Jahre hat es gedauert, Kritik gehagelt ...
Endlich kommt eine offizielle Fußgänger-Querung in der Durlacher Allee
Karlsruhe. Auch wenn es die Verkehrsbetriebe heute am 29. Juni 2022 als neue "Errungenschaft" verkaufen: Jahre hat es gedauert, etliche Einsprüche, viele Anregungen bei den Ämtern der Stadt Karlsruhe, Reklamationen von Bürgerinnen und Bürgern, Interventionen und Hinweise vom Bürgerverein, Betrachtung durch die Polizei ... denn quasi über Nacht wurde vor gut zwei Jahren der gut genutzte (aber inoffizielle) Übergang über die Durlacher Allee zwischen Bernhard- und Lachnerstraße "verrammelt". In der Tat "verrammelt", denn es war der angenommene Weg für viele Bürger, die nach dem Bau der Tunnelrampe eben nicht 500 Meter Umweg über das Durlacher Tor oder bis zum Gottesauer Platz laufen wollten. Sie nahmen es in Kauf, dass sie dabei dann auch Straße und Schienen überqueren mussten - aber es war ja wie die ganzen Jahre zuvor auch.
Bürgerwille deutlich engagierter als städtische "Hindernisse"
Aber es kann oder darf wohl nicht sein, was nicht ins Konzept von Planern passt: Längst war es ein sichtbarer "Trampelpfad", der an dieser Stelle durch das Grün verlief, den Bürger jahrelang nutzten, der aber dann von städtischer Seite dicht gemacht wurde. Es ging in den Antworten von Stadt und Verkehrsbetrieben stets um die Begriffe "Sicherheit" und "keine Alternative": Wie der Begriff "Brandschutz" mittlerweile in Karlsruhe - aber durchaus auch so etwas wie ein Totschlagargument!
Mit den Füßen abgestimmt
Der Übergang wurde zugemacht: Erst wurden Holzpfosten aufgestellt, die aber nicht wirklich ein Hindernis für Bürger darstellten, also wurde von städtischer Seite "aufgerüstet"; es kamen noch Querstangen hinzu, die Bürger aber nicht wirklich aufhielten, man stieg einfach darüber, sie wurden sogar eines Tages auch abgerissen, um mit dem Rad wieder durchzukommen. Also hat die Stadt erneut aufgerüstet, einen Metallzaun aufgestellt, der aber über die Brüstung der Tunneleinfahrt an der Durlacher Allee zunächst für sportliche Fußgänger auch überwunden werden konnte - also wurde erneut "angepasst", so dass die Stelle dann "dicht" war - und nur noch von sportlichen Menschen überklettert werden konnte. In all den Monaten wurde angefragt, hier doch wieder eine Querung zu ermöglichen: Konkrete Zusagen und zeitliche Antworten gab es leider keine.
Maßnahmen kommentiert
Was für ein Aufwand: Dabei wollten Bürger einfach nur wie früher von einer Seite der Oststadt zur anderen Seite ihres Stadtteils kommen, denn die Option wurde durch die Tunnelabfahrt der Bahn klar erschwert. Immerhin finden sich in der nördlichen Seite des Stadtteils deutlich mehr Geschäfte für den täglichen Bedarf. In der Herrenalber Straße spricht die Mehrheit im Gemeinderat gerne von einer "trennenden Wirkung" des Stadtteils durch die Straße - hier wurde das Trennende erst durch die Stadt geschaffen, war aber im Gemeinderat kein Thema.
Aber es blieb für Bürgerinnen und Bürger ein Thema, die immer wieder nachhakten, jahrelang - und voila: Am 29. Juni 2022 kommt die Meldung von den Verkehrsbetrieben, "das städtische Tiefbauamt, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe und die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft haben heute eine neue Fußgänger-Querung in der Durlacher Allee auf Höhe der Lachnerstraße in Betrieb genommen."
Neu ist das jedenfalls nicht
Eine "Querungsmöglichkeit" bestand an sich ja schon seit Jahren, wenn auch nicht gepflastert, mit Ampel und so! Jetzt aber könnten "Passant*innen (sic!) entlang dieser vielbefahrenen Allee, die eine wichtige Ost-West-Verbindung in der Fächerstadt darstellt, sicher, barrierefrei und komfortabel die andere Straßenseite erreichen – ohne dabei in Konflikt mit anderen Verkehrsteilnehmern zu geraten", so die Mitteilung der Verkehrsbetriebe im Wortlaut.
Verwunderlich: Wenn es Passanten sind, sind es expressis verbis "vorbeigehende Fußgänger", die nicht queren, sondern en passant entlang der Straße laufen. Das sollten auch die Verkehrsbetriebe wissen. Bürger aus der Oststadt sind zudem erstaunt über die Formulierung, dass es eine "wichtige Ost-West-Verbindung" sei, denn die hat die Stadt Karlsruhe ja vor Jahren zurückgebaut und mit Hindernissen ausgestattet, immerhin ist es ja auch von der Autobahn die Zufahrt zum Wildparkstadion. Doch die Durlacher Allee ist schon lange nicht mehr leistungsfähig, was man bei Spielen des KSC an den entsprechenden Staus im Umfeld erkennen kann, auch an den Schleich- und Umgehungsfahrten durch das Wohngebiet zum Stadion.
Über Kosten wurde nichts gesagt
Der "neue Überweg", der sich nun westlich der Rampe des Stadtbahntunnels befindet, schaffe ein "weiteres verbindendes Element" für Fußgänger - so die Verkehrsbetriebe in ihrer Pressemitteilung - zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Quartiers und lasse dadurch die Oststadt auch ein bisschen enger zusammenrücken. Der Übergang ist übrigens auch für Fahrradfahrer eingerichtet, die können an dieser Stelle auch wieder queren.
Auch auf Nachfrage keine Angabe zu den Kosten
ein interessanter Ansatz: Man teilt, damit man es danach mit großem Aufwand und Kosten "ein bisschen enger zusammenrücken" kann. Über die Höhe der Kosten wurden aber leider keine Angaben gemacht - auch auf Nachfrage gaben die Verkehrsbetriebe keine Angaben zur "verbauten Summe". Die städtische Kasse scheint es dann wohl herzugeben.
Jetzt gibt's auf jeden Fall wieder einen Übergang, ohne Kletterei, aber mit Ampel. Doch ob die Straßenbahnen auf dieser "Ausweichstrecke" dann auch an dieser Stelle bei der Fußgängerampel ein "Vorrecht" hat, wurde nicht erläutert. Bislang war an dieser Stelle, so die Polizei Karlsruhe, jedoch kein Unfallschwerpunkt in der städtischen Statistik!
Autor:Jo Wagner |
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