BIOS - Corona - Notfall - Erweitwerung - Telefonangebot - Teilen Sie den Artikel via Facebook, WhatsApp...
Bundesweites telefonisches Hilfsangebot für „tatgeneigte“ und Betroffene Personen während der Corona-Krise eingerichtet
Die Behandlungsinitiative Opferschutz (BIOS-BW) e.V. bietet seit 26. März 2020 im Rahmen des Präventionsprojektes „Keine Gewalt – und Sexualstraftat begehen“ telefonische therapeutische Hilfestellungen für Menschen an, die befürchten, eine Straftat zu begehen. Insbesondere Personen mit sexuellen Phantasien gegenüber Kindern oder zu Gewalttaten neigende Personen können dieses kostenlose und anonyme Angebot nutzen.
Dieses Hilfsangebot steht nunmehr auch Menschen offen, welche die Begehung eines gewalttätigen oder sexuellen Übergriffs an sich, ihren Angehörigen oder ihren Kindern befürchten.
Bundesweite kostenfreie Hotline:
0800 70 222 40
(Montag bis Freitag, jeweils 9.00-18.00 Uhr)
Die Corona-Krise stellt unsere Gesellschaft vor eine nie dagewesene Herausforderung. In unsicheren Zeiten wie diesen sehen sich viele Menschen mit vielen Themen konfrontiert. Gesundheitliche Sorgen, existenzielle Ängste, finanzielle Engpässe, behördlich angeordnete häusliche Quarantäne oder etwaige Ausgangsbeschränkungen sowie der Verzicht auf sportliche Betätigung im Verein und vieles mehr werden die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland in den kommenden Wochen beschäftigen. Insbesondere die soziale Isolation wird für viele Menschen und Familien schwer zu bewältigen sein.
Aus psychologischer Sicht kann besonders eine drohende vollständige oder zumindest teilweise Ausgangssperre die Gefahr bestimmter Straftaten erhöhen. Gefühle der Einsamkeit oder Langeweile, Isolation, eine mediale Zunahme von Gefahrennachrichten und finanzielle Nöte aufgrund zunehmender beruflicher Unsicherheiten hinterlassen Spuren und führen zu einer Zunahme des Belastungserlebens. Depressionen, in manchen Fällen auch eine erhöhte Suizidgefahr sowie aggressives Verhalten können Begleiterscheinungen sein.
Aus forensischer Sicht kommt eine weitere Problematik hinzu: Vor allem bereitet erhebliche Sorge, dass sich kindliche Opfer im innerfamiliären Raum derzeit rund um die Uhr im Zugriffsbereich eines potentiellen Täters aufhalten, weil Kitas und Schulen geschlossen sind. Außerdem wissen wir aus der Therapie mit Konsumenten von Missbrauchsabbildungen im Internet, dass Faktoren wie Langeweile und Isolation zu einem erhöhten Konsum dieser illegalen Inhalte führen. Hinzu kommt noch, dass das Gefühl des „Herunterfahrens aller Institutionen“ den Eindruck entstehen lassen kann, die Justiz werde bestimmte Straftaten nicht herausfinden oder verfolgen, so dass auch in dieser Hinsicht eventuell wichtige Hemmungen zwischendurch wegbrechen. Auch Fälle von häuslicher Gewalt, insbesondere körperliche Übergriffe an Frauen, haben nach ersten Presseberichten bereits zugenommen.
Krisenangebote als wichtige Präventionsmaßnahmen
BIOS-BW e.V. hält daher therapeutische Angebote in Zeiten der Corona-Krise für unverzichtbar. „Opferschutz ist wichtig wie nie! Wir müssen zeigen, dass wir da sind“, so Klaus Böhm, erster Vorsitzender von BIOS-BW. „Es gibt Unterstützungsmöglichkeiten, die helfen, die Krise zu bewältigen. Und diese wollen wir den Menschen an die Hand geben.“
Sollte eine betroffene Person den Drang verspüren, übergriffig zu werden oder strafrechtlich relevante Inhalte konsumieren zu wollen, kann er oder sie unter der o.g. Hotline bei „Keine Gewalt – und Sexualstraftat begehen“ anrufen. Kostenlos und anonym ist dann eine psychologische Beratung in der Krise über das Telefon möglich.
Dieses Präventionsangebot ist vornehmlich eingerichtet für zur Gewalttätigkeiten oder Sexualstraftaten neigende Personen - unsere Therapeutenteam steht aber nunmehr als Erstanlaufstelle auch Personen zur Seite, welche die Begehung einen solchen Übergriffs an sich, ihren Angehörigen oder Kindern befürchten. Ist eine solche Straftat allerdings bereits begangen worden, sollte erste Anlaufstelle stets das örtliche Polizeirevier sein.
Bereits seit dem 1.1.2019 wird das BIOS-Therapieangebot für Menschen, die unter einer pädophilen Störung leiden, vom Spitzenverband der Krankenkassen (GKV) anerkannt und von dort aus finanziert. BIOS-BW unterhält seit 2015 das Präventionsprojekt „Keine Gewalt und Sexualstraftat“ begehen. Seit Gründung wurden 505 Personen im Projekt behandelt.
Mehr Informationen erhalten Sie unter www.bevor-was-passiert.de sowie unter www.bios-bw.com
Autor:Manfred Jung aus Karlsruhe |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.