Fritzschs Sternstunde
Brucknererlebnis in der St. Bernhard Kirche

GMD im Sonderkonzert | Foto: Badisches Staatstheater
  • GMD im Sonderkonzert
  • Foto: Badisches Staatstheater
  • hochgeladen von Marko Cirkovic

In der gotischen Kirche St. Bernhard, mitten im Herzen von Karlsruhe, erlebte ich am 05. Juli 2024 einen Abend von tiefgehender Intensität, als die Badische Staatskapelle unter der Leitung von Georg Fritzsch die sechste Sinfonie von Anton Bruckner aufführte. Die Atmosphäre, in der sich dieses Konzert entfaltete, war von einer fast mystischen Qualität. Die langsam einsetzende Dunkelheit der sich verdunkelnden Kirche verlieh dem Raum eine besondere, beinahe heilige Stimmung.

Schon beim Betreten der Kirche spürte ich die besondere Akustik des Raumes. Jeder Schritt hallte wider, und ich wusste sofort, dass die Musik hier auf eine ganz besondere Weise klingen würde. Die hohen Decken und die steinernen Wände schienen wie geschaffen, um die Klänge zu tragen und zu vervielfachen, wodurch eine Resonanz entstand, die tief ins Innere vordrang. Als die ersten Töne erklangen, war es, als ob die Musik die Dunkelheit durchbrach und sich wie eine schützende Decke über die Zuhörer legte. Die sanften Vibrationen der tiefen Streicher fühlten sich an, als ob sie den Raum selbst zum Schwingen brachten.

Unter der Leitung von Georg Fritzsch begann die Badische Staatskapelle, Bruckners sechste Sinfonie zum Leben zu erwecken. Es war nicht nur ein Hören, es war ein Erleben. Die Musik durchdrang jede Faser meines Seins, führte mich durch die emotionalen Landschaften, die Bruckner so meisterhaft komponiert hatte. Die ersten Sätze waren wie ein Erwachen und Eintauchen, ein tiefes Atmen, das die gesamte Kirche mit Leben erfüllte. Die Klänge wurden zu greifbaren Wesen, die in der Dunkelheit tanzten und die Seele berührten.

Besonders eindrucksvoll war das Zusammenspiel von Dirigent und Orchester. Georg Fritzsch führte mit einer Hingabe und Präzision, die außergewöhnlich war. Seine Bewegungen waren klar und dennoch von einer fast tänzerischen Eleganz. Man konnte spüren, dass er nicht nur die Musik dirigierte, sondern sie lebte. Jeder Einsatz der Instrumente war exakt abgestimmt, jeder Klang fand seinen Platz in dem großen Ganzen. Es war, als ob Fritzsch und das Orchester eine einzige Einheit bildeten, die gemeinsam atmete und fühlte.

Die dramatischen Höhepunkte der Sinfonie waren überwältigend. Die kraftvollen Bläser, die majestätischen Streicher und das donnernde Schlagwerk vereinten sich zu einem gewaltigen Klangteppich, der den Raum erfüllte und mein Herz höher schlagen ließ. Diese Musik war kein bloßes Hören, sie war ein Kampf, ein Streben nach Licht und Erkenntnis. Jeder Akkord, jedes Crescendo erzählte eine Geschichte von Schmerz und Hoffnung, von Dunkelheit und Licht.

Besonders der letzte Satz hinterließ einen bleibenden Eindruck. Die Musik stieg zu einem triumphalen Finale auf, das alle vorherigen Spannungen löste. Es war, als ob ein langer, beschwerlicher Weg endlich sein Ende gefunden hätte. Die Klänge wurden heller, freudiger, und der Raum füllte sich mit einem Gefühl der Erlösung.

In diesem Moment, in dieser Kirche, unter der Leitung von Georg Fritzsch, wurde Bruckners sechste Sinfonie zu einem Erlebnis, das weit über das rein Musikalische hinausging. Es war ein spirituelles Ereignis, ein tiefes Eintauchen in die Seele der Musik. Die Kombination aus der besonderen Akustik des Raumes, der einfühlsamen Führung des Dirigenten und der herausragenden Leistung der Badischen Staatskapelle machte diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Autor:

Marko Cirkovic aus Durlach

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