Deutliche Kritik - und Vorwürfe gegen den Verwaltungsrat
"Causa Spuhler" bleibt Thema in der Stadt

Blick in die Zukunft des Gebäudes | Foto: Badisches Staatstheater
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Karlsruhe. Die dünne Erklärung aus dem Badischen Staatstheater in der Sache Spuhler sorgt noch immer für Kopfschütteln in Karlsruhe und für viel Unverständnis und Ärger bei den betroffenen Mitarbeitern des Theaters. "Ich anerkenne den Bedarf, zeitnah und nachhaltig die Maßnahmen und Veränderungen anzugehen. Das Vertrauen innerhalb des Hauses wiederherzustellen, hat oberste Priorität", so die Mitteilung des Hauses - und auch auf "Wochenblatt"-Nachfrage kam seitdem nichts mehr!

Noch mehr sorgt jedoch der Umstand für Unmut in der Karlsruher Kulturszene, dass der Verwaltungsrat in der Sache bei diesen Vorwürfen und mit dieser Vorgeschichte, einstimmig quasi zu einem "munter weiter so" kam.

Kritik an Spuhler, Kunstministerin und OB kommt aus allen Bereichen
Die FW|FÜR Karlsruhe-Fraktion fordert ein sofortiges Handeln im Blick auf das Badische Staatstheater: Generalintendant Spuhler solle wegen der Schwere der Vorwürfe bis auf weiteres freigestellt werden, eine kommissarische Leitung müsse von den Trägern eingesetzt werden, die es versteht, die Probleme deutlich anzusprechen und zu vermitteln. "Die Vorwürfe, die schon seit Jahren schwelen, müssen aufgearbeitet werden", so Stadträtin Petra Lorenz, Mitglied im Kulturausschuss: "Das Staatstheater muss wieder zukunftsfähig werden." Nur ein vertrauensvolles Miteinander könne die Kreativität, die in den Mitarbeitern steckt, auch freisetzen!

Deutlich auch die Kritik vom Bundestagsabgeordneten Michel Brandt (Die Linke), immerhin ehemaliger Schauspieler und Personalrat des Badischen Staatstheaters: "Es ist gut, dass diese Zustände jetzt öffentlich diskutiert werden – auch wenn sie nicht neu sind, sondern schon seit Jahren schwelen." Schließlich wurde auch vom Verwaltungsrat immer wieder betont, die Vorwürfe seien neu. Dem widerspricht aber Brandt: "Viele dieser Punkte waren für mich Grund, 2014 in den Personalrat des Badischen Staatstheaters zu gehen, wo ich von 2011 bis zu meinem Einzug in den Bundestag 2017 als Schauspieler gearbeitet habe."

Deutliche Kritik eines ehemaligen Schauspielers
Es könne kaum davon auszugehen sein, dass lediglich mit einem - vereinfacht ausgedrückt - Aufpasser, die Situation schlagartig besser werde. Immerhin schreibt das Staatstheater als Zitat von Spuhler: "Ich nehme diesen Auftrag an und werde dafür offen, respektvoll und in Demut auf alle Kolleg*Innen, allen voran den Personalrat, zugehen, auf dass wir verantwortungsvoll gemeinsam in einen Prozess für die Zukunft eintreten."

Das sieht auch Brandt skeptisch - und offenbart Einblicke ins Theater: "Diese Struktur des alleinigen Machthabenden in Kombination mit der üblichen Theaterfolklore (Selbstausbeutung, Konkurrenzverhalten, Geniekult) ist prädestiniert für Machtmissbrauch und toxisches Verhalten, wie Thomas Schmid in der Studie 'Macht und Struktur am Theater' eindrücklich darlegt. Dieses Modell ist ein Relikt alter Vorstellungen von Hierarchie und Macht. Will man die aktuelle Debatte ums Staatstheater ins Positive drehen, könnte man sagen: Jetzt ist die Chance, damit zu brechen."

Die vielen Gespräche, die Brandt in den vergangenen Wochen mit Mitarbeitern und ehemaligen Kollegen sowie mit dem Personalrat und verschiedenen Ensemblevertretungen geführt hat, hätten ein erschreckendes Bild gezeichnet, "machen deutlich, wie tief die Gräben sind."

Stimmen die Aussagen der Ministerin und des OB?
"Umso wütender machen mich die Reaktionen von Oberbürgermeister Frank Mentrup und Ministerin Theresia Bauer, Vorsitzende des Verwaltungsrats des Staatstheaters", kritisiert Brandt: "Bereits zu meiner Zeit im Personalrat haben wir beide immer wieder auf untragbare Zustände am Haus hingewiesen, beispielsweise massive und strukturelle Überschreitung von Arbeitszeiten, erzwungene Fälschung von Stundenzetteln, massive Verstöße gegen das Arbeitszeitschutzgesetz, darauf folgende Burn Out-Fälle und Kündigungen."

Das sind beileibe keine Kleinigkeiten - und der Verwaltungsrat vermittelte bislang den Eindruck, man habe es im Griff. "Es ärgert mich und es ist ein Skandal, dass wir sowohl von Frau Bauer als auch Herrn Mentrup jetzt vernehmen müssen, sie hätten davon angeblich nichts gewusst", so der Bundestagsabgeordnete deutlich: "Entweder sie haben es nicht gewusst – dann haben sie ihren Job nicht gemacht - oder sie haben es geduldet, dann haben sie ihren Job nicht gemacht!"

Den Unwillen, wirklich etwas zum Besseren für die Angestellten des Staatstheaters zu bewirken, zeige der Verwaltungsrat beim Umgang mit der vom Personalrat 2018 durchgeführten Mitarbeiterbefragung, monieren auch die Karlsruher Gemeinderäte der Linken, Karin Binder, Mathilde Göttel und Lukas Bimmerle: "Schon damals hätten die Alarmglocken klingeln müssen. Jetzt erntet der Verwaltungsrat die Früchte seines Versagens!"

Wird der "Fall Spuhler" zu einem "weiter so"?
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Jo Wagner

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