Schneeschuhwandern im Montafon
Kraft schöpfen im Angesicht des Piz Buin

Was ist im Lawinengebiet zu beachten: Sicherheitseinweisungen sind Standard einer geführten Schneeschuhwanderung – hier mit der Bergführerin Elisabeth Mangard – in der Montafoner Bergwelt. | Foto: Daniel Basler
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  • Was ist im Lawinengebiet zu beachten: Sicherheitseinweisungen sind Standard einer geführten Schneeschuhwanderung – hier mit der Bergführerin Elisabeth Mangard – in der Montafoner Bergwelt.
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Es hat was von einem James-Bond-Film: Zuerst geht es steil mit der Vermuntbahn nach oben, danach mit einem Kleinbus durch kilometerlange Bergtunnel – bei rasanter Fahrt. Wer eine Schneeschuhtour auf der Bieler Höhe im Montafon im Winter unternimmt, erlebt Spannendes, jede Menge reine Bergluft und die Erfahrung hochalpinen Geländes.

Es gibt einen kleinen Ruck, dann dringt der Stab nicht tiefer in den Schnee vor. Elisabeth Mangard zieht die knapp vier Meter lange, dünne Stange wieder heraus und strahlt: „Das war ein Treffer. Stößt man mit der Sonde im Ernstfall auf einen Widerstand im Schnee, dann könnte hier ein Verschütteter liegen“, erklärt die ausgebildete Bergführerin das sogenannte Sondieren bei Lawinenabgängen. Ihrer Sicherheitseinweisung lauschen alle Teilnehmer mit konzentrierten Blicken.

„Derartige Praktiken können im hochalpinen Terrain Leben retten“, betont sie, während sie jedem von ihnen Wanderstöcke, Schneeschuhe und die Notfallausrüstung, das sogenannte LVS, ein elektronisches Gerät zur Ortung von Lawinenopfern, überreicht. Ganz zu Ende mit ihrer Instruktion ist die 66-Jährige damit aber noch nicht. Welche Rolle Temperatur, Wetterlage, Schneekonsistenz und Geländeprofil im winterlichen Hochgebirge spielen, darauf hebt sie noch knapp-präzise ab, bevor es vom hinteren Bereich der Silvretta-Hochalpenstraße hinaus auf die weitflächigen Schneedecken der Bieler Höhe geht.

Gleich nach der ersten Anhöhe funkelt das Tagesziel in gleißendem Licht – die Kontur eines kleinen Kirchleins, oberhalb des Silvretta-Stausees. Die Panorama-Ansicht hält alle Teilnehmer für einen Augenblick gefangen, dann reiht sich einer nach dem andern ein – und schon nach den ersten Metern sitzt der Schrittrhythmus bei allen. Genauso, wie es die einheimische Fachfrau zuvor erklärend demonstriert hat: „Den hinteren Teil des Schneeschuhs genau neben der Spitze des vorne liegenden Schneeschuhs aufsetzen. Ihn nicht komplett anheben, die Schritte parallel und etwas breitbeinig ausführen, so geht’s gleichmäßig und zusätzlich mit dem Stockeinsatz vorwärts.“

Nachdem die ersten leichten Passagen bergauf und bergab auf halber Strecke gestemmt sind, gibt’s erst mal eine Vesperpause mit einem Schlückchen klaren Enzianschnaps und hinterher noch einen Motivationsschub: „Was wir hier machen, hat als Sportart gleich mehrere Vorteile. Sie wirkt sich positiv auf die Fettverbrennung und das Herz-Kreislauf-System aus und beugt so indirekt Diabetes, Infarkte und Bluthochdruck vor. Und nicht zuletzt aktiviert diese Form des Naturerlebens den Hormonhaushalt, stärkt das Immunsystem und entspannt Seele und Geist auf eine einfache, aber fruchtbare Weise.“

Auf der letzten Wegetappe über das im Süden Montafons gelegene, rund 2040 Meter hohe Plateau ist in der Gruppe zu spüren, was Elisabeth Mangard mit ihren Aussagen wohl gemeint hat: „Es fällt vieles ab und man ist mehr als sonst bei sich, eine innere Ruhe, ausgerichtet auf das Gehen und die Eindrücke der Umgebung“, bekennt eine ältere Teilnehmerin aus der Schweiz. Sie spricht aus, was die anderen Schneeschuhgeher gleichwohl an Eindrücken und Erfahrungen bestätigen: Abseits des sonst hektischen Alltagslebens in gemächlichem Tempo des Unterwegseins neue Kraft zu schöpfen und für einige Zeit Teil der würdevollen Größe und Schönheit der Bergwelt zu sein.
»Schaut mal, da nach rechts“, frohlockt eine Stuttgarterin kurz vor dem Erreichen des östlichen Ufers des vor über 80 Jahren errichteten Silvretta-Stausees, über dem sich imposant das Hohe Rad auftürmt.

