13 Bomben entschärft oder gesprengt
Kampfmittelbeseitigungsdienst BaWü hatte 2024 viel zu tun

- Am 13. Mai 2024 wurde in Mannheim eine deutsche 250 Kilo-Brandbombe gefunden
- Foto: RP Stuttgart
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Region. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg (KMBD) hat auch vergangenes Jahr Bomben der beiden Weltkriege entschärft und kontrolliert gesprengt. Zudem wurden Kampfmittel, Waffen und Munition vernichtet. Neben zahlreichen Einsätzen zur Beseitigung von Kampfmitteln, verzeichnete der KMBD einen Anstieg der abgesuchten Flächen.
Der KMBD, im Regierungspräsidium Stuttgart, hat dabei 2024 insgesamt 13 Bombenblindgänger (2023: 16 Bomben) mit einem Gewicht von je mindestens 50 Kilogramm im Land unschädlich gemacht. Davon konnten elf Bomben von den KMBD-Fachleuten entschärft werden, zwei mussten kontrolliert gesprengt werden. „Die Mitarbeitenden des Kampfmittelbeseitigungsdienstes haben auch im vergangenen Jahr einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg vor den Gefahren zu schützen, die von den Hinterlassenschaften der beiden Weltkriege auch heute noch ausgehen“, so Regierungspräsidentin Susanne Bay. „Ihre Arbeit zeigt uns täglich aufs Neue, welche schlimmen Folgen kriegerische Auseinandersetzungen haben und wie wichtig es ist, für die Sicherung von Frieden in Europa einzutreten.“
811 Einsätze standen an
Neben den 13 Bombenblindgängern, deren Fund oft zu umfangreichen Absperr- und Evakuierungsmaßnahmen in den betroffenen Städten führte, mussten die Fachleute des KMBD täglich mehrfach ausrücken, um aufgefundene Kampfmittel und Munition zu bergen und einer ordnungsgemäßen Vernichtung zuzuführen. Bei insgesamt 811 Einsätzen (2023: 865 Einsätze) sammelten sie so 16.610 Kilogramm Kampfmittel und Munition (2023: 18.204 Kilogramm) ein, die auf Baustellen, Privatgrundstücken oder in freier Natur entdeckt worden waren. Wenn die Fundstücke noch transportsicher sind, werden sie auf das Gelände des KMBD gebracht, dort zwischengelagert und anschließend zu einer speziellen thermischen Vernichtungsanlage transportiert. Anderenfalls werden die Kampfmittel direkt vor Ort kontrolliert gesprengt und so vernichtet.
Zentrale Waffenannahme vernichtete mehr Waffen und Munition
In der ebenfalls beim KMBD angesiedelten zentralen Waffenannahme für die Behörden des Landes Baden-Württemberg wurden im Jahr 2024 rund 22.500 Waffen mit einem Gesamtgewicht von mehr als 35,1 Tonnen (35.120 Kilogramm / 2023: rund 18.600 Waffen, Gesamtgewicht 31.000 Kilogramm) angeliefert. Zusätzlich hat die zentrale Waffenannahme von Polizeidienststellen, Waffenbehörden und anderen Dienststellen des Landes 8.112 Kilogramm Munition (2023: 7.529 Kilogramm) entgegengenommen.
Deutlich mehr Flächen als im Vorjahr abgesucht
Stark gestiegen ist im Jahr 2024 die vom KMBD nach Kampfmitteln abgesuchte Gesamtfläche: Mit 485.576 Quadratmetern lag diese etwa fünf Mal so hoch wie im Vorjahr (2023: 98.633 Quadratmeter). Zum Vergleich: Das entspricht der Fläche von etwa 69 Fußballfeldern (2023: etwa 14 Fußballfelder). Verantwortlich für diesen starken Anstieg war vor allem eine Großbaustelle in Offenburg (Neubau eines Klinikums und eines Klinikcampus), die vom KMBD auf Kampfmittel abgesucht wurde.
