Karlsruher Pflanzenerlebnis im August
Der Kakaobaum im Botanischen Garten trägt Früchte

Foto: Thomas Huber/SSG
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Vier Früchte sind aktuell am Kakaobaum im Warmhaus des Botanischen Gartens Karlsruhe zu sehen. Bereits im Gartenführer von 1888 ist ein Exemplar des „Theobroma cacao“ gelistet. Mit der Sanierung der Schaugewächshäuser 2018 bepflanzte man die Beete mit historisch nachweisbaren Pflanzen, darunter Exoten wie Kakao.

KAKAOPFLANZEN IN KARLSRUHE
Seit mehreren Jahren pflanzt das Team um Gartenleiter Thomas Huber auf der Basis historischer Quellen wieder den Pflanzenbestand des 19. Jahrhunderts im Freigelände und in den Schaugewächshäusern an. Dazu gehört auch der Kakaobaum im Warmhaus. Ursprünglich wachsen Kakaobäume in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. „Daher mag es unser Exemplar warm bei hoher Luftfeuchtigkeit. 25 Grad findet der Kakaobaum sehr angenehm“, erläutert Thomas Huber, der Leiter des Botanischen Gartens Karlsruhe. Das Karlsruher Exemplar stammt jedoch aus Stuttgart: Es wurde im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma gezogen und nach der Sanierung der historischen Gewächshäuser vor gut drei Jahren im Botanischen Garten Karlsruhe neu gepflanzt.

IMMERGRÜNES LAUB, ROTBRAUNE FRÜCHTE
Außer Wärme benötigt der Kakaobaum, der zu den Malvengewächsen gehört, einen halbschattigen Platz und einen durchlässigen Boden. Reichlich Wasser und kleine Düngermengen reichen aus, damit die Pflanze sich wohlfühlt. Sie zeichnet sich durch ihre immergrüne Laubkrone aus und kann in ihrer Heimat bis zu einer Höhe von 20 Metern wachsen ‒ das Karlsruher Exemplar ist circa drei Meter groß. Die Blüten sind eher unscheinbar und wachsen direkt am Stamm oder an dickeren Ästen. Nur ein geringer Teil der Blüten wird am Ende bestäubt oder befruchtet. Nach der Befruchtung entwickeln sich faustgroße Früchte, die eine Länge von bis zu 30 Zentimetern erreichen können. „Jede Kakaofrucht enthält rund 40 Samen, die Kakaobohnen“, verrät Gartenexperte Thomas Huber. Aktuell trägt der Kakaobaum im Warmhaus vier rotbraune Früchte.

DIE GÖTTLICHE SPEISE
„Es gibt mehrere Arten, aus denen Kakao gewonnen wird; der bekannteste Vertreter ist der Kakaobaum“, fährt Gartenleiter Thomas Huber fort. „Von der Frucht zur Schokolade ist es dann ein weiter Weg über Fermentierung und Röstung.“ Aus den öligen Kakaobohnen stellten bereits die indigenen Völker in Süd- und Mittelamerika ein nahrhaftes Getränk her, welches sie mit Mais, Pfeffer oder Honig mischten ‒ und „Göttergetränk“ nannten. Beschrieben wurde die Kakaopflanze erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts: Der schwedische Botaniker Carl von Linné griff die Bezeichnung der Mayas auf und gab der bekanntesten Kakaosorte den griechischen Namen „Theobroma cacao“. Er setzt sich aus den beiden Silben „theos“ für Gott beziehungsweise göttlich und „broma“ für Speise zusammen.

ZAHLUNGS- UND HEILMITTEL KAKAO
Während die Azteken den Kakao als Zahlungsmittel nutzten, sagten die Mayas der Kakaofrucht verschiedene Heilkräfte nach: Der rohe Kakao wurde gegen die Ruhr, Durchfallbeschwerden, Verdauungsstörungen und gegen Schwindel eingesetzt. Heute weiß man, dass eine Kakaobohne bis zu 300 wirksame Inhaltsstoffe enthält, die sich positiv auf den menschlichen Organismus auswirken können wie Magnesium, Kalzium und Eisen. Das Theobromin, welches im unverarbeiteten Kakao enthalten ist, senkt nachweislich den Blutdruck und hält den Herzkreislauf gesund, kann aber auch berauschende Zustände hervorrufen. Um 1900 war Schokolade daher nur in Apotheken erhältlich. Im rohen Zustand macht Kakao auch glücklich: Die Bohnen enthalten unter anderem Botenstoffe wie Serotonin, Endorphin und Dopamin.

LUXUSGENUSS IM BAROCK
Die ersten Kakaobohnen kamen vermutlich mit den Handelskompanien zu Beginn des 16. Jahrhunderts nach Europa, genauer gesagt: nach Spanien. Für das Jahr 1544 ist ein Gefäß mit geschlagener Schokolade als Freundschaftsgeschenk der Mayas für den spanischen König belegt. An Europas Adelshäusern wurde heiße Schokolade mit Zucker gesüßt schnell zum Modegetränk ‒ als teures Luxusgut, das sich nur die wohlhabende Oberschicht leisten konnte, diente es auch der Machtdemonstration und Repräsentation. Zusammen mit anderen exotischen Pflanzen aus fernen Ländern wurde der Kakaobaum in Europa kultiviert, in hellen und heizbaren Gewächshäusern, den Orangerien, später in den Schau- und Lehrgärten wie im Botanischen Garten Karlsruhe: Im Gartenführer von 1888 ist eine Kakaopflanze gelistet.

THEMENJAHR „EXOTIK. FASZINATION UND FANTASIE“
Der Botanische Garten Karlsruhe ist eines von 15 Monumenten des Landes, in dem Gäste in diesem Jahr den Spuren fremder Kulturen und ferner Kontinente folgen können: Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen nach Europa. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte die höfische Inszenierung um viele Glanzpunkte. Auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier und Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten überall auf der Welt zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur wie auf den Kakaoplantagen in Süd- und Mittelamerika: Zwischen 15 und 20 Millionen Menschen wurden von den spanischen Eroberern aus Westafrika nach Süd- und Mittelamerika verschleppt und zur Arbeit auf den Kakaoplantagen gezwungen. Heute wird „Nutzkakao“ in Mittel- und Südamerika, aber auch in Äquatorialafrika und Südostasien angebaut. Weltweit werden jährlich bis zu 4,8 Millionen Tonnen Kakao produziert.

Infos: www.botanischer-garten-karlsruhe.de

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Jo Wagner

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