Über das Ruwer-Tal in die Römerstadt Trier
Eine kleine Welt voller großer Gehaichnisse

Die Ruwer, ein rechtsseitiger Moselzufluss, bildet mit ihren Nebenbächen eines der größten Bachsysteme im Rheinischen Schiefergebirge: Bachforellen, Bachneunauge, der Eisvogel und die Wasseramsel sind an ihr Zuhause. Seltene Arten leben auch in den großflächigen Grünlandbiotopen entlang des Flüsschens.
 | Foto: Daniel Basler
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  • Die Ruwer, ein rechtsseitiger Moselzufluss, bildet mit ihren Nebenbächen eines der größten Bachsysteme im Rheinischen Schiefergebirge: Bachforellen, Bachneunauge, der Eisvogel und die Wasseramsel sind an ihr Zuhause. Seltene Arten leben auch in den großflächigen Grünlandbiotopen entlang des Flüsschens.
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Natürlich stimmt es, dass wir auf Reisen Überraschendes sehen und unbekanntes Terrain betreten. Es bietet jedoch weitaus mehr: nämlich neue Erfahrungen und Inspirationen zu gewinnen. Auch ohne lange Anreise lassen sich solch tiefen Eindrücke mitnehmen – beispielsweise im Tal der Ruwer im Westen von Rheinland-Pfalz.

Das stille, naturnahe Flüsschen, rechter Nebenfluss der Mosel, an dem verwunschene Auenlandschaften, urige Bauerngehöfte, Rebhänge und pittoreske Weindörfer liegen, lässt sich entspannt auf dem Drahtesel an einem Tag erkunden. Nach den rund 50 Kilometern auf dem asphaltierten Ruwer-Hochwald-Radweg, angelegt auf einer ehemaligen Bahntrasse, ist ein Abstecher in Deutschlands älteste Stadt als Teil zwei eines kurzweiligen Wochenend-Trips ein obligatorisches Muss.

Doch der Reihe nach: Für alle, die nicht so sportlich sind, empfiehlt sich die sanfte Tour von den Hochebenen des Hunsrücks hinab in die Mosel-Metropole Trier zu planen (umgekehrt sind 400 Höhenmeter bergauf zu bewältigen, die mit etwas Kondition gut zu packen sind).

Wer für die Tagesstrecke kein eigenes Velo dabei hat, leiht sich einfach eines aus – und das ganz unkompliziert und mit Gratis-Tipps zu sehenswerten Orten dazu. Michael Krämer hat solche zuhauf parat, besonders solche, die, salopp gesprochen, das gewisse Etwas in oder an sich haben. „Was damit alles verbunden ist, dafür reicht uns ein Begriff, es auszudrücken. Er lautet Gehaichnis, ein Wort, tief verwurzelt in der Hunsrücker Mundart, doch genau übersetzen kann man es nicht“, verrät der in Kell am See beheimatete Hotelier und Betreiber der Hochwälder Radstation. Mit seinem Haus, dem Shuttle-Service, dem Radverleih
(auch für E-Bikes) den geführten Touren und seinen kenntnisreichen Gehaichnis-Vorschlägen für Exkursionen zwischen Naturpark Saar-Hunsrück und dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald gehört die Gastgeber-Adresse zu den attraktiven Anlaufstellen für aktiven Urlaub und entschleunigte Auszeiten.

„Zur Ruhe kommen, Geborgenheit finden, Kraft schöpfen und die Heimat mit ihrer Idylle und Lebensqualität wertschätzen“, bringt der begeisterte MTB-Fahrer und Fan der regionalen, bodenständigen Küche seine Gehaichnis-Erlebnisse auf den Punkt, die sich geradewegs um die Ecke erleben lassen. „Es gibt jede Menge schöne Fleckchen rundum, gerade mal ein paar Wegminuten vom Ruwer Radweg entfernt“, verweist der gelernte Küchenmeister auf Orte mit spannenden Geschichten, aber auch auf Plätze, wo Ruhe und Erholung pur angesagt sind. Sie reichen von einer Runde im reizvollen Wanderrevier rund um den 14 Hektar großen Keller Stausee, einem Abstecher zu den imposanten Naturdenkmälern wie den Fleschfelsen oder den mächtigen Seiferingstein, zur auf einem Höhenrücken gelegenen Grimburg bis hin zum Ringwall in Otzenhausen. Wer letzteres Ziel ansteuert, erfährt viel über die Welt der Kelten und Römer vor über 2000 Jahren und wie beide Kulturen den Hunsrück auf ihre Weise geprägt haben.

Spuren der Antike finden sich gleichwohl im Tal der Ruwer, womit es zum Anfang des Reiseberichts zurückgeht: Auf dem gut ausgebauten Radwanderweg hinunter zum Ort Ruwer bei Trier überquert man 20 Brücken, passiert geschützte Quellmoore und Bruchwälder, eine Burgruine im Örtchen Sommerau (ideal für ein Picknick), trifft auf Landgasthöfe und ehemalige Klostergüter, auf für die Gegend charakteristische Mühlen und auf dem letzten Streckenabschnitt auf steile, nach Süden geneigte Weinlagen.
Schon die Römer wussten um die Qualität dieser Hänge und legten mit Anlagen an der Mosel und der Saar den Grundstein für Deutschlands älteste Weinbauregion.

Die untere Ruwer mit ihren 180 Hektar Rebfläche gilt als kleinstes Weinbaugebiet an der Mosel, aber seine Trauben, die auf uraltem Tonschiefer gedeihen, finden als geradezu zartfruchtig ausgebaute Riesling-Weine mit hoher Mineralität höchste Anerkennung in der Weinkenner-Szene. Für Kasel, Mertesdorf oder Waldrach sollte möglichst ein kurzer Zwischenstopp eingeplant werden, denn eine kleine Kostprobe von so berühmten Lagen wie dem Karthäuser-Hofberg oder Abtsberg ist kurz vor der Zieleinfahrt ein maßvoll-anregender Prolog für einen kurzweiligen Abschlussbummel durch Triers historisches Zentrum.

Wer noch nicht genug gesehen hat von den Überresten der einstigen römischen Großstadt nördlich der Alpen und schillernden Kaiserresidenz, macht noch einen Abstecher ins Rheinische Landesmuseum. Im unweit vom Palastgarten gelegenen Gebäude wimmelt es nur so von herausragenden Exponaten, von der Eiszeit bis in die Gegenwart. Und natürlich ist die vergangene Weltmacht in all ihren Facetten präsent – mit Objekten reicher Römer, einem XL-Goldschatz, einmaligen Mosaiken und Alltagsdingen eines Imperiums, das halb Europa dominierte und dessen Hinterlassenschaften selbst nach über 1600 Jahren noch ein großes Staunen auszulösen vermögen.

Text/Fotos: Daniel Basler

Für die Organisation der Radreise gibt es Tipps und Infomaterial unter folgenden Adressen:
www.hunsruecktouristik.de, www.hochwald-ferienland.de, www.ruwer-hochwald-radweg.de und www.trier-info.de

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Autor:

Daniel Basler aus Karlsruhe

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