Magnetangeln sorgt regelmäßig für Gefahr
Etwa 50 Mal musste der KMBD im vergangenen Jahr ausrücken, um Kampfmittelfunde von sogenannten Magnetanglerinnen und -anglern abzutransportieren und zu vernichten. Diese Funde von nicht fachkundigen Personen sind besonders gefährlich, da Funktionsweise und Zustand des Kampfmittels von Laien zumeist nicht beurteilt werden können. „Wir beobachten dieses Hobby mit Sorge“, sagte Bay. Was für manche ein spannender Freizeitvertreib ist, kann zum Beispiel in bebautem Gebiet oder belebter Umgebung schnell zu einer großen Gefahr für andere Menschen werden.
„Die Arbeit des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Baden-Württemberg ist unverzichtbar – gerade weil die Kampfmittel immer älter und unsicherer werden. Die KMBD-Fachleute verdienen höchste Anerkennung und Respekt. Ich danke allen Beteiligten für die reibungslose Zusammenarbeit“, so die Regierungspräsidentin.
Hintergrundinformationen
Im zweiten Weltkrieg wurden etwa 1,35 Millionen Tonnen Munition auf das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches abgeworfen. Alleine auf das Land Baden-Württemberg entfielen rund 100.000 Tonnen Abwurfmunition. Hiervon detonierten etwa 10 bis 15 Prozent nicht, so dass noch viele Bombenblindgänger in Baden-Württembergs Böden und Gewässern zu vermuten sind. Um diese Gefahren zu beseitigen, unterhält das Land Baden-Württemberg den Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD), der für das gesamte Landesgebiet zuständig ist, um aufgefundene Kampfmittel zu bergen, entschärfen und vernichten.
Blindgänger – also Kampfmittel aus dem zweiten Weltkrieg wie Granaten, Patronen, Minen oder auch Bomben, die unter anderem über den Industriezentren Baden-Württembergs wie Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Heilbronn, Friedrichshafen und Ulm abgeworfen wurden, aber nicht detoniert sind, stellen bis heute eine erhebliche Gefährdung für die Bevölkerung dar. Wann immer Blindgänger gemeldet werden oder Bauvorhaben auf Geländen anstehen, die über die Luftbildauswertung als besonders gefährdet gelten, kommt der KMBD zum Einsatz.
Die Spezialistinnen und Spezialisten des KMBD sind rund um die Uhr verfügbar und übernehmen den Abtransport und die Vernichtung schnell und professionell. Durch die voranschreitende Materialermüdung der Kampfmittel wie Zünderteile, Sprengstoffe nimmt das Gefahrenpotenzial und das Risiko der Selbstdetonationen zu. In diesen Fällen ist es erforderlich, dass das Kampfmittel vor Ort gesprengt wird. Hier sind dann umfangreiche Absperrungen und Evakuierungen notwendig, um die Sprengung ohne Gefährdung Dritter durchzuführen.
1946 wurden erstmals Sprengkommandos eingesetzt, die mit Fachleuten besetzt waren und so eine fachgerechte Beseitigung der Munition gewährleisteten. Hieraus entstand der KMBD. Zum 1. Mai 1971 wurde die Zuständigkeit auf das Regierungspräsidium Stuttgart übertragen. Derzeit sind 33 Mitarbeitende beim KMBD beschäftigt – darunter neun Feuerwerkerinnen und
Feuerwerker, zwölf Munitionsarbeiter und sieben Luftbildauswerterinnen und -auswerter. Bis zu neun Teams rücken täglich aus, um Blindgänger und Munition des zweiten Weltkrieges zu bergen. Ein Rufbereitschaftsdienst stellt die Einsatzfähigkeit rund um die Uhr und an Wochenenden und Feiertagen sicher. Leiter des KMBD ist Ralf Vendel, Stellvertreter ist Mathias Peterle


Autor:Jo Wagner |
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