Dahinter ragt jedoch noch eine ergreifendere Bergkulisse in das strahlend blaue Firmament. Dank des Kaiserwetters herrscht das Ochsental hinauf freie Sicht auf eine Besonderheit dieser geführten Tour, die auch für Schneeschuhwanderer-Neueinsteiger mit etwas Kondition gut in zweieinhalb Stunden zu bewältigen ist – der höchste Gipfel Vorarlbergs: der formschöne Kegel des Großen Piz Buin, exakt 3312 Meter hoch, erstbestiegen von den beiden Schweizern Josef A. Specht und Johann J. Weilenmann im Sommer 1865. Heute gilt der Grenz- und gute Aussichtsberg zwischen Österreich und dem Schweizer Kanton Graubünden mit seiner Rundumsicht auf die Zentralalpen, die Ortler- und Bernina-Gruppe als beliebtes Hochtourenziel.

Sein Name stamme aus dem Rätoromanischen und ließe sich in etwa mit „Ochsenspitze“ übersetzen, was auf die bis heute praktizierte Nutzung der Region als Weideland zurückgehe. Der „Piz Buin“ sei zugleich Namensgeber für Kosmetika und Sportartikel. „Die weltweit erste und recht bekannte Sonnencreme hat ein Chemiker entwickelt, nachdem er sich bei der Besteigung des Berges 1938 einen Sonnenbrand zugezogen hatte“, erzählt Elisabeth Mangard weiter, während die Gruppe sich zum Einkehrschwung zum Silvretta-Haus hinüberbewegt.

Bevor die Schneeschuhe abgeschnallt werden und regionale Küche serviert wird, ist noch ein kurzes Innehalten in der Barbara-Kapelle, die dank der glasklaren Luft schon beim Start am Horizont als Tagesziel den Tagesausflüglern entgegenschimmerte, vorgesehen. „Sie ist den Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern gewidmet, die ihr Leben beim Stauseebau und auf der Flucht verloren“, erinnert sie an diese dunkle Seite der Geschichte und daran, dass sich hinter der beeindruckenden Alpenwelt auch die Zeitläufte von Krieg, Armut und Ausbeutung widerspiegeln.

Text / Fotos: Daniel Basler

Nähere Infos und Tipps zu den Wintersport-Aktivitäten und Unterkünften im Montafon finden sich auf den Seiten: www.montafon.at, www.silvretta-montafon.at, www.vorarlberg.travel, www.silvretta-bielerhöhe.at, www.gaschurn-partenen.at, www.bodensee.de/region/vorarlberg/montafon und www.austria.info

Besonderes Erlebnis: Das Alpenmosaik Montafon
Das „Alpenmosaik Montafon“ ist ein bestehendes, über 500 Kilometer langes Wegenetz, das mit vielen Informationen zu Kultur und Geschichte angereichert wurde. Auf Themenwegen kann man beliebig das Tal, den Rätikon, das Verwall oder die Silvretta erkundigen.
Die Region bietet das BergePlus-Programm an. Wer in einer BergePlus-Unterkunft wohnt, kann täglich kostenfrei an geführten Touren mit ausgebildeten Wander- und Naturführern teilnehmen. Die Touren finden schon ab einer Person statt.

Was ist im Lawinengebiet zu beachten: Sicherheitseinweisungen sind Standard einer geführten Schneeschuhwanderung – hier mit der Bergführerin Elisabeth Mangard – in der Montafoner Bergwelt. | Foto: Daniel Basler
In kleinen Gruppen geht es über die weiten Flächen der Bieler Höhe in der Silvretta und ihren Dreitausendern wie dem Piz Buin. | Foto: Daniel Basler
Mahnmal einer Großbaustelle: Die Barbara-Kapelle erinnert an die Opfer, die die Errichtung des Silvretta-Stausees in den 30er-Jahren gefordert hat. | Foto: Daniel Basler
Da die Silvretta-Hochalpenstraße im Winter gesperrt ist, kommt der sogenannte Tunnelbus zum Einsatz, um die Tourengeher und Schneeschuhläufer ins Hochgebirge zu bringen und dort wieder abzuholen. | Foto: Daniel Basler
Fallen in der Montafoner Kulturlandschaft ins Auge – die Maisässe: Dabei handelt es sich um kleine Anwesen, die früher zur sogenannten Drei-Stufen-Landwirtschaft gehörten. Heute sind sie begehrte Stätten der Erholung und Freizeitgestaltung. | Foto: Daniel Basler
An ihm kommt keiner vorbei: Der Montafoner "Sura Kees" ist ein regionales Naturprodukt und wird in der regionalen Gastronomie allerorten angeboten.  | Foto: Daniel Basler
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Daniel Basler aus Karlsruhe

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