining zwei Mal pro Woche Rückenschmerzen vorbeugt und Schmerzen lindert.
„90 Prozent aller Rückenleiden sind unkompliziert, haben nichts mit den Knochen zu tun und lassen sich deshalb auch nicht durch bildgebende Verfahren wie MRT oder Röntgen belegen,“ so Physiotherapeut Thomas Gierke aus Kandel. „Muskelschwäche ist in fast allen Fällen verantwortlich für chronische Rückenschmerzen.“ Nach seiner jahrzehntelangen Erfahrung mit Patienten werden Rückenbeschwerden einzig durch gezielte Muskelaktivität verringert. „Wenn Kraft auf Training trifft, sollte man nicht in sportlichen Kategorien denken“, erläutert Gierke. „Was mich im Sport auf die Erfolgsspur bringt, nämlich Schnelligkeit, bremst mich beim Muskelaufbautraining spürbar aus; die größte Fehlerquelle überhaupt. Langsam, intensiv und kontrolliert sind die Schlüsselwörter für ein effektives Muskelwachstum.“
Aktivität wird belohnt
Warum ist das so? Über 600 Muskeln im menschlichen Körper verwandeln Energie in Bewegung – eine biochemische Sensation! Noch erstaunlicher ist, dass sich Muskeln bei Gebrauch verstärken: Sie halten zusammen, vernetzen sich, tauschen sich mit ihrer Nachbarschaft – Organe, Knochen, Gewebe – aus. Sie melden ihrer Zentrale, dem Gehirn, freudige Erregung in Form stimulierender Opiate. So wird mehr Aktivität belohnt. Die Frage ist, wie sich dieser Prozess bei Rückenschmerzen sinnvoll nutzen lässt. Ausdauersport wie Laufen, Walken, Schwimmen oder Radfahren greift hier zu kurz, weil vor allem das Herz-Kreislauf-System davon profitiert.
Muskeln von Hals bis zum Becken
„Der Goldstandard des Rückentrainings oder besser Rumpfkrafttrainings sollte die gezielte Verbesserung der Muskeln sein, die die Wirbelsäule vom Becken bis zum Hals überspannen,“ so Physiotherapeut Gierke. „Diese speziellen Muskeln gehören zu den stärksten Eiweißstrukturen des menschlichen Körpers überhaupt und sollten deswegen gekräftigt werden, idealerweise zwei Mal pro Woche.“ Die überspannende Muskulatur unterscheidet sich von den kurzen Wirbelmuskeln, die Gelenkbewegungen erzeugen, wie auch von den mittleren Schichten, die die Wirbelsäule seitlich stabilisieren. Das Training der langen, überspannenden Muskeln sollte ein lebensbegleitender Prozess sein, denn sie tragen die Hauptverantwortung dafür, Rumpfkraft, Rückengesundheit und letztlich auch Körpergröße zu erhalten. Weitere Informationen unter www.physiopoint-kandel.de
Autor:Marion Raschka aus Hagenbach |
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