Interview mit Vorsitzenden Kulturring Karlsruhe
Verzwickte Lage
Von Roland Kohls
Karlsruhe. Im Kulturring Karlsruhe ist die freie Kulturszene organisiert. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des Kulturrings Gérald Rouvinez-Heymel, dem Gründer des Substages, über die Aufgaben des Vereins, über die freie Kulturszene und deren aktuelle Lage.
Was ist eigentlich der Kulturring Karlsruhe? Was sind seine Aufgaben?
Gérald Rouvinez-Heymel: Der Kulturring Karlsruhe ist ein spartenübergreifender Zusammenschluss der freien Kulturszene in der Stadt Karlsruhe. Während sich in dem Verein bei der Gründung vor über 30 Jahren Musiker, Künstler, Schauspieler und so weiter organisierten, sind es heute vor allem die freien Kulturveranstalter. Der Kulturring vertritt die Interessen der freien Kulturszene gegenüber Politik und Verwaltung. Wir bieten unseren Mitgliedern aber auch einen Plakat- und Flyerservice.
Was sind die Schwierigkeiten, mit der die freie Kulturszene zu kämpfen hat?
Rouvinez-Heymel: Die freien Kulturveranstalter gehen in der Wahrnehmung von Politik und Verwaltung manchmal etwas unter. Dabei ist die freie Kultur ein bedeutender Faktor. Bei den rund 3.000 Veranstaltungen im Jahr kommen etwa 400.000 Besucher. In Karlsruhe gibt es insgesamt 20 Festivals von freien Veranstaltern, die viele Gäste in die Stadt ziehen. Das sind wichtige Standortfaktoren, die die Stadt lebenswert und nach außen sichtbar machen. Auch Unternehmen schätzen die kreative Atmosphäre beispielsweise am Alten Schlachthof. Und nicht zuletzt sind dies auch Umsätze, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Aber auch die Stadt bietet viel Kultur. Die Stadt macht da einen guten Job. Mit städtischen und freien Kulturangeboten ist die Stadt insgesamt gut und breit aufgestellt. Aber die freie Kultur muss immer wieder auf sich aufmerksam machen.
Und wie ist die freie Szene durch die Corona-Pandemie gekommen?
Rouvinez-Heymel: Wir haben die Corona-Krise bisher relativ gut überstanden. In Karlsruhe haben wir nicht nur Unterstützung vom Bund und vom Land bekommen. Für Künstler, Veranstalter und andere in der freien Szene arbeitende Menschen, die aus verschiedenen Gründen durch das Raster der staatlichen Hilfen gefallen sind, gab es auch Unterstützung von der Stadt. Da war die Stadt Karlsruhe sehr hilfreich. Aber Corona ist ja noch nicht vorbei…
Wie war denn der Sommer für die Veranstalter?
Rouvinez-Heymel: Die Zahl der Besucher ist im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren zurückgegangen. Die Menschen sind noch etwas zurückhaltend. Außerdem gab es etliche Absagen, weil beispielsweise Musiker an Corona erkrankt waren oder weil der Vorverkauf nicht gut lief. Wobei sich große Namen immer noch gut verkaufen, aber bei weniger bekannten Künstlern ist der Vorverkauf häufig schwierig. Jüngere Menschen haben weniger Angst vor Corona als ältere. Ich denke, die Agenturen müssen da auch umdenken und nicht zu früh Konzerte absagen. Viele kaufen Konzertkarten erst kurz vorher oder an der Abendkasse, weil sie Angst vor einer Absage haben. Und natürlich kommen jetzt auch die Energiekrise und die Inflation hinzu.
Wie wirken sich Inflation und Energiekrise das auf die freie Szene aus?
Rouvinez-Heymel: Sicher sind Inflation und die Inflationsangst auch ein Grund für die Zurückhaltung der Besucher. Und für die Veranstalter steigen gleichzeitig die Kosten, vor allem für Energie. Das ist eine ungute Mischung: Wenn die Veranstalter die Kartenpreise anheben, um die höheren Kosten auszugleichen, kommen noch weniger Menschen – eine verzwickte Lage… Aber tatsächlich wissen wir aktuell nicht, wie sich das alles auf die freie Szene auswirkt. Wir haben zurzeit eine Umfrage bei unseren Mitgliedern laufen. Mitte Dezember haben wir ein genaueres Bild über die Lage.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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