Ensemble am Marktplatz wieder zugänglich in Karlsruhe
Ein Platz für alle im Herzen der Stadt

Foto: wow.pics.ka
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Karlsruhe. Auch in diesen Zeiten kann man Plätze und Einrichtungen eröffnen - mit Abstand und Hygieneregeln. So auch den Karlsruher Marktplatz am Samstag, 10/10/2020.

Seit über 100 Jahren ist der Karlsruher Marktplatz nun wieder ein Platz ohne Bahnen und Autos, naja, Lieferfahrzeuge, Rettungsdienste und Polizei fahren weiter drüber. "Ein Ort für Fußgänger", wie Karlsruhes OB Frank Mentrup bei der Eröffnung betonte. Dass dabei mehrere Radler quasi durch die Anwesenden fuhren, ist wohl eine Randnotiz, die bei der Planung irgendwie untergegangen ist bei einem zentralen Platz in der Stadt.

Ein wichtiger Ort für Karlsruhe
Der Marktplatz sei ein wichtiger Ort für Karlsruhe, damit auch die Stadt ihre Magnetwirkung weiter entfalten könne. Dabei ist ein funktionierender Mix aber wichtig; ob Angebote, Gastro, Events, Kultur oder natürlich auch den Handel. Es muss aber auch alles erreichbar bleiben, das ist sehr wichtig. Da bringt das Abriegeln der Zufahrten, wie oftmals gefordert, nichts,  die Erreichbarkeit muss gewährleistet bleiben. "Wir brauchen die Region", so der OB deutlich.

Neue Platten, neues Pflaster, neue Anlage, Bänke, Mülleimer, ein neues Gefälle des Platzes, Wasserspiele - alles hell rund um die Pyramide, genügend Platz für die vielen Events im "Wohnzimmer der Stadt", wie es Bürgermeister immer gerne nennen. Eine Spur dunkleres Pflaster wäre vielleicht als Akzentpunkt punktuell ansprechender für die Fassaden um den Platz herum. Es bleibt zudem abzuwarten, wie der Platz mit Schmutz, Kippen und Kaugummis "umgeht". Aber Stadtgründer Karl Wilhelm würde es sicher gefallen, wie es 305 Jahre später aussieht. 

Lebendig bleiben
Innenstädte sind üblicherweise lebendige Orte, abgesehen von einigen Städten im Westen der Republik, die sich leider nicht in dieser Richtung entwickeln. Denn für die Attraktivität einer Innenstadt ist das Angebot, der Mix des Angebots, besonders entscheidend. Cafės sind kein "Stand alone" für die Anziehungskraft einer City, sie sind durchaus als attraktives Beiwerk zu sehen. Wenn Geschäfte weg sind und Events ausbleiben, gehen auch die Cafės und Lokale, das sollten auch Planer wissen, das war schon beim Aufkommen der Passagen im 19. Jahrhundert so. Keine Geschäfte, keine Angebote, keine Kundschaft: Da gehen auch Lokale in Zentren ein. Eine klassische "lose-lose situation", die eigentlich im Rathaus und Gemeinderat bekannt sein sollte. Zumindest ist so etwas auch im Grundkurs Stadtmarketing zu erlernen.

Umrisse der Konkordienkirche werden sichtbar
Auch der restaurierte Ludwigsbrunnen wurde am heutigen Samstag wieder in Betrieb genommen, mit musikalischer Untermalung durch das Blechbläser-Quintett des Badischen Staatstheaters. Das munter Plätschern des Brunnens am einen Ende, die kinderfreundlichen Wasserspiele am anderen Ende des Platzes sorgen so für eine leichte Verbesserung des Mikroklimas am Marktplatz. Zudem sollen bald auch die Umrisse der ehemaligen Konkordienkirche wieder im Pflaster sichtbar sein, "eingefräßt" werden. Die Konkordienkirche war die erste und zentrale Kirche von Karlsruhe, eigentlich dem Schloss zentral gegenüber gelegen. Doch die schnell wachsende Stadt sorgte dafür, dass weder Kirche noch der davor entstandene kleine Marktplatz der Entwicklung genügte, sie stand schlicht im Weg, musste 1807 dann weichen. Fundamente liegen übrigens noch am Originalplatz. Friedrich Weinbrenner errichte über der Gruft der ehemaligen Konkordienkirche die Pyramide mit dem Grabmal des Stadtgründers Karl Wilhelm von Baden.

Angebote in der Stadt
Auch im weiteren Umfeld des marktplatzes gibt's Live-Musik: Zum Finale der Sommer-Tour ist zudem das "Fest-Citymobil" auf wechselnden Plätzen in der Karlsruher City unterwegs. Auch allerlei Wissenswertes gibt's zur Karlsruher Stadtgeschichte: Im Rathaus widmet sich eine Ausstellung dem Werk des Stadtbaumeisters Weinbrenner (bis 21 Uhr), der den Marktplatz samt Gebäudeensemble, Pyramide und Ludwigsbrunnen baute. Ganz nah kommt man dem Gestalter von Karlsruhes zentralem Platz in der Evangelischen Stadtkirche: Die Krypta mit seinem Grab kann bis 22 Uhr besichtigt werden.

Abend in der Stadt
Mit Einbruch der Dunkelheit setzen Lichtinstallationen die Highlights des neugestalteten Marktplatzes eindrucksvoll und unaufdringlich in Szene, schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die zusammen mit den Lichtelementen der „Leuchtenden Einkaufsnacht“ die Innenstadt zum Strahlen bringen. Über 60 Leuchtkegel in der Innenstadt, die interaktive Lichtinstallation „Orbitals“ auf dem Friedrichsplatz, eine leuchtende „Love Bench“ als Fotomotiv in der Herrenstraße und die Leuchtelemente „Swans“ am Brunnen des Kronenplatzes sorgen bis zu später Stunde für eine außergewöhnliche Shoppingatmosphäre in der Kaiserstraße und den Seitenstraßen.

Erfreulich: Das Verhalten der Besucher
„Wir waren sehr zufrieden mit der hohen Disziplin und dem Verständnis, das die Menschen für die notwendigen Schutzmaßnahmen aufbrachten und die Zeit und die Geduld, die sie mitbrachten“, so Martin Wacker, Geschäftsführer "Karlsruhe Marketing und Event", die das dezentrale Rahmenprogramm organisierte. Die Menschen nahmen sich Zeit, um entspannt zu flanieren und das wiedergewonnene Flair des zentralen Marktplatzes zu genießen. Die begleitenden kulturellen Beiträge mit Live-Musik, Artistik, dem Fest-Citymobil, der Weinbrenner-Ausstellung im Rathaus und der großen Fotoausstellung mit historischen Marktplatz-Bildern sorgten für kurzweilige Unterhaltung und luden zur Beschäftigung mit der Stadtgeschichte und dem zentralen Werk des Stadtbaumeisters Friedrich Weinbrenner ein.

Einblicke
Zum Abstieg in den Karlsruher Untergrund bietet Tunnelbauer KASIG einen "Tag der offenen Baustelle": Die künftige unterirdische Haltestelle Kaiserstraße (heute: Lammstraße) wird mit Licht und Klängen inszeniert, konnte mit Voranmeldung besichtigt werden.

Infos: Rund 9,2 Millionen Euro wurden für den Platz in die Hand genommen. Mehr Infos unter www.karlsruhe-erleben.de

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Autor:

Jo Wagner

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