Aquatische Biodiversität durch Fischereibehörde gefördert
75.000 neue Glasaale ausgesetzt

Glasaalbesatz | Foto: Regierungspräsidium Karlsruhe
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Region. Der Europäische Aal ist eine der faszinierendsten Tierarten auf unserem Planeten. Obwohl bereits viele hundert Jahre an ihm geforscht wird, konnten nicht alle Rätsel seines Daseins gelöst werden. Allgemein ist der schlangenförmige Fisch weit bekannt und wird von vielen auch als Delikatesse geschätzt. Wissenschaftler haben es dennoch bis heute nicht geschafft, die natürliche Fortpflanzung des Aals zu beobachten oder vollständig nachzuvollziehen. Nach wie vor gelingt die künstliche Vermehrung des Aals nicht.

Hochleistungssportler und Sinnesweltmeister
Bei anderen Speisefischen, wie bei der Forelle oder dem Karpfen und auch bei zahlreichen Meeresfischen, stammt ein Großteil der Fische längst aus der Aquakultur. Dies bedeutet, dass jeder Europäische Aal ein Wildfisch ist und in der dunklen Tiefe der Sargassosee im Westatlantik geboren wurde. Sein Lebenszyklus zwischen Süßwasser und Meer ist hochkomplex sowie voller Gefahren. Der Aal ist ein Hochleistungssportler und Sinnesweltmeister gleichermaßen, der bei seinen Meereswanderungen nicht nur tausende von Kilometern in großer Wassertiefe zurücklegt, sondern auch einen der besten Geruchssinne in der Tierwelt besitzt. Er ist ein Wunder der Natur.

Der Glasaal ist ein frühes Stadium des Aals und ähnelt tatsächlich einer Glasnudel mit zwei Knopfaugen. Durch seine durchsichtige Haut ist das winzige, schlagende Herz zu sehen. Zwei Jahre lang lässt sich die Larve des Aals, welche die Form eines Weidenblattes hat, mit dem Golfstrom an die Küste Europas treiben. Heute gelangt nur ein Bruchteil an Glasaalen, wie noch vor 30 Jahren, an die europäische Küste. Erreicht die Aallarve Europa, hat sie sich vom „Weidenblatt“ in den Glasaal umgewandelt und steigt dann natürlicherweise in die Flüsse auf.

Dieser Weg ist jedoch häufig durch Dammbauwerke oder belastetes Wasser unterbrochen. Der Europäische Aal ist daher vom Aussterben bedroht und unterliegt sogar dem Washingtoner Artenschutzabkommen. Der Handel mit dem Europäischen Aal wird überwacht und unterliegt strengen Vorgaben. Außerhalb Europas ist der Handel vollständig untersagt. Es gibt zudem eine eigene Schutzverordnung der Europäischen Gemeinschaft für den Aal, die erforderliche jährliche Abwanderquoten vorgibt. Die Fischerei ist erheblich eingeschränkt. Durch zahlreiche Maßnahmen, einschließlich dem Aalbesatz, soll der Europäische Aal mittelfristig wieder eine sichere europäische Population bilden.

Schutz des Aals
Damit möglichst viele Aale überleben und abwandern können, ist die Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe mit Unterstützung der Landesbetriebe Vermögen und Bau in Karlsruhe sowie den ansässigen Angelvereinen seit Jahrzehnten für den Schutz des Aals aktiv. Aale sind im Rhein heimisch und finden auch in den Seitengewässern ausgezeichnete Lebensbedingungen und auch sehr gute Überlebenschancen vor.

Von Bedeutung ist, dass den Aalen im Rhein bei Karlsruhe flussabwärts bis zur Nordsee kein Hindernis im Weg steht, wenn sie nach rund fünf bis acht Jahren Aufenthalt den Rhein abwandern werden. Aale müssen ins Meer abwandern, um ihren Lebenszyklus zu schließen. Andernfalls würde die Art aussterben. Der Bestand des Europäischen Aals hat sich in den letzten Jahren zumindest im Rhein erholt.

25 Kilo Glasaale, rund 75.000 Tiere
Für solche Aal-Einsätze ist das Regierungspräsidium vorbereitet und ausgerüstet. Die angelieferten 25 Kilo Glasaale, rund 75.000 Tiere, wurden in dieser Woche an der Atlantikküste Frankreichs gefangen und über Nacht ins Verteilerzentrum nach Schleswig-Holstein transportiert. Dort wurden Sie auf den weiteren Transport vorbereitet und mit dem Fischtransporter in den Süden gefahren. Um den Besatz erfolgreich umzusetzen, müssen die Aktionen, vom Atlantik bis an den Rhein, zeitlich eng aufeinander abgestimmt werden. Es ist für einen guten Besatzerfolg wichtig, dass die jeweils nur rund 0,3 Gramm leichten Glasaale gezielt in Lebensräume mit guten Versteckmöglichkeiten besetzt werden, wo sie vor Fressfeinden sicher sind. Solche Bereiche finden sich in den versunkenen Holzstrukturen der Altwasser ebenso wie in den Steinschüttungen der Rheinufer.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe koordiniert noch weitere Artenschutzprojekte in regionalen Gewässern. Neben den heimischen Fischarten Atlantischer Lachs, Quappe, Strömer, Steinbeißer, Karausche und vielen anderen Arten müssen auch alle heimischen Muschel- und Krebsarten unterstützt werden, damit sie langfristig erhalten bleiben. Viele aquatische Tierarten im Regierungsbezirk sind trotz stetiger Verbesserungen ihrer Lebensräume nach wie stark gefährdet und vom Aussterben bedroht. Damit reihen sich die Artenschutzprojekte der Fischereibehörde in die Gesamtkonzeption des Landes ein, mit dem Ziel die Biodiversität im Land nachhaltig zu stärken.

Infos: Einst war der Europäische Aal (Anguilla anguilla) in zahlreichen Gewässern Europas weit verbreitet. Heute ist er in seinem Bestand massiv gefährdet. So ist das Glasaalaufkommen an den europäischen Küsten seit den 90er Jahren massiv zurückgegangen. Im Vergleich zu damals finden sich nur noch ein bis zwei Prozent der Glasaale an den Mündungen der großen Flüsse ein. Die Gründe für den Rückgang sind vielschichtig und sind letztendlich nach wie vor nicht abschließend erforscht. Wesentliche Anteile am Rückgang des Europäischen Aals haben der Glasaalfang wie auch der Verbau zahlreicher Gewässer. So finden einerseits in die Flüsse aufwandernde Aale immer weniger geeigneten Lebensraum vor, andererseits besteht für viele Aale an ungeschützten Wasserkraftstandorten nicht mehr die Möglichkeit, den Rückweg in die Sargassosee unbeschadet durchzuführen. Als Langdistanzwanderer zwischen den europäischen Flüssen und der Sargassosee im Atlantik hat der Aal Höchstleistungen zu meistern, um über tausende von Kilometern zu seinen Laichgründen zu gelangen. Der Lebenszyklus des Europäischen Aals ist dem des Atlantischen Lachses entgegengesetzt. Der Aal lebt im Süßwasser und wandert zum Laichen ins Meer. Zudem werden Parasiten und der Wegfraß durch fischfressende Vögel von Wissenschaftler als weitere wesentliche Faktoren für den Rückgang angeführt. Erschwerend kommt hinzu: der Europäische Aal lässt sich nicht künstlich vermehren.

Aufgrund der dramatischen Situation beim Europäischen Aal hat sich Baden-Württemberg zu Maßnahmen entschlossen. So war der Aal nach der Landesfischereiverordnung von Baden-Württemberg in den maßgeblichen Aallebensräumen im Rheingebiet 9 Jahre lang ganzjährig geschont. Das heißt, dass in den maßgeblichen Gewässern weder von der Freizeitfischerei noch von der Erwerbsfischerei Aale gefangen werden durfte. Heute ist der Fang zeitlich beschränkt und limitiert. Auf diese Weise soll der Anteil an Aalen, welche zum Laichen ins Meer zurückkehren, bestmöglich gesteigert werden.

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Glasaalbesatz | Foto: Regierungspräsidium Karlsruhe
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Jo Wagner